31/1. Enya

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Was auch immer das Problem gewesen ist, warum wir nicht raus durften. Es war verdammt schnell wieder erledigt gewesen. Ich hatte eher damit gerechnet, dass wir über Stunden unsere Unterkunft nicht würden verlassen dürfen, aber dann ging es doch recht fix. 
Uns wurde nur gesagt, dass wir nicht zu nah an die Grenze heran kommen sollten, aufgrund der aktuellen Lage. 
Aber das sollte ja soweit kein wirkliches Problem für uns sein. 
Ein ziemlicher Teil der Jungs hat es auch gleich genutzt und ist nach draußen. 
Ich konnte sie da auch recht gut verstehen. Für zwei bis drei Personen war die kleine Unterkunft toll, doch mit fünfzehn Personen, war das hier einfach überfüllt gewesen.
Jetzt waren gerade nur noch die beiden Mädchen, Ray und ich hier. 
Simon und Shane nutzen eben die Gelegenheit und powerten sich gerade etwas aus, um klarer denken zu können. 
Nachdenklich über die vorherige Unterhaltung zwischen Darmin, Ray und mir, konnte ich es mir nicht verkneifen, immer mal wieder zu Madeleine zu schauen. 
Könnte meine Idee wirklich funktionieren?
Oder gab es vielleicht noch eine andere Lösung?
Ich hoffe es so sehr.
Madeleine und ich hatten sicherlich keinen einfachen Anfang gehabt. Aber in einer so komplizierten Situation zu sein, hat sie wirklich nicht verdient. 
Vor allem da sie eben das alles nicht wollte. 
Es war eben für die meisten Menschen ein absoluter Alptraum zu einem Werwolf zu werden. Allein mit denen zu tun zu haben, war für die meisten schon mehr als genug Ärger. 
Jedenfalls unter den jetzigen Umständen. 
Aber wer wusste, vielleicht war es irgendwann in der Zukunft wirklich anders sein könnte. 
Auch wenn es für mich eher unmöglich schien war es eben doch nicht ganz ausgeschlossen, dass es irgendwann in der Zukunft harmonischer zwischen Menschen und Werwölfen ablaufen könnte. Nur war eben klar, dass dies eben auch nicht allen auf beiden Seiten gefallen würde. Denn nicht nur Werwölfe konnten über Generationen hinweg nachtragend sein. 
Vermutlich würde es untern den Menschen eine Bewegung geben, die Fordern würden, komplett frei zu sein und das war einfach mit der ganzen Gefährtensache nicht möglich. 
Es würden Werwölfe dann niemals ihre zweite Seelenhälfte finden, da sie bei dieser Gruppe sind. Und das erscheint mir dann doch sehr grausam. Vor allem wenn man weiß, dass die Person da sein muss, da alle anderen ausgeschlossen werden können. Denn auch Werwölfen haben sich ihren Partner nicht ausgesucht. 
Die Wache, die hier den einen Abend stand war eben doch auch das beste Beispiel, wie viel Leid es für einen Werwolf bedeutet, nicht mit ihren zweiten Seelenteil leben zu können. Und er hatte eben nichts falsch gemacht. 
Seine Gefährtin hatte einfach nur furchtbare Angst vor Werwölfen und wollte ihn gar nicht erst kennen lernen. 
Das konnte man ihr aber auch nicht verübeln. 
Werwölfe gingen sehr gerne sehr schlecht mit Menschen um.
Wenn es sich eben nicht gerade um Gefährten von Werwölfen handelte, taten viele Wölfe eher so, als wären Menschen irgendwelche Schädlinge, auf denen man herum treten konnte. 
ich wollte vermutlich gar nicht wissen, wie die Geschichte an diesem Tag ausgegangen wäre, wenn nicht Darmin mich an dem Tag gefunden hätte, an dem meine Mutter verstorben ist, sondern irgendein anderer Werwolf. 
Im 'besten' Fall hätte man mich wahrscheinlich zu meinem 'Vater' zurückgebracht. Auch wenn ich das wahrscheinlich auch nicht bis heute überlebt hätte. Es war ein fast so schlimmes Monster, wie einige Werwölfe und auch wenn meine Mutter mich so gut es ging von allem abgeschirmt hatte, hab ich doch mehr als genug mitbekommen, um zu wissen, dass das was er tat falsch war. Doch gab es für solche Fälle einfach kaum ein entkommen für Menschen.
Immerhin war man in ein und der selben Stadt gefangen. Wenn er uns gesucht hätte, hätte er uns garantiert früher oder später gefunden und als sein biologisches Kind hätte ich zu dem Elternteil gemusst, dass 'besser' für mich sorgen könnte und ein festes Dach wäre da ein besseres Argument gewesen. 
Vermutlich hätte ich den entsprechenden Werwolf eher genervt. Immerhin war ich in Tränen aufgelöst gewesen an dem Tag. Und allein wie der Beta von Darmins Vater sich mir gegenüber Verhalten hatte, hat mir einen Eindruck verschafft, was er vielleicht getan hätte, wenn ich nicht die Gefährtin eines Werwolfs gewesen wäre. 
,,Enya?", flüsterte Elise mir leise zu. Fragend sah ich sie an: ,,Was gibt es?"
,,Irgendwas ist doch nicht in Ordnung, oder? Allen schauen die ganze Zeit so Ernst. Madeleine fällt es glaub ich aufgrund der Schmerzmittel nicht so auf, aber ich bin doch nicht blöd."
Unsicher sah ich zu Ray, der selbstverständlich auch jedes Wort gehört hatte. 
Der zuckte aber nur mit den Schultern und formte mit den Lippen Worte, die man als 'Musst du entscheiden' interpretieren könnte.
Kurz blickte ich zu Madeleine rüber, die am schlafen war. Ray hatte ihr vorhin ernst noch eine Dosis Schmerzmittel gegeben und das hatte sie ziemlich müde gemacht. 
Ich schluckte das unwohle Gefühl im Hals runter und antwortete leise: ,,Der Alphawolf der euch angegriffen hat, hat Madeleine den verwandelnden Alphabiss verpasst."
,,Oh scheiße", sagte diese nur leise und sah mich geschockt an. 

Wolfsseele - unerwartete FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt