Wolfsseele - unerwartete Feinde

11. Gina

,,Ist das ernsthaft euer Ernst?!," rief ich Luke entgegen: ,,Tyler will ernsthaft einen Krieg anzetteln?"
,,Das hast du nicht ganz richtig verstanden"; kommentierte Luke das ganze. 
,,Ähm... Wie soll man dann bitte die Suche nach verbündeten verstehen? Die brauchen wir ja nicht, weil alles so großartig gerade ist!"
,,Es ist eine Sicherheitsmaßnahme. Wir Werwölfe sind für gewöhnlich nicht so Kampf vernarrt, wen es offensichtlich ist, dass wie massiv unterlegen sind. Wenn Tyler also die Mehrheit hinter sich hat, läuft alles entspannt über die Bühne und niemanden passiert was. Außer eben den Wölfen, die tatsächlich gegen unser Recht verstoßen haben."
,, Wäre es in dem Zuge nicht fast einfacher, die ganzen alten Alphas, die ja wenn ich mir unsere Gäste vorhin so angesehen habe, eher das Problem sind, zu entledigen, abzusetzen, in Ruhestand versetzten oder was man sonst so mit diesem machen würde?"
,,Das ist nicht so einfach. Seit dem Ende des Krieges gilt, dass nur ein geborener Alphawolf zum Alpha eines Rudels werden kann, wenn er seinen zweiten Seelenteil gefunden hat."
Ich seufzte genervt auf und verdrehte die Augen.
,,Warum muss der ganze Kram bei euch so kompliziert sein."
,,Mein liebe Gefährtin, ich möchte dich daran erinnern, dass du nicht wie die meisten Menschen aufgewachsen bist. Auch Menschen machen sich Sachen wesentlich komplizierter als sie sein müssten. Davon bist du darüber hinaus auch keine Ausnahme. Wenn ich mich richtig erinnere warst du es doch gewesen, die so getan hat, als würde sie nicht ein einziges Wort aus unserem Mund verstehen."
Erneut verdrehte ich die Augen. 
,,Und jetzt mal angenommen, es läuft so schief wie ich es befürchte: Was mache ich dann?"
,,Wie meinst du das?", fragte Luke irritiert. 
,,Ich bin absolut unfähig in diesem ganzen Werwolf Kram und bitte widersprich mir da nicht, dass ist nämlich ein Fakt. Wenn wir hier angegriffen werden, was mache ich dann? Mich verstecken? Denn Kämpfen kann ich nicht, selbst weglaufen wäre vermutlich blödsinnig überhaupt zu probieren. Was machen ich wenn ich sehe dass du oder Jared  angegriffen und verletzt werdet? Als Werwolf dieses Rudels bin ich darüber hinaus verpflichtet meine Luna und meinen Alpha zu schützen, was mache ich wenn ich es nicht kann?"
Ich raufte mir die Haare und sah Luke verzweifelt an. 
,,Gina..."
,,Sei ehrlich, du hast da auch keine gute Antwort für, oder etwa doch?"
Er zögerte. 
,,Nein", antwortete er: ,,Ich hab keine gute Antwort."
Wir schwiegen beide einen Moment lang.
,,Wir könnten mehr üben", schlug er vor.
,,Und wie lange haben wir dafür? Tage vielleicht eine Woche? Was kann ich wirklich in der Zeit realistisch lernen. Vor allem wenn wir bedenken, mit welchem Tempo ich bisher voran gekommen bin."
,,Ich könnte ja jetzt sagen, dass du zu pessimistisch daran gehst, aber leider muss ich deiner Einschätzung zu stimmen. Es würde maximal kurzfristig unser Gewissen erleichtern, aber effektiv ist es wahrscheinlich wirklich nicht."
Er schien einige Zeit darüber nach zu denken. 
,,Ich hätte da vielleicht doch eine gute Idee."
,,Und die wäre?", fragte ich. Immerhin wollte mir nichts einfallen. 
,,Du könntest als letzte Wache für die Anwesenden Menschen dienen."
,,Als was?", fragte ich verwirrt. 
,,Es gibt bei Zwischenfällen immer noch einen Werwolf, der als Wache für die im Rudel lebenden Menschen dient. Also zum Beispiel deine Großmutter oder aber auch die Gefährtin von Alpha Darmin."
,,Und was mache ich wenn wir dann doch angegriffen werden?"
,,Ich will ehrlich sein. Wenn Werwölfe wirklich bis dahin in ein Rudel vordringen und tatsächlich den Menschen, die ja im Normalfall alles Gefährten sind von Werwölfen, etwas an tuen wollen, ist es sowieso schon vorbei. Dann ist das Rudel hinüber und das würde mit verdammt hoher Wahrscheinlichkeit niemals passieren. 
,,Niemals ist ein verdammt großes Wort."
,,Ja. Ihr würdet darüber hinaus noch in ein WSZ gebracht werden."
,,In eine dieser seltsamen Zellen die unter dem Bau des alten Rudelhauses waren?"
,,Ja genau. Die sind verdammt sicher. Ein Werwolf in Gestalt kann diese Tür niemals aufkriegen und es gibt tatsächlich ein geheimes System diese von innen zu verriegeln, um so Zugang von außen komplett zu verhindern."
Ich überlegte.
An sich war es wirklich etwas was ich könnte. Nur eben was mich doch ein wenig störte war, dass es auch eben nur ein Menschen machen könnte.
Wieso war ich nur so ein unbegabter Werwolf?
Vermutlich würden mich selbst Lilys Kinder, sobald sie alt genug waren um sich zu verwandeln, mich locker in allen Fähigkeiten übertrumpfen.
Und da redeten wir immerhin von locker 5 Jahren in der Zukunft.
Ob es wohl in den Aufzeichnungen des Rudels Berichte über so unbegabte Werwölfe wie mich gab?
Nun, ich würde es nicht herausfinden. Ich tat mich dafür noch schwer genug mit einzelnen Buchstaben...
Wenn man so recht überlegte, konnte man fast denken, dass ich weder als Werwölfin noch als Mensch die grundlegenden Fähigkeiten hatte, die alle anderen um mich herum zu haben schienen.
Einzig un allein als Gefährtin war ich zu gebrauchen. Und das hatte mich ja, trotz all meiner Unfähigkeit, gleich doppelt getroffen.