Wolfsseele - unerwartete Feinde

31/4. - Enya

Ganz offiziell saßen Darmin, Ray und ich im Büro vom diesem Oberalpha und seiner Luna, sowie dem Rudelarzt Luke.
Es war die offizielle Besprechung zur Lage.
Hauptsächlich ging es eben darum zu klären, wie man mit der Situation rund um Madeleine umgeht.
Es war eben etwas, was es in der Art noch nicht gegeben hat.
,,Ihr habt euch sicherlich auch Gedanken gemacht. Ist euch eine Idee gekommen?", fragte Alpha Tyler in die Runde.
Darmin antwortete: ,,Nun meine Gefährtin hatte einen Vorschlag gemacht. Nur wäre da die Frage der Machbarkeit. Vor allem da in einer Woche der nächste Vollmond ist. Ray hatte die Möglichkeit auch nicht ganz ausgeschlossen, dass du so möglich wäre, er wollte es aber nicht allein entscheiden. Unsere Idee wäre, nicht nur den Gefährtenbiss nachzuholen, sondern auch den Alphabiss zu wiederholen. Da mein Vater Tod ist, sollte so eine Verbindung zu meinem Rudel und mir entstehen, statt zu meinem toten Vater. Wir sind uns eben nur nicht ganz sicher, ob es so wirklich funktionieren würde. Ganz davon abgesehen, dass Madeleine davon sicherlich nicht begeistert wäre und wir uns auch den weiteren Konsequenzen, auch für meine Gefährtin, bewusst sind."
Interessiert hörten alle Beteiligten zu. Als Darmin zum Ende kam, sah der Oberalpha zu seinem Arzt.
,,Was sagst du?", fragte er schlicht.
,,Ich weiß es nicht Alpha. Es ist sowas eben nicht durchgeführt worden und niemand kennt die Konsequenzen von zwei Alphabissen. Nicht das so eine ähnliche Problematik entsteht, wie bei unsere Gefährtin. Sie hat ja auch drei Bisse erhalten. Nur eben zwei Gefährtenbisse und nicht zwei Alphabisse. Wir können nicht sagen, welche Auswirkungen das hat. Ich würde da unsere Idee persönlich aus Sicherheitsgründen vorziehen, da man so weniger Risiko eingeht. Und, dass darf man eben nicht außen vor lassen, man könnte Enya einen Biss ersparen, zu dem sie, so wie ich es nach ihre Reaktion einschätze nicht so begeistert wäre. Auch wenn wir alle da nicht die besten Beispiele sind, sollten wir es nicht so leicht hinnehmen, dass Menschen so etwas angetan wird, ohne das sie es wirklich wollen. Nur eben das Mädchen Madeleine wird auch in unserem Plan nicht um den Gefährtenbiss herumkommen. Aber das ist immer noch weniger als ein zweiter Alphabiss."
Der Alpha nickte nur.
,,Gut, dann finde ich es nur angebracht, dass wir auch unsere Idee vorstellen. Auch wenn Schlussendlich ihr entscheiden müsst. Immerhin hätte unsere Idee wesentlich größere Auswirkungen auf weit mehr Werwölfe, als eure Idee."
,,Was wäre denn eure Idee?", fragte Darmin interessiert. 
,,Unser Vorschlag beruht auf einem anderen sehr alten Fall in unserem Archiv, an dem sich eine unserer Rudelältesten erinnerte", sagte die Luna: ,,Bei diesem Fall starb der Alpha des Rudels kurz nachdem er einen Alphabiss durchgefüht hatte. Sein Sohn übernahm das Rudel und es ergaben sich keine merkbaren Konsequenzen für die Gefährtin."
Darmin knirschte mit den Zähnen: ,,Nun ist das Problem, dass mein Vater und ich zwei verschiedene Rudel sind..."
Der Oberalpha nickte.
,,Das wissen wir und es ist auch bewusst, dass es seit der Übernahme meines Vorgängers, Alpha Mason, nicht mehr üblich bei uns ist, dass Söhne ihre Väter ablösen. Doch ist es eben nicht unmöglich und wäre in unseren Augen eine Möglichkeit, die man in Betracht ziehen sollte."
,,Darmin", murrmelte Ray, nachdem der Oberalpha zu Ende gesprochen hatte: ,,Wir haben uns doch für diese Lebensform entschieden, weil wir nicht so Leben wollten, wie die anderen. Du wolltest doch am allermeisten zurück zu unseren Wurzeln. Vor allem wolltest du weit weg von dem Rudel deines Vaters. Du weißt doch wie die Alten im Rudel sind."
Angestrengt rieb sich Darmin die Schläfen. 
Unsicher sah ich in die Runde. 
Ich konnte nicht wirklich einschätzen, wie Darmin sich entscheiden würde. Und das schien auch, den Blicken nach zu Urteilen, niemand anderes zu können. Nach knapp zwei Minuten der Stille drehte er sich abrupt zu mir um.
Mit ernstem Blick sah er mir in die Augen, nahm dabei meine Hände in seine und hielt sie zusammen fest.
,,Enya... Wärst du wirklich bereit, dich für Madeleine jetzt schon zu einem Werwolf beißen zu lassen? Die erste Verwandlung tut verdammt weh und du wirst auf einen Schlag ebenfalls mit dieser ganzen Gefährtensache konfrontiert. Das ist unglaublich überwältigend die erste Zeit, das kannst du mir glauben. Auch bist du dann schon die Luna des Rudels, mit allen Aufgaben die dazu gehören. Das Verhalten der anderen Jungs wird anders zu dir werden, nicht viel, aber anders. Einfach weil die Luna eine extrem wertvolle Person für ein Rudel ist. Rudeln mit Luna geht es einfach faktisch besser als ohne. Bist du wirklich bereit das zu machen?"
Fest schaute ich ihm in die Augen. 
,,Selbstverständlich", sagte ich und meinte es auch so. Auch wenn ich Angst hatte, besonders vor den Schmerzen, dass hier war wichtiger als ich. Viel, viel wichtiger als ich und meine Wünsche.
Darmin sah mir weiter in die Augen während er tief durchatmete. 
In seinem Blick sah ich Entschlossenheit. 
Er drehte sich zurück zu den anderem am Tisch und sah den Oberalpha und dessen Luna direkt an. 
,,Ich übernehme das Rudel meines Vaters!"