19. Lily

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Die noch anwesenden Alphas waren lautstark am diskutieren.
Das Handeln von Alpha Darmins Beta sorgte für einiges an Diskussionsstoff.
Jeder hatte da doch eine leicht andere Meinung.
Auch wie wahlweise Alpha Darmin oder Tyler reagieren sollte und wie sie es in deren Fall handhaben würden.
Nur eben mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass keiner von ihnen da offiziell etwas mitzureden hatte.
Der Mord an einem Alpha, ganz egal wie schlecht er war, brachte einem einen haufen Ärger ein.
Nun lag es an Tyler, ob er das Strafmaß Fällen will oder es dem Alpha des Wolfes überließ.
Nur eins stand auf jeden Falk fest: Der Beta würde von irgendeiner Form der Strafe nicht verschont bleiben.
Auch wenn das ausmaß der Strafe sicherlich Auslegungssache war.
Doch hier wurde gerade alles diskutiert.
Nun, jedenfalls bis zu dem Moment in dem ein offensichtlich schlecht gelaunter Alpha Darmin den Saal betrat. 
Allein seine Ausstrahlung und sein Gesichtsausdruck machte allen anwesenden, selbst wenn sie nicht wussten wer er war, klar, dass er der Alpha von dem Wolf war, der einen anderen Alpha ermordet hatte. 
Man hätte gerade wohl eine Stecknadel fallen hören können. 
Doch waren es nur Darmins Schritte, die im Saal zu hören waren. 
Als er stehen blieb, war es einen Moment ganz still. 
Tyler trat an meine Seite. 
Ich sah ihm in Gesicht an, dass es ihm nicht ganz gefiel, wie die Situation aussah.
Er fragte sich gerade wohl selber, was die bessere Idee war. 
Den Beta selbst bestrafen und so den Alpha in so weit zu verschonen, dass er nicht seinen engsten Vertrauten bestrafen musste oder dies dem Alpha selbst zu überlassen und so zu zeigen, dass er den Alpha, auch von sehr kleinen Rudel, genügend Autonomie zustand und das er ihm zutraute fair und angemessen auf die Situation zu reagieren. Hierbei war aber das Problem, dass Tyler sich nicht sicher sein konnte, dass Alpha Darmin ein solches Urteil fällen würde. Es bestünde durchaus die Möglichkeit, dass dieser eine viel zu geringe Strafe wählen würde und die anderen Alphas fordern würden, dass Tyler diese nach oben korrigierte. Das wäre ein derber Schlag und würde zeigen, dass dieser Alpha in Anbetracht von anderen Rudelführern nicht in der Lage war sein Rudel zu leiten. Das wäre mit die schlimmste Schande, die ein Rudel haben kann. 
Immerhin waren Rudel auf ihren Alpha angewiesen und noch nie hatte sich ein Alpha als unfähig gezeigt. Es würde eine Ausnahme schaffen, die immer weitere Kreise ziehen konnte. 
,,Alpha Darmin", grüßte Tyler sein gegenüber und dieser senkte nur den Kopf.
Es war eine seltsame Atmosphäre.
Die meisten schienen kaum atmen zu wollen.
,,Du weißt vor welcher Entscheidung ich stehe?", fragte Tyler.
Sein Gegenüber nickte.
,,Was wäre dein Wunsch?", fragte er den anderen Alpha und überraschte so doch etwas den Saal. Es war mehr als unüblich, dass Tyler in seiner Position die Wünsche der Betroffenen so offen berücksichtigen wollte.
,,Ich stelle mich hinter eure Entscheidung", sagte der Werwolf nur.
Das war vermutlich auch nur die einzige Antwort, die die anwesenden Menge an Alphas akzeptiert hätte.
,,Doch muss ich eine Sache zuvor wissen", ergänzte er nach einem Moment des Schwigens.
,,Und das wäre?", fragte Tyler.
Im Saal kam dabei etwas Unruhe auf.
,,Was mache ich mit der vom Toten Alpha gebissenen Gefährtin von einem meiner Wölfe? Es war ein Alphabiss. Das hat mir sowohl mein Arzt wie auch euer Rudelarzt bestätigt. Sie wird sich am nächsten Vollmond verwandeln. Selbst wenn wir den Gefährtenbiss nachholen, ist sie somit kein Teil meines Rudels. Immerhin müssen die menschgeborenen Gefährten immer von dem Alpha gebissen werden, zu dessen Rudel sie gehören."
Lauteres Raunen kam im Saal auf.
Diese spezielle Information hatte sich augenscheinlich doch nicht so sehr verbreitet wir der Rest.
In vielen Gesichtern war Besorgnis zu sehen.
Es war eben ein Szenario, dass kein Alpha selbst durchleben wollte.
Immerhin war ein Wolf ohne Rudel eine katastrophe ohnegleichen.
Vor allem wenn sie auch noch einen Gefährten hatte.
Immerhin gab es einen Grund, warum man niemals Menschen wahllos als Alpha Biss und so verwandelte.
Werwölfe brauchten die Stabilität und gerade die menschgeborenen Wölfe wären ohne ihre Gefährten einfach verloren.
Verloren in diesem ganzen Wolfsein und ohne das Gef0hl nach der ersten Verwandlung jemanden zu haben auf dem man als Instinkt vertrauen konnte. Ganz egal was zuvor war.
Das Problem war riesig und auch Tyler hatte da keine Antwort zu. Ich sah es ihm an.
Allein sein Blick verriet mir, dass er nicht wusste, was nun das Richtige war. Ob es da überhaupt eine Richtige Lösung gab, war da gleich die nächste Frage.
Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass das alles nicht mehr anders als durch den Tod der Beteiligten zu lösen war.
Und das war nicht nur mir und Tyler klar, sondern auch einem Großteil der Anwesnden.
Doch auch sie blickten uns nur ratlos an.
Es war ein Dilemma zu dem niemand zumindest eine Lösungsidee zu haben schien.

Wolfsseele - unerwartete FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt