24/3 Gina

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Anscheinend wollte man mir wirklich nicht meine Ruhe gönnen. 
Ich war gerade erst mit meinem Bad fertig gewesen, als Jared plötzlich wieder da war und mir eröffnete, dass ich gleich morgen früh ein Treffen mit unserer Luna und den Gefährtinnen der ganzen anderen Alphas. 
Ich wusste zwar ehrlich nicht warum ich da sein sollte, immerhin bin ich keine Gefährtin eines Alphas, sondern die des Betas und des Rudelarztes. 
Doch als ich meinen Mund aufmachen wollte, hängte Jared gleich hinterher, dass der Alpha, also Tyler, dass so entschieden hatte. 
Es war also nichts, worüber ich ehrlich eine Wahl gehabt hätte.
Das war es irgendwie auch, was mich am Werwolfleben am meisten störte. 
Wenn ein Alpha entschied, hatte ich rein gar nichts mehr anderes zu sagen, alles andere wäre respektlos. 
Vermutlich hätte ich das jetzt auch gerade nicht so negativ aufgeschnappt, wenn Lily oder Tyler mir selbst bescheid gesagt hätten. Immerhin war ich mit Jared sowieso nicht gerade auf einem grünen Zweig.
Er hatte sich immerhin immer noch nicht bei mir entschuldigt und schien auch das Thema von vorher nicht mehr ansprechen zu wollen.
Jared schien es wohl eher nach dem Standpunkt vergessen ist vergeben zu betrachten. 
Nun, ich hatte eben nicht vergessen und würde es nicht bis dahin tun, als das er sich entschuldigt hätte. 
,,Na... Hat Jared sich bei dir entschuldigt?", fragte Luke, als ich die Küche betrat.
Ich warf ihm nur einen vielsagenden Blick zu. 
,,Oh man, echt nicht? Er war ja schon vorher recht stur, aber seit er Beta ist, ist es nur noch schlimmer. Ich werde ihm nachher jedenfalls nochmal ins Gewissen reden."
,,Ich weiß nicht was es ehrlich noch bringen soll. Er scheint doch lieber so zu tun, als sei rein gar nichts passiert."
Luke stellte den Herd aus und kam auf mich zu. 
Vorsichtig nahm er mich in den Arm. 

,,Was ist denn hier los?", fragte auf einmal Jared. 
,,Das kann ich dir sagen, mein liebes Bruderherz. Unsere Gefährtin ist wirklich nicht glücklich darüber, wie du sie heute behandelt hast. Deine Gefährtin hat einfach was besseres verdient. Ja, du bist der Beta, doch das entschuldigt nicht alles."
,,Ich hab das doch alles nicht so gemeint", sagte er und klang dabei ernsthaft empört über das was Luke ihm gerade gesagt hatte.
,,Da hat sich mehr als offensichtlich, sich die Botschaft verändert, von dem was du gewollt hast auszudrücken und das was angekommen ist. Du kannst dich jetzt gerne empört oder missverstanden fühlen, doch auch Gina fühlt sich nicht richtig von dir behandelt. Das solltest du bei deinen nächsten Worten auf jeden Fall ebenfalls bedenken."
Ich hörte Jared leise seufzen. 
Unsicher drehte ich meinen Kopf ein Stück, so dass ich ihn sehen konnte. 
Er sah ziemlich bedrückt aus. Doch nicht nur er konnte stur sein, sondern auch ich. 
Finster blickte ich ihn an. 
,,Gina..."
,,Solange deine nächsten Worte nicht, 'es tut mir leid' sind, kannst du es gleich bleiben lassen. Ja, du bist der Beta, doch das recht fertig dein Verhalten von heute nicht."
,,Du hast recht. Es tut mir leid. Ich könnte jetzt versuchen mich zu rechtfertigen, aber seien wir ehrlich... Ich könnte wahrscheinlich nichts sagen, was du nicht schon weißt. Und es ist trotzdem alles keine wirkliche Entschuldigung", sagte Jared leise. 
Ich nickte und atmete tief durch.
,,Was ist das morgen wo ich hin muss?"
,,Die Gefährtin von Alpha Darmin hat wohl ziemlichen Eindruck hinterlassen. Dessen Beta ist nämlich noch am Leben. Tyler und Lily haben sich darüber hinaus dem eigentlichen Ziel wieder gewidmet, welches diese ganze Veranstaltung haben soll: die Verbesserung des Verhältnisses zwischen Menschen und Werwölfen. Tyler hielt es an der Stelle nur für vielleicht angebrachter, die Menschen und menschlich geborenen erst unter sich reden zu lassen, um wirklich die Misstände klären zu können."
,,Und warum soll ich da zwischen den ganzen Lunas und künftigen Lunas sitzen? Ich passe in diese Gruppe doch gar nicht rein."
,,Aber du hast einen ganz anderen Erfahrungshintergrund. Auch ist deine Familie da doch schon eher das extrem Beispiel zu was unsere Behandlung die Menschen treibt."
Ich dachte einen Moment über das ganze nach."
,,Ich glaub aber trotzdem das ich da die falsche für bin. Immerhin bin ich nicht die Generation, die die Stadt verlassen hat. Meine Großmutter wäre da doch sicherlich eine viel bessere Wahl als ich. Was soll ich erzählen und beitragen können, was sie nicht tausendmal besser als ich könnte?"
,,Du willst da echt nicht hin, was?" merkte Luke zwischendrin scherzhaft an.
,,Ne, wie kommst du darauf", antwortete ich sarkastisch und verdrehte die Augen: ,,Warum sollte ich vielleicht mit meiner Zeit etwas besseres beziehungsweise etwas angenehmeres vorhaben als über Stunden zu diskutieren. Und das wird Stunden dauern, wenn nicht sogar Tage. Bei euch Werwölfen muss es ja immer gleich so sehr eskalieren."
,,Nein, nein meine liebe Gefährtin. Nicht bei 'euch Werwölfen'. Du vergisst augenscheinlich immer noch gerne, dass du mittlerweile auch einer bist. Wenn es nicht so wäre, würdest du jetzt auch nicht dieses wunderschöne Prickeln fühlen, oder?", sagte Luke und strich mir über meine Wange. 
Ja, er hatte schon irgendwie recht... Dieses Prickeln würde ich sonst wirklich nicht spüren und das war doch sehr angenehm. 

Wolfsseele - unerwartete FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt