Stürmisches Wiedersehen

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!Kayas Point of View!
Ich werkelte grade in der Küche rum, genauer gesagt ich machte Frühstück für Lucie und mich. Eben diese kam auch grade, genau zum richtigen Zeitpunkt, in die Küche.
„Morgen", begrüßte ich sie.
„Morgen. Können wir heute Mittag vielleicht noch in diesen kleinen Laden gehen? Da gibt es einen Spiegel, den ich voll gerne für mein Zimmer hätte. Und Mom hat mir auch das Geld dafür gegeben."
„Ja, können wir machen." Dann kam ich immerhin aus diesem Haus raus. Wir aßen ganz in ruhe auf und saßen auch als wir damit fertig waren noch eine ganze Weile in der Küche. Ich musste gestehen, dass ich schon ziemlich froh war, dass meine Eltern nicht mehr da waren. Es war so einfach viel entspannter, sowohl für mich, als auch für Lucie. Wobei ich ja glaubte, dass die zwei Wochen für Lucie doch ganzschön lang werden würden. Aber mal abwarten.
„Wann wolltest du denn los?", fragte ich sie irgendwann.
„Wann können wir denn los?", fragte sie zurück. Ich sah auf die Uhr, es war jetzt schon kurz vor zwölf.
„Ich müsste mich noch fertig machen, aber dann könnten wir los, wenn du willst. Und wir könnten uns ja unterwegs was fürs Mittagessen mitnehmen, wenn du willst." Sie nickte eifrig und verschwand nach oben, wahrscheinlich um sich fertig zu machen. Ich räumte währenddessen noch schnell die Küche auf und ging dann ebenfalls nach oben. Ich zog mir nichts Spezielles an, nur ein schwarzes Spitzentop, eine weiß-schwarz gemusterte Shorts, schwarze, flache Stiefelletten und einen Haufen metallicschwarzer, dünner Armreifen. In eine kleine schwarze Tasche packte ich alles Nötige und schon konnte es losgehen. Unten im Flur wartete Lucie schon auf mich und wir gingen sofort los.
„Ich hab mir was überlegt." Okay, dass konnte entweder was super gutes, oder was super schlechtes sein.
„Was denn?", fragte ich sie also.
„Du könntest dich doch einfach die zwei Wochen mit deinen Freunden ganz normal treffen. Ich meine, ich kann mich ja auch schon alleine beschäftigen und dann kannst du Paul wieder sehen."
„Hör mal Lucie, das ist echt nett von dir, aber das geht nicht."
„Warum denn nicht?"
„Du hast Dad doch gehört, er hat gesagt er wird es erfahren, wenn ich mich mit Freunden treffe. Und du kennst ihn, wenn er etwas sagt, dann ist es auch so."
„Ja schon, aber Paul kann sich ja zu uns Reinschleichen." Ich musste lachen, obwohl ich daran auch schon gedacht habe.
„Pass auf Lucie ich mach das schon, okay. Wenn du mir echt helfen willst, dann sag einfach Mom und Dad nichts, wenn du jemanden bei uns zu Hause siehst."
„Gut, dann hab ich nichts gesehen oder gehört, wenn Mom und Dad wieder da sind." Ich drückte sie kurz an mich und wir gingen in den Laden, im dem Lucie den Spiegel kaufen wollte. Die Spiegel war zwar ziemlich klein, aber auch echt schön. Er war silbern, aber mit rosanen und blauen Perlen verziert, was auch sonst? Das Ding kostete fast 50 Dollar?! Soviel würde ich auf keinen Fall dafür ausgeben, aber wenn Mom ihr den Spiegel kaufte, würde ich auch an ihrer Stelle auch nicht nein sagen. Und sie sah sehr zufrieden aus, als wir den Laden verließen. Jetzt stellte sich nur noch die Frage: Wo sollten wir uns was zu Essen kaufen? Kim hatte mal einen kleinen Baguettladen erwähnt, vielleicht könnte uns ja jemand sagen, wo wir diesen finden würden. Eine etwas ältere Frau und ungefähr gleichaltriger Mann mit Schnauzer kamen uns entgegen. Die Frau schien eine Indianerin zu sein, der Mann allerdings nicht. Ich beschloss die beiden nach dem Weg zu fragen.
„Entschuldigen Sie? Könnten sie mir vielleicht sagen, wie ich zu diesem Baguetteladen komme?" Sie blieben stehen und die Frau antwortete mir freundlich: „Aber natürlich mein Kind, du musst nur die Straße weiter runter gehen und dann rechts. Dann müsstest du es auch schon sehen."
„Okay, vielen Dank." Wir gingen, wie die Frau es gesagt hatte, weiter und kamen ziemlich schnell bei dem Baguetteladen an. Wir bestellten uns jeder ein Baguette, wir hatten auf dem Weg beschlossen einfach gleich dort zu essen, und setzten uns an einen kleinen Tisch am Fenster.
„Du Kayaaaa?" Sie zog meinen Namen in die Länge und ich wusste was jetzt kommen würde. Sie wollte mich mit Sicherheit irgendwas fragen, was mir vielleicht nicht so super gefallen würde.
„Was denn?" Sie schaute auf ihren Teller und wurde rot. Oha...jetzt war ich neugierig.
„Ich hab da mal eine Frage." Ne, wirklich?, dachte ich ironisch.
„Dann frag doch!"
„Ähmm...also...ich...ich wollte mal wissen wie...wie das so ist. Also ich meine, wenn...wenn man einen...einen Jungen küsst?" Oh man...
„Kommt drauf an."
„Und worauf?" Lucie war noch roter geworden, ihr war das ganze sichtlich peinlich.
„Naja, ob der Junge küssen kann und, ob du es auch willst."
„Und wenn das alles so ist."
„Dann ist es unglaublich." Ich musste, als ich so mit ihr redete, an Paul denken. Ich musste generell die meiste Zeit an Paul denken.
„Also hast du schon mal jemanden geküsst?"
„Ja klar."
„Auch Paul?"
„Ja" Darüber dachte sie wohl erstmal nach, denn sie sagte eine ganze Weile nichts mehr.
„Und meinst du mich küsst auch mal jemand?" Himmel, sie war doch erst zwölf, wieso machte sie sich darüber schon Gedanken?
„Klar wird dich auch mal jemand küssen!"
„Dann ist ja gut." Damit schien das Thema für sie abgehakt zu sein und ich hatte dem auch nichts mehr hinzuzufügen. Wir aßen noch auf und machten uns dann wieder auf den Weg nach Hause. Lucie ging sofort in ihr Zimmer. Toll und was machte ich jetzt? Ich ging erstmal in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Als ich meine Tasche auspackte fiel mir mein Handy in die Hand. Ob ich Paul wohl anrufen sollte oder besser gesagt könnte? Vielleicht hatte er ja gar keine Zeit. Bevor ich weiter darüber nach dachte, hatte ich seine Nummer auch schon gewählt und es klingelte.
„Kaya?"
„Ja, hey. Störe ich?"
„Nein quatsch gar nicht!" Es tat unglaublich gut seine Stimme zu hören und ich fing vor Aufregung sogar an ein bisschen zu zittern.
„Das ist gut." Danach herrschte erstmal Schweigen ehe mir rausplatzte: „Ich hab dich vermisst." Paul zog hörbar Luft ein und sagte dann: „Ich dich auch. Kaya ich muss dich unbedingt sehen!" Oh, er war so süß. Er klang richtig verzweifelt.
„Ich weiß...aber du kannst ja schlecht durch mein Fenster kommen, ich meine das ist im ersten Stock."
„Klar kann ich durch dein Fenster kommen. Da steht doch ein Baum." War das jetzt sein ernst?
„Jetzt echt?"
„Klar. Sag mir nur, wann ich kommen kann und ich komm." Dieser Mann war doch wirklich verrückt! Aber das gefiel mir.
„Kannst du heute ganz spät abends kommen? So um 23h?"
„Ja. Lass dein Fenster dann einfach auf."
„Okay, dann sehen wir uns heute Abend?"
„Ja. Bis später."
„Bis dann." Ich legte auf und sah auf die Uhr. Toll, es war erst 15h. Was sollte ich denn jetzt den ganzen Tag noch machen bis Paul kam? Wobei ich immer noch stark bezweifelte, dass er durch das Fenster reinkommen könnte. Ich meine es stand zwar ein Baum, gar nicht weit von meinem Fenster entfernt, aber trotzdem. Ich warf mich jetzt aber erstmal auf mein Bett und fing an, die zweite Staffel Gossip Girl noch einmal zu gucken, um mir die Zeit zu vertreiben. Zu meiner Überraschung funktionierte es sogar. Ein Steinchen flog gegen mein Fenster, und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon kurz vor elf war. Ich stand auf, klappte meinen Laptop zu und ging zum Fenster, welches ich dann öffnete. Unten stand Paul, nur in einer Shorts.
„Geh vom Fenster weg! Ich komm hoch." Ich tat wie er mir gesagt hatte und schon stand er vor mir und hielt mich im Arm. Ich schlang meine Arme um ihn und drückte mich noch näher an ihn. Ich genoss seine Wärme und eine ganze Zeit lang standen wir einfach nur so da. Ich drückte mein Gesicht an seine Brust und holte tief Luft. Ja, ich hatte ihn echt vermisst. Er streichelte meinen Rücken und ich sah ihn an. Er erwiderte meinen Blick und dann küsste Paul mich. Ich klammerte mich an ihn und es war fast so, als wären wir beide am verhungern. Paul schob mich rückwärts zu Bett und wir legten uns darauf. Dann wurde der Kuss noch intensiver, falls das überhaupt möglich war. Meine Hände fuhren über seinen Rücken und ich spürte das Spiel seiner sich bewegenden Muskeln. Es war einfach nur berauschend. Seine Hände blieben auch nicht untätig, sie wanderten unter mein T-Shirt und streiften meinen BH. Ich bekam eine Gänsehaut, schob aber seine Hand wieder weiter nach unten. Ich wollte ihm ja keine unnötigen Hoffnungen machen. Er sah mich an und fragte: „Alles okay?"
„Ja schon." Ich löste mich von ihm und setze mich richtig auf mein Bett. Auch Paul setzte sich jetzt richtig hin und sah mich an.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht bedrängen, oder zu schnell machen." Er sah mich entschuldigend an und ich sagte: „Hast du nicht, aber Lucie schläft nebenan und..." Ich ließ den Satz offen.
„Ja, kann ich verstehen." Ich hatte das Gefühl er wollte noch mehr sagen, aber da erklang wieder dieses Wolfsheulen. Und Paul stand auf.
„Ich muss jetzt gehen. Ruf mich an, wenn ich wieder kommen kann." Er gab mir einen schnellen Kuss auf die Stirn und dann war er weg. Ich ging zum Fenster und sah raus, aber weit und breit nichts zu sehen. Sehr seltsam.

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Kaya and the LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt