Erste Einblicke

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Die Tür wurde von einen Mann mittlerem Alters geöffnet, die grauen Haare in alle Himmelsrichtungen abstehend und die Hände schmutzigen.
Er hatte wohl den ganzen Tag geschleppt und geschraubt, zumindest erklärte ich mir sein auftreten so und seinem Blick nach zu urteilen, hatte er auch nicht damit gerechnet heute noch Besucher zu empfangen.

Etwas irritiert sah er meine Mom an, die die Kuchenplatte angehoben hatte, als würde sie den Grund für unser erscheinen damit erklären wollen.
Einen kurzen, zu langen, Moment sprach niemand, dann öffnete der Mann den Mund,
„'Tschuldigung, kann ich Ihnen helfen?", fragte er, noch immer sichtlich verwirrt.

„Natürlich, natürlich, es tut uns leid, dass wir Sie so überfallen, aber wir haben Sie und ihren zauberhaften Sohn (Mom zwinkerte mir zu, ich sah demonstrativ weg), heute Morgen ankommen sehen und wollte Sie in der Nachbarschaft begrüßen, wir wohnen dort (sie zeigte auf das Haus direkt nebenan) und ich bin Astrid", damit schob sie ihre kleine Hand unter der Kuchenplatte durch und der fremde Mann nahm sie zögernd in die seine.

Das reichte meiner Mom, ein strahlen bildete sich in ihrem Gesicht, „Ich bin mir sicher, wir werden uns prächtig verstehen, dass neben mir ist mein reizender Mann, Christoph und meine Kinder, Levin und Romy. Geht ihr Sohn auch hier in die örtliche High School? Ich denke er und Romy könnten gleich alt sein, dann könnte sie ihm alles zeigen. Es ist doch immer schwer wenn man nichts kennt.".

Mir war absolut klar, dass sie versuchte mich näher an den Jungen zu bringen und dass genau vor seinem Vater, unauffällig kniff ich ihr von hinten in den Rücken, was ihren Gesichtsausdruck nur noch neckender und ihr grinsen breiter werden ließ.

Auch der Mann, der nun erstmals die Gelegenheit bekam, mehr als 3 Worte hintereinander zu sprechen, legte die Stirn etwas in Falten.
Er sah aus als würde er den Informationsfluss meiner Mom zu filtern versuchen und auch, als ob er sich eingestehen müsste, zu müde für diese Aufgabe zu sein.

„Okay", er kratze sich an seiner Stirn, sprach langsamer als zuvor, scheinbar unsicher ob er den nächsten Satz wirklich so meinte, oder ob er glaubte, ihn doch bereuhen zu werden.
„Ich bin Dave, ähm, ja, kommen Sie doch herrein, dann können wir ein Stück Kuchen essen, es ist wohl aktuell etwas chaotisch."
Und mit diesen Worte machte er die Tür frei und ließ uns eintreten.

—————

Erst als wir den Kuchen so gut wie aufgegessen hatten, ließ sich sein Sohn das erste Mal blicken.

Die Tür klickte, etwas schweres fiel in den Flur und es klang als würden Schuhe wahllos in eine Ecke geschleudert werden, nachdem der Gegenstand gefallen war.

„Arvid, wir haben Besuch!", wir hatten uns lange mit Dave unterhalten, seine Stimme war die ganze Zeit über höflich gewesen, höflich, freundlich, aber bestimmt.
Jetzt war sie nur noch bestimmt, und als würde sein Sohn, der, wie ich jetzt wusste, Arvid hieß, dies realisieren, stand er postwendend in der Küche.

Der Atem blieb mir stehen, er sah von nahem noch viel besser aus, als aus der Ferne.
Die Schultern breit, seine Haut in einem Oliveton.
Er trug ein weißes Shirt, darüber eine Lederjacke, welche an seinen Armen leicht spannte und seine dunklen Haare lagen ähnlich zerzaust in seinem Gesicht, wie sie seines Vaters.
Der Kiefer war kantig, aber genauer konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, denn ich war zu verlegen lange hinein zu sehen. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass ich ihn angaffen würde.

Es ging eine unglaubliche Stärke und ein so großes Selbstbewusstsein von ihm aus, dass ich das Gefühl hatte auf meinem Stuhl zu schrumpfen.
Ich spührte wie mein Herz unruhiger wurde, nicht dieses unruhige pochen, dass man fühlt wenn man verliebt ist, sondern eher eine Unruhe, die mich unsicher werden ließ.

„Arvid das ist Romy, sie geht auch hier zu Schule, dein Jahrgang, sie wird dir morgen alles zeigen. Ich erwarte, dass du morgen pünktlich bist!"

Vater und Sohn sahen sich an, keiner zuckte, keiner blinzelte.

Es war die ganze Zeit frisch in der Wohnung gewesen, aber nun fühlte es sich so an, als würde die Temperatur nochmal um ein paar Grade sinken und ich wusste, dass auch meine Familie diesen Zustand bemerkte.

Dann nickte Arvid langsam „Schön!" brummte er und seine Stimme ließ mich erschaudern.
Sie war tief und hart, eine Stimmfarbe die keinen Wiederspruch duldete und trotzdem so ruhig und vertraut war.
Ich konnte mir den Grund dafür nicht erklären, aber sie lößte eine Gänsehaut an meinem Körper aus.
Doch bevor ich mich weiter in meinen Beobachtungen verlieren konnte, wurde ich aus ihnen hinaus gerissen.

Arvid drehte sich geräuschvoll um und trat die Treppe hinauf und als wäre dies ein Zeichen für meinen Vater, stand auch dieser auf und deutete uns an ihm zu Folgen.

„Vielen Dank für die Gastfreundschaft, ich denke es ist Zeit zu gehen. Die Kinder müssen schließlich morgen in die Schule. Also, komm gerne Morgen vorbei, dann leih ich dir den Akkuschrauber", verabschiedete sich mein Dad freundlich.
Wir schlossen uns an, ehe wir in den Flur traten, in welchem Levin beinahe über einen Motorradhelm stolperte, von dem ich wetten würde, dass dieser das laute Geräusch im der Diele verursacht hatte, und den Weg nach Hause antraten.

Dort angekommen, ging ich in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und machte mich Bettfertig um in einen tiefen Schlaf zu fallen und in Träume die von Arvid, meiner Mom, der Schule und meinem Exfreund Konrad handelte.

//Wieder endet ein Einblick, ich hoffe, dass ihr auch diesen mochtet.
Ich weiß die ersten zwei Kapitel waren zäh, aber ich brauchte sie als grobe Randskizze der Erzählung.
Gleiche Bitte wie letztes Mal.
-Feedback motiviert mich unfassbar und lässt mich schneller weiter schreiben
-Falls ihr Einwände, Bitten oder Ideen habt, oder euch Dinge auffallen, die euch stören, dann lasst es mich wissen
-das nächste Kapitel behandelt einen Erwachseneninhalt, nur schonmal Vorweg.

Dann vielen Dank fürs Lesen und ich Vermute, dass auch das dritte Kapitel heute noch kommt.🤍

Romy und Arvid Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt