Der gefundene Schmuck

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Noch Stunden später kribbelte mein ganzer Körper, mir war warm, schwummrig und ich hatte das Gefühl zu glänzen, das Gefühl eines Rausches.

Das Strahlen verschwand nicht mehr aus meinem Gesicht und auch als ich die Tür zuhause aufschlug hielt es, obwohl in diesem Moment der Abend endgültig vorbei war.
Vorbei sein musste, denn Arvid hatte früh aufstehen müssen.
Der Umbau war noch nicht fertig und er hatte schon angekündigt mit seinem Vater zum Baumarkt fahren zu müssen.

„Du strahlst so!" begrüßte mich meine Mom und drückte mir einen Schmatzer auf die Stirn, „Ist es so schön gewesen?" und ich nickte bloß.

Erst als sie mich aktiver bat zu erzählen, beschrieb ich ihr den Abend, beschrieb ihr wie ich Ballkönigin geworden war und dass in meinem Abschlussjahr, erzählte ihr vom Tanzen und wie gut Kaih und Leni ausgesehen haben, ich zeigte ihr Fotos von mir und Arvid und am Ende setzte ich ihr das Diadem auf, welches meinen Kopf nach der Krönung geschmückt hatte.
Den Part in dem ich mit Arvid geschlafen habe, nach seinem Körper flehte und nach seiner Nähe, ließ ich aus.
Ein paar Geheimnisse behielt man lieber für sich.

„Wie lange habt ihr gehalten?" war die letzte Frage die meine Mom stellte und ich sah sie fragend an.

„Du siehst müde aus, als hättest du die Nacht kaum geschlafen?" erklärte sie dann und mit einem Mal spürte ich wie meine Augen brannten, wie erschöpft sich mein Körper anfühlte, ein Gefühl was vorher wohl durch meine Euphorie unterdrückt worden war.

„Lange, aber ich hab keine Ahnung wie lange." gestand ich ein und ging Richtung Treppe, „ich glaube Baden und eine Stunde Schlaf werden mir gut tun." und meine Mom lachte und stimmte mir nickend zu.

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Es war ein herrliches Gefühl meine verspannten Beine in das heiße Wasser zu tauchen, meinen Körper zu Peelen und zu Pflegen.

Ich brauchte lange um das Haarspray aus meiner Frisur zu kämmen und noch länger um die Make Up Reste des letzten Abends von meiner Haut zu waschen.

Selten hatte sich ein Bad so gut angefühlt.
Ich spürte wie die Stellen an denen er mich berührt hatte noch unter Wasser pulsierten, als würde dieses sie Reaktivieren, ein Gefühl welches mir besser gefiel als gedacht.

Die Tuchmaske kühlte mein Gesicht, sog den restlichen Dreck aus meinen Poren und erst als das Wasser auskühlte, wusch ich das Shampoo und dann den Conditoner aus meinen Haaren.

Wiederwillig stieg ich aus der Wanne, legte den Samtweichen Bademantel um meinen Körper und kämmte meine Haare vorsichtig, nachdem ich sie in Haaröl gelegt hatte.

Der Schlaf den ich mir nach meinem persönlichen Spa genehmigte, war beinahe noch wohltuender als das Baden selbst, so das mir eine Frage durch den Kopf schoss.

Die Frage danach:
Wie könnte ein Tag perfekter sein?
Eine Frage die sich nur kurzzeitig halten sollte.

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Mit müden Augen sah ich aus meinem Bett, meine Mom hatte mein Kleid hochgebracht, meine Schuhe und die Verpackung.

Ich hatte nicht einmal bemerkt wie sie hinein gekommen war, so feste hatte ich geschlafen.

Ich rieb mir durchs Gesicht, gähnte noch einmal ehe ich mich aus dem Bett hiefte. Noch immer verdeckte nur der Bademantel meinen Körper.

Langsam ging ich zu dem Kleid, streichelte sanft seinen Stoff und roch an ihm, es war wunderschön.
So wunderschön, das ich es mir nie verzeihen könnte, wenn es durch meine bequemlichkeit beschädigt werden würde, weshalb ich mich Entschied sowohl das Kleid, als auch die Schuhe vorsichtig in ihre Originalen Verpackungen zurück zu legen.

Zuerst hing ich das Kleid auf, vorsichtig, darauf bedachte es nicht knittern zu lassen, die Schuhbox warf ich achtloser hinterher und erschrack als ich hörte wie sie polternd aufstieß.

Ich spürte die Anspannung als ich mich zu den Schuhen runterbeugte, den Karton langsam öffnete, aus Angst sie könnten kaputt gegangen sein, doch es waren nicht die Schuhe von denen das dumpfe Geräusch ausgegangen war.
Es war die Diele unter dem Karton.

Vorsichtig bewegte ich die Diele, vermutlich war es nur ein gelößter Nagel..

Nein, sie ließ sich bewegen, komplett.

Lange konnte sie noch nicht kaputt sein, das wäre mir aufgefallen.
Noch einmal bewegte ich sie vorsichtig, ehe ich mich dazu entschied sie aus dem Schrank nehmen zu können, ohne das schlimmeres passierte.

Ich würde sie später wohl zu meinem Dad bringen, es konnte nicht allzu schwierig oder zeitaufwändig sein sie wieder festzunageln, dachte ich mir und hob das Brett hoch, nur um es sofort wieder fallen zu lassen.

Am liebsten würde ich brechen.
Noch nie war mir so Übel gewesen.
Ich spürte das Erbrochene förmlich meinen Hals hochkriechen, dann verschwamm meine Sicht.

Meine Augen brannten und ich nahm nur noch entfernt wahr, wie die Tränen aus ihnen kullerten.

Wie gerne hätte ich geschrienen, wie gerne hätte ich irgendwas getan, aber ich saß nur da.
In völliger Schockstarre.

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Ich weiß nicht wie lange ich geweint habe, wie lange ich gewürgt und gezittert habe, aber meine Augen brannten trocken als die Welt wieder vor ihnen auftauchte.

Aber die Welt war nicht schöner als die Tränen.
Noch immer konnte ich ihn sehen, noch immer lag er da, der Schmuck der so lange gesucht wurde.

Hier in meinem Zimmer.
Die ganze Zeit über.

Die ganze Zeit.
Es war Arvid gewesen.

Die ganze Zeit.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 19 ⏰

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