Dokumente, Gespräche und Annäherung

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In den nächsten Tagen flachte die Aufregung an der Schule ab, es schien wieder der Alltag einzukehren. In den Pausen unterhielten wir uns zunehmend über den Schulball, über mögliche Ballpartner, über die Abschlussklausuren und auch Arvid ließ mich in Ruhe.
Ab und an hatte ich das Gefühl, ich würde seine Blicke auf mir spüren, würde ihn in Gängen sehen in denen er nicht einmal Unterricht hatte, aber ich verschwendete nicht zu viele Gedanken daran.
Eigentlich hätte ich es gerne getan, aber -um ehrlich zu sein- ich unterband es extra.

Herr Clarens Überwachungssystem wurde ausgetauscht und auch die Polizeipräsenz im Ort sank. Man hatte das Gefühl bekommen, dass der Spuk ein Ende nahm, obwohl der Täter weiterhin unentdeckt geblieben war.

Und in dem Moment, an dem Morgen an dem ich beinahe verdrängt hatte, dass es den Einbruch überhaupt gab, wurde das Überwachungsvideo veröffentlicht.

Die Polizei rief dazu auf sich zu melden sollte man den Täter erkennen, sollte man eine Vermutung oder Berichte haben und da war er wieder. Arvids Rucksack, den er gefüllt mit in mein Zimmer genommen hatte und mit dem er mein Zimmer verlassen hatte als er leer war und mein Magen wurde das ungute Gefühl nicht los, dass er vielleicht doch tiefer in dem Fall hing als er zugeben wollte.

Der Morgen in der Schule war hart, die Spekulationen die weg gewesen waren, trafen mit voller Breitseite wieder ein.

Wieder wurden Schüler der Schule verdächtigt, dieses Mal trat das Football-Team der Schule in den Fokus und Arvid, denn, auch wenn man kein Gesicht sehen konnte, konnte man eine unglaublich drathige, starke Person unter dem eng sitzendem Shirt vermuten.

Arvid zählte bald zu den Hauptverdächtigen meiner Mitschülerinnen, nicht um ihn zu verschrecken, nein eher weil es den unnahbaren, mysteriös wirkenden, stillen, arroganten Arvid noch attraktiver machte und mir schien es als ob er sich in diesem Bad Boy Image sonnte.

Genervt klappte ich das Schulbuch zu, eigentlich wollte ich meine Freistunde sinnvoll nutzen, wollte weitere Quellen für meine Facharbeit Rechercieren, aber alles was in meinem Kopf rumschwirrte waren diese Gedanken über Arvid, über den Einbruch, über die schwärmenden Mädchen meiner Klasse und -auch wenn ich es nie zugeben würde- es störte mich. Ich hatte das Gefühl, keine von ihnen hatte das Recht, sich so an ihn zu zecken.

„Was hat dir das Buch getan?" riss mich eine dunkle Stimme aus den Gedanken.
Erschrocken blickte ich auf um in Arvids Gesicht zu blicken.

„Nichts" schnalzte ich. Ich wollte nicht mit ihm reden, zumindest rational betrachtet nicht. Emotional war es ein ganz anderes Spiel.

„Und weshalb wird es dann so grob behandelt?" dieses schelmische grinsen breitete sich auf seinen Lippen ab, spitzbübisch, besserwissend.

„Nichts", wiederholte ich mich und fühlte mich langsam wie eine Idiotin, warum konnte ich in seiner Gegenwart nicht ein bisschen Schlagfertig sein, wieso schaffte ich es nur mich zu wiederholen und dass auch noch mit nur einem Wort.

„Wow, hat es dir die Sprache verschalgen Romy?" sein lächeln blieb, als er auf mich zu lief, sich einen Stuhl packte und zu mir setzte.

Ich schüttelte den Kopf und bestätigte ihn erneut. Warum reagierte mein Körper so, wieso konnte ich nicht einfach Cool bleiben? Vielleicht weil ich nicht cool war?

„Was schwebt dir durch deinen schönen Kopf?" er hob eine Augenbraue und wieder fühlte ich mich als könne er in mein Gehirn eindringen.

„Nichts", dreimal ‚nichts' Romy, drei Mal?

„‚Nichts' also? Für jemand der so Sprachintensive Abschlusskurse gewählt hat bist du aber wenig Sprachintensiv", ein raues kehliges Lachen verließ seine Lippen.

Romy und Arvid Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt