„Was tust du hier?", wiederholte ich und sah ihn mittlerweile irritiert an.
Er schwieg wieder, viel zu lange, wie er es auch am Vormittag in der Schule gemacht hatte.
Der Unterschied zu heute Vormittag? Ich war nicht Konrad, mich würde er so nicht aus dem Konzept bringen.Antworten suchend, sah ich an ihm runter, an seinem Rucksack, den Büchern die er in der Hand trug -wieso lagen sie eigentlich nicht im Rucksack?
Doch bevor ich mich weiter in Vermutungen verlieren konnte, öffnete er seinen Mund,„Um ehrlich zu sein verstehe ich Biologie nicht", seine Stimme war fest, der auf mich gerichtete Blick auch. Einen Moment hielt ich ihm stand, verschränkte meine Arme vor meiner Brust.
„Ehrlich, Bio?" fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich glaubte ihm nicht, niemals würde Mister- ‚Ich-bin-der-Weltbeste-Mensch-und-ein-Geschenk-Gottes' sich mir gegenüber Biologie-Probleme eingestehen.
„Ehrlich, Bio!" nickte er langsam, jetzt wirkte Arvid verwirrt, nicht so wie ich, mehr als wäre er irritiert über meine Nachfrage, als würde er glauben, dass ich seine Bitte nicht verstanden hätte, aber das hatte ich.
„Ich glaub dir nicht!" meinte ich knapp, setzte mich zurück auf die Fensterbank von der ich eben aufgestanden war.
Er tat es mir gleich, setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl, ließ die Tasche auf den Boden gleiten -die ein überraschend klimperndes Geräusch von sich gab- und legte die Bücher auf den Schreibtisch.„Wieso nicht?"
„Weil du nie zu mir kommen würdest für Biologie Probleme"„Wieso nicht?", Gott war er auch in der Lage mehr aus sich rauszuholen als Zwei-Wort-Sätze, ich meine wir sind keine drei mehr.
„Als würde es dich interessieren wie deine Noten aussehen." lachte ich leicht genervt auf, er schaffte es also doch, auch an meinen Nerven zu ziehen.„Was weißt du denn, du kennst mich doch nichtmal.." Arvid blieb weiterhin ruhig, zuckte mit den Schultern,
„Und du mich auch nicht, vielleicht bin ich ja schlecht in Biologie", es klang so viel zickiger als es gemeint war, aber wow, ich habe noch nie jemanden getroffen, der mich so sehr interessiert und auch abstößt, wie Arvid es tut.Jetzt lachte er, es war das erste Mal, dass ich ihn lachen sah. Es war kein herzliches Lachen, eher eines was mir sagte ‚Romy, glaub nicht mehr zu sein als du bist' und so schloss er auch an...
„Ich kenne Mädchen wie dich", er lehnte sich leicht vor, legte um sich selbst zu halten, seinen Arm um die Stuhllehne, einige Adern stachen hervor und ich sah wie seine Muskeln sich verspannten.
Eigentlich wollte ich wiedersprechen, aber im Moment war ich zu abgelenkt von seinem Körper.
„Euch gibt es in jeder Schule, in jeder Stadt, auf jedem Dorf, Bilderbuchfamilie, durchschnittlich Attraktiv, durchschnittlich Intelligent, eher langweilig, aber gut zu Präsentieren, fleißig und hilfsbereit, ein, vielleicht zwei Beziehungen mit langweiligen Typen, Klasse ‚Oh die beiden Heiraten bestimmt', dein erster Crush war Edward Cullen und du findest auch mich attraktiv, wenn auch abstrengend. Innerlich hoffst du, dass ich dich irgendwann sehe, deine geheime Fantasie, aber du willst nicht mich, würdest du nie wollen, du willst die Idee von mir, harte Schale weicher Kern, ein wenig Asozial, einer mit dem man in der Familie schockt und einer der dir die Hoffnung auf einen Ausbruch gibt, du willst mich, wie jedes Mädchen was ist wie du, weil du glaubst ich könnte dir das Abenteuer im Leben geben, was du zu brauchen meinst, dabei brauchst du es nicht. Du brauchst wen wie Konrad, nach der High School endet ihr im Büro, bekommt zwei Kinder und dein Leben zieht weiter wie es begonnen hat und du bleibst fleißig, wie du es jetzt bist. Was der Grund dafür ist das du mir in Biologie helfen kannst!"AUA!
Noch nie hatte er so viele Worte hintereinander verwendet, irgendwie hatte ich gehofft -und ja ich weiß, dass es Träumerei ist- dass wenn er welche verwendet, sie mehr zu Gunsten meiner Person wären.
Meine Augen beginnen zu brennen, Fuck! Ich gebe ihm doch nicht jetzt und hier zu weinen, weshalb sollte er diese Komtrolle, mit ein paar Worten, über mich haben?Ich kannte ihn doch nicht mal und er mich nicht -wobei sein gezeichnetes Bild, inklusive Edward, gruselig konkret war- also, weshalb ließ ich mich von der Meinung eines Fremden so aus der Bahn werfen?
Ich realisierte gar nicht wie ich aufgestanden war und ins Bad lief, erst als ich dort ankam, mich auf den Klodeckel sinken ließ und meinen Tränen freien Lauf ließ, realisierte ich mein weg gehen.
Tief ein- und ausatmen, immer wieder, wiederholte ich Mantra-Artig die Worte in meinem Kopf. Lange brauchte ich nicht um die Fassung wieder zu erlangen.
Trotzdem hallten seine Worte wieder, die Wahrheit in ihnen traf mich, beinahe noch mehr, als der Fakt das er ziemlich genau wusste, dass ich ihn attraktiv fand und wenn ich ehrlich zu mir war -vorallem aus welchen Gründen.Vorsichtig tupfte ich das Frottee-Tuch über mein Gesicht, meinen Augen waren die Tränen kaum noch anzusehen, also beschloss ich zurück zu kehren.
Vor der Zimmer angekommen holte ich ein letztes Mal tief Luft und als ich sie dann öffnete, bot sich mir das Bild eines Arvids, wie er in meinem Bett lag, die Schuhe ausgezogen, das Biologiebuch neben sich und meinen Joint in seiner Hand.
Auf dem Boden, seine Tasche, geöffnet, aber komplett leer.
Dabei war sie doch so laut gewesen, als er sie eben abgestellt hatte...//Wie versprochen bin ich wieder regelmäßiger da,
Ich freue mich über jede Bewertung, jede Werbung, jeden Kommentar, denn durch all diese Dinge wird diese Geschichte im Algorhytmus gepusht und mehr Leute können teilhaben.Ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat und dass die erste Hälfte der Woche fantastisch lief.
Was glaubt ihr, war etwas in Arvids Tasche, hat Romy sich das alles nur eingebildet und wie hättet ihr darauf reagiert, wenn jemand euch vorgeworfen hätte langweilig zu sein?
Was glaubt ihr geschiet im nächsten Kapitel und werden die Zwei sich jemals wirklich nahe kommen?
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Romy und Arvid
RomanceRomy wohnt seit 17 Jahren in ihrer kalten und verschneiten Heimat, dann zieht Arvid in ihre Nachbarschaft und die Tage fühlen sich weniger kalt an. Eine Geschichte über Liebe und Verzweifelung, Mut und Angst und vorallem eine Geschichte über Hoffnun...