„Wunderschön oder?" und ich nickte bloß.
„Ich hab ihn an meinem ersten Tag hier entdeckt. Seitdem komm ich her um nachzudenken, mich zu sonnen oder einfach die Ruhe zu genießen" erklärte er leise, keinen Schritt von meinem Körper weichend.
„Und ich glaube du hast ebenfalls über etwas nachgedacht? Über den Fall, über den möglichen Täter? Zu welcher Schlussfolgerung bis du gekommen?" seine Stimme blieb ruhig, sein Atem in meinem Nacken.Ich spürte wie mein Herz schneller zu klopfen begann.
Würde er mich umbringen ider entführen?
War er es tatsächlich gewesen und ich die einzige Person die mögliche Indizien hatte?
Mein Mund war trocken, ich hätte so gerne etwas gesagt aber meine Lippen bewegten sich nicht, nur mein Atem der ging immer schneller.
„Wovor hast du Angst?", fragte er zögerlich, aber weit weniger überrascht als ich es gerne erfahren hätte und endlich fand ich meine Sprache wieder.
„Davor das du es warst..!" krächzte ich angestrengt, unsicher ob es gut oder schlecht war meine Vermutung zu äußern.
„Romy? Sieh mich an!" die weichheit in seiner Stimme ängstigt mich und trotzdem drehe ich mich langsam um, blicke verlegen zu ihm hoch, während er seine Finger unter mein Kinn legt um mich zu zwingen in seine Augen zu sehen.
„Hör mir zu!" wispert er, „Nur mir!" und ich verliere mich in seinen Augen. „Ich hab den Artikel auch gelesen, ich sehe was du meinst, meine Tasche und alles, aber es war nichts in ihr, außer Schulsachen..."
„...du hattest deine Bücher im Arm." wiederspreche ich leise, mich kaum auf seine Worte konzentrieren könnend.
„Ja, eins, ich hatte ein Buch im Arm, aber ich habe die restlichen herausgeholt als du im Bad warst, ursprünglich, bevor ich ein riesen Arsch war, hatte ich doch vor mir von dir Tipps zu holen..!"
Angestrengt versuche ich nachzudenken über den Tag, darüber wie viele Bücher er in der Hand gehalten hatte und egal wie konzentriert ich über den Moment nachdenke, ich komme zu keinem Entschluss, ich komme nicht zu der Überzeugung, dass er lügt, denn ich weiß es nicht mehr.
„Okay, der Dieb hatte eine ähnliche Tasche, aber wie viele Menschen haben schwarze Rucksäcke?" einen Moment war ich mir unsicher ob die Frage rhetorisch gemeint war oder nicht, als er aber weiter sprach, war ich froh geschwiegen zu haben.
„Und das allerwichtigste.." zärtlich strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht, wie er es am Mittag schon getan hatte, „...ich war zu dem Tatzeitpunkt bei dir. Es ist mir egal was die Schule sagt, es ist mir egal was die Menschen denken, aber mir ist nicht egal was du denkst. Ich will, dass du mir vertraust Romy. Ich will, dass du mir glaubst..."
Mit jedem Wort kam er mir näher und alles auf das ich noch achten konnte, waren seine Lippen, seine wunderschönen, ebenmäßigen Lippen, ich vernahm kaum noch was er sagt als ich meine Hand zu ihnen austreckte, meine Finger über sie streichen ließ, sie erkundete, erforschte. Er war so wunderschön.
„Vertraust du mir?" und an nichts mehr anderes denken könnend, außer an seine Lippen, nickte ich.
Er hatte mich, er hatte mich ganz doll und ich musste mir eingestehen, dass ich hoffnungslos und unwiederruflich in ihn verliebt war.
„Ich will es hören." forderte er härter, dringlicher, während ich versuchte an etwas anderes zu denken als an seine Lippen.
„Ich vertraue dir." hauchte ich mit zitternder Stimme und dann setzte die Schwerkraft aus.
Er zog mich an sich, stark und fordernd, presste seine heißen Lippen auf meine und ich erwiederte den Kuss. Verlangend, leidenschaftlich.
So viele Nächte hatte ich von ihm geträumt, von seinem Körper, seiner nähe und hier standen wir, vor diesem unglaublich schönem fleckchen Erde und er ließ meine Träume wahr werden.
Ich weiß nichtmal ob ich geatmet habe, ich weiß nur noch um den Rausch, um die Hitze in meinem Körper, danach wie ich versucht habe immer näher an ihn zu kommen, davon wie seine Hände den Weg unter mein Shirt und hoch zu meinen Brüsten gefunden haben.
Ich erinnere mich an mein leises keuchen und die Hoffnung daran, dass dieser Moment niemals endet.
Sanft lößte er sich von mir und ich weiß nicht wie lange wir dort verharrt haben, er strich meine Hasre glatt, die er durch seine Griffe zerzaust hatte und das strahlen auf meinem Gesicht verschwand nicht mehr.
„Danke!" flüsterte er, seine Stirn immernoch gegen meine gelehnt.
„Wofür?" fragte ich atemlos, ein wenig verwirrt.
„Dafür das du mir glaubst. Dafür das du mir zuhörst. Dafür das es dich gibt."
Wie gerne hätte ich etwas bissiges gesagt, etwas von wegen ‚Mädchen wie ich, wollen Typen wie dich doch nur weil wir glauben Abenteuer zu brauchen', aber ich konnte nicht.
Ich war so nicht.
Ich war einfach glücklich, dankbar darüber von ihm gesehen worden zu sein.
Dankbar darüber ihm glauben zu können und seine Nähe erfahren zu dürfen.„Es tut mir leid, hätte ich gewusst wie mein Tag ausgehen wird, dann hätte ich Erdbeeren und eine Decke mitgebracht und dir all das in romantisch ermöglicht, aber ich habe es nicht kommen sehen." entschuldigte er sich erneut und sah zum Himmel hinauf.
Mitlerweile war es nicht mehr nur dämmerig, nein, man konnte sogar den Mond und einzelne Sterne erkennen und ich spürte wie ich den Kopf schüttelte.
„Es ist perfekt!" kam es über meine Lippen und seine fanden den Weg zu meinem Hinterkopf.
Zärtlich drückte er sie auf meine Haare und ich bemerkte, wie mir dass bewusstsein kam, mich noch nie in meinem Leben so geborgen, so behütet, so beschützt gefühlt hatte.
Wir hatten einen holprigen Start gehabt, daran gab es nichts zu Zweifeln, aber alles sah danach aus, als würde unsere Zukunft es nicht werden.
Und Arvid, er setzte mir den Helm erneut auf, schloss ihn an der Sicherung und griff nach meiner Hand.
„Komm Romy..!" ich liebte es, dass er so häufig meinen Namen verwendete, wenn er zu und mit mir sprach, „..es wird dunkel und es ist Zeit nach Hause zu gehen, außerdem möchte ich echt ungern von einem Nacht-Bären verfolgt werden!" pisakte er mich noch einmal für meine kindliche Naivität, ehe er mich durch Waldwege und Moos zurück Richtung Straße brachte.
Erst als die Straßenlaternen zwischen den Blättern ausfindbar waren blieb ich stehen.
„Ich will nicht das der Tag endet." bat ich ihn und sah mit großen, schmollenden Kulleraugen zu ihm hoch und er?
Er lächelte verständnisvoll, beugte sich zwischen das Visier und drückte mir einen weiteren kurzen Kuss auf die Lippen, der alle meine Schmetterlinge wieder verrückt spielen ließ.
„Ich weiß. Ich auch nicht." schmunzelte Arvid mich an. „Aber dieser Tag muss Enden, damit der nächste noch schöner werden kann.
Dieser Tag muss enden, damit wir in die Zukunft gehen können." und ich glaubte ihm.Jedes einzelne Wort glaubte ich ihn.
Verliebt in die Welt, die er mir darbot.
Verliebt in die Idee meines Lebens, die er eröffnete.
Verliebt in seine Worte, verliebt in ihn.
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Romy und Arvid
RomanceRomy wohnt seit 17 Jahren in ihrer kalten und verschneiten Heimat, dann zieht Arvid in ihre Nachbarschaft und die Tage fühlen sich weniger kalt an. Eine Geschichte über Liebe und Verzweifelung, Mut und Angst und vorallem eine Geschichte über Hoffnun...