Das erste Spiel, Familienessen und andere Katastrophen

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Die Wochen vergingen und Arvid war fast jeden Tag da, wir tanken Kaffee, fuhren an den See.
Er erzählte viel, von seinem Vater, seinen Plan fürs Collage, Schüler und Studentenjobs. Er zeigte mir Orte in der Umgebung, die ich noch nie gesehen hatte, erzählte mir von Freunden in seiner alten Heimat und ich erzählte mehr.
Von meiner Leidenschaft zum lesen und Gärtnern, davon wie ich mir meine Zukunft vorstelle, davon wie sehr ich meine Familie liebte. Von Kaih und Leni, die ich seit dem Kindergarten kannte, von den Sandkuchen die wir gebacken haben, bis zum ersten Liebeskummer. Ich erzählte von meiner irrationalen Angst vor Horrorfilmen und Dunkelheit und er lachte beschwichtigend.
Das Wetter wurde besser und an den Wochenenden versorgte ich ihn mit frisch gepflückten Erdbeeren. Abends lagen wir in meinem Bett, Arm in Arm und sahen uns Netflix Serien an.
Manchmal konnte er nicht, musste seinem Vater helfen das Haus zu renovieren, somit waren wir beinahe immer bei mir, aber das störte mich nicht.

Und gerade als ich dachte, mein Leben könnte nicht noch schöner werden, da fing Konrad sich eine dicke Erkältung ein und musste das erste Spiel der Saison einbüßen.

So lange hoffte ich schon Arvid spielen sehen zu dürfen und, versteht mich nicht falsch, ich möchte Konrad nichts Böses, aber das war die perfekte Gelegenheit.

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Am Morgen des Spieles, eher gesagt zwei Stunden vor Start, treffen sich Kaih und Leni mit mir, wir essen Waffeln mit Schokosauce, fachsimpeln aufgeregt darüber wer das Spiel gewinnt und vorallem, ob Arvid nach dem Spiel zu mir kommen und mich küssen würde.

Irgendwie würde das unsere Beziehung offiziell machen, zumindest empfinde ich so und dann müsste ich die komische Frage danach ‚was wir gerade sind' nicht mehr stellen.

Um keine Zeit zu verlieren fahren wir sofort mit dem Bus zum Stadion, es ist voll, das Wetter bombastisch.

Alle sind in hellem Blau und Weiß gekleidet, den Farben unserer Schule und auch das gegnerische Team ist schon vor Ort, zwar noch nicht auf dem Platz, aber ihren Bus konnten wir bei unserer Ankunft entdecken.

Aufgeregt bahnen wir uns einen Weg durch die Menschen, versuchen zu unseren Lieblingsplätzen vorzudringen, -was heißt wir, Kaih und ich, Leni hatte sich schon zuvor verabschiedet, schließlich war sie es die das Team als Cheerleaderin anzufeuern hatte- aber irgendwas ist anders.

Ich habe das Gefühl alle Leute würden mir nachsehen, mich mit Argusaugen beobachten, als hätte ich etwas getan oder ein schmutziges Geheimnis was ans Licht bekommen wäre.
Vorsichtig zupfe ich an Kaihs Arm: „Spinne ich oder starren mich alle an?" flüstere ich ihr zu und sie schüttelt zart den Kopf.
„Ich hatte das Gefühl auch, aber wieso sollten sie? Maximal aus Eifersucht gegenüber Arvid denke ich." versuchte sie mich zu beschwichtigen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es andere Gründe gibt.

Und mein Bauchgefühl sollte recht behalten, keine zehn Minuten später tippt mir ein nach Luft keuchender Junge auf die Schulter. „Ich...der Coach will mit dir sprechen!"

Irritiert ziehe ich die Augenbrauen zusammen. Das Spiel startet in 5 Minuten, wieso sollte er mit mir sprechen wollen?

„Könnte ich nach dem Spiel zu ihm kommen, ich würde es gerne sehen?", Aber der Junge schüttelt vehement den Kopf und weigert sich zu gehen, solange ich nicht mitkomme, also gebe ich mich geschlagen und folge ihm.

Ich war schon häufiger an den Kabinenräumen, vorallem als ich Konrad noch voller Begeisterung anfeuerte, aber noch nie im Büro des Coaches, in welches ich gerade geführt wurde und bevor die Tür hinter mir zuschlug polterte er schon los:

„Wo zum Teufel ist Arvid? Das Spiel startet in 5 Minuten und er hat es nicht geschafft seinen Arsch, am für ihn wohl wichtigsten Tag, hierher zu bewegen??" brüllt er los und ich spüre wie ich blass werde.

Romy und Arvid Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt