Es war als würde der Schultag nicht stattfinden, denn es gab nur ein Thema: den mysteriösen Einbruch beim Juwelier.
Es gab die wildesten Spekulationen darüber das es ein Täter aus einer anderen Stadt war, oder ein Juwelendieb der vor acht Jahren einmal in einem Nachbarort eingebrochen und nie gefasst worden war. Auch Ideen darüber es könnte ein Mitschüler gewesen sein hörte man hier und da und es schien als hätten die Lehrer unter der ganzen Aufregung auch Aufgegeben mit ihrem Stoff weiter zu fahren.
In den Pausen fragten Leni und Kaih mich aus. Wobei Kaih großer Fan der Juwelendieb-von-vor-acht-Jahren-Geschichte war, wohingegen Leni steif und fest behauptete es war Herr Clarens Enkel, welcher es zusammen mit Herr Claren geplant haben solle.
Auf die Frage wie sie darauf komme, erklärte sie uns stolz, dass ihre Mutter mitbekommen hätte das er scheinbar bald hätte Insolvenz anmelden müssen, da seine Geschäfte nicht mehr allzu gut liefen und um dieser zu entgehen ließ er seinen Enkel einbrechen um die Versicherungssumme abzugreifen.
Mein Bauchgefühl blieb dabei, dass Arvid etwas mit alldem zu tun haben sollte, nur belegen konnte ich diese Vermutung nicht, weshalb ich sie auch nicht äußerte.
Aber scheinbar war ich nicht die einzige Person mit dieser Vorahnung
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Noch nie hatte ein Polizeiauto vor unserem Haus geparkt, vermutlich stieg deshalb sofort mein Puls, als ich eins auf unserer Auffahrt stehend vorfand.
>Also war es doch Arvid. Ich will nicht ins Gefängis<, waren die ersten Gedanken die mir kamen, dann entschied ich mich die Haustür zu öffnen.
Es würde eh nichts bringen Zeit zu schinden, nicht wenn sie irgendwas gefunden hatten.„Hallo, Mom, Dad, ich bin zuhause", rief ich zaghaft durch den Flur und sofort sprang die Wohnzimmertür auf, meine -wie immer- gut gelaunte- Mutter in dieser stehend. „Komm rein, komm rein, wir haben diese zwei netten Kommissare zu Besuch", winkte sie mich zu sich und ich schluckte nickend.
>Jetzt bloß nicht unsicher wirken< „Alles klar ich komme, ich häng nur kurz meine Jacke auf" und dass tat ich, keine Minute später stand ich ohne Jacke und mit Pantoffeln im Wohnzimmer.
Die zwei Kommissare, die sich höflich mit ‚Smitt' und ‚Lens' vorstellten, genossen gerade als ich um den Tisch ging, ein Stück von Moms frisch gebackenem Erdbeerkuchen und wirkten, im Gegensatz zu mir, gar nicht angespannt und nach wenigen Sekunden wurde mir klar, dass es sich um kein allzu ernstes Treffen handeln konnte.
„Du bist Romy, nehme ich an", schmatze der Mann der sich mit Smitt vorgestellt hatte, als ich mich hinsetzte, „wir würden dir gerne ein paare Fragen zu dem Überfall stellen, aber alles ganz entspannt," erklärte er weiter, als er sich die etwas wurstigen Finger an einer Serviette sauber wischte, „also, wir haben Grund zur Annahme, dass der Überfall von einer Ortsansässigen Person ausging. Vermutlich von einem Schüler der höheren Jahrgänge.", damit drehte er mir sein Handy entgegen, „Wenn du eine Vermutung hast, oder glaubst jemanden zu erkennen, dann sag es uns ruhig. Niemand wird erfahren wer wen Verdächtigt hat, wir müssen nur erstmal allen Vermutungen nachgehen." und damit startete er das Video, während die Kommissarin Lens mich mit ihrem schmalen Gesicht und ihren engen Augen fixierte.
Das Video war schwarz/weiß, klassisch, wie man Überwachungsvideos kannte.
Ein drathig, sportlicher Mensch, dessen Shirt eng über einem scheinbar trainiertem Oberkörper lag betrat den Laden durch die Hintertür, eine Sturmmaske über dem Kopf, Handschuhe an den Händen. Flink öffnete er die Vitrinen, entnahm Hände voller Schmuck und stopfte sie in einen Rucksack. In einen Rucksack wie Arvid ihn hatte.
Dann Verschwand der Mann wieder aus dem Laden.„Hören Sie, es gibt da einige Schüler die wir besonders im Visier haben, können Sie sich vorstellen welche?", schnarrte Lens.
Aus irgendeinem Grund machte sie mir Angst, vielleicht die Erklärung dafür, dass ich vorerst den Kopf schüttelte.Ich wollte niemanden an den Pranger stellen und auch niemanden an den Karren pisse , deshalb wartete ich.
„Ihr neuer Nachbar, Arvid Montague, er hat als Jugendlicher schon durch kleinere Diebstähle auf sich aufmerksam gemacht und auch wenn alle früheren Anklagen fallen gelassen worden sind, fragen wir uns, ob Sie es für möglich halten, dass er der Täter gewesen ist? Zwischen 17- und 18:00, waren Sie da noch in der Schule?" ihre Stimme war hart, erinnerte eher an die eines Tieres als die eines Menschen. Irgendwie war ich froh nicht alleine mit Kommissarin Lens zu sein.
„Nein, war ich nicht", meinte ich wahrheitsgetreu, „Aber in der Zeit war Arvid hier, wir haben gelernt." erzählte ich langsam, viel mehr brauchte es nicht, denn hinter mir lächelte meine Mam aus der Küche.
„Ich sage es Ihnen doch, er war hier. Er ist ein guter Junge, das werden bestimmt nur Kinderstreiche gewesen sein. Arvid würde niemals einen solchen Überfall planen können."
Die Kommissare nickten, bedankten sich für den Kuchen und baten nochmal darum jede Vermutung und jeden Hinweis durchzugeben und verschwanden kurze Zeit später durch die Tür.
Etwas das ich nicht mehr bewusst wahr nahm, mir schwirrte nur der Rucksack durch den Kopf.
Ein Allerwelts-Rucksack, einfach und Schwarz, aber eben auch der Allerwelts-Rucksack den Arvid gestern getragen hatte.
Anders als meine Mutter, war ich mir damit gar nicht so sicher, ob es damals nur Kinderstreiche gewesen waren und gerne hätte ich meine Vermutung bestätigt, aber auch als ich mein Zimmer am Abend nochmal durchsuchte, fand ich rein gar nichts.
Nicht den kleinsten Ohrring, nicht den winzigsten Diamanten.
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Romy und Arvid
RomanceRomy wohnt seit 17 Jahren in ihrer kalten und verschneiten Heimat, dann zieht Arvid in ihre Nachbarschaft und die Tage fühlen sich weniger kalt an. Eine Geschichte über Liebe und Verzweifelung, Mut und Angst und vorallem eine Geschichte über Hoffnun...