Meine neue nasse Familie

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Die Ankunft

Ich kann es kaum fassen, ich bin vorhin tatsächlich in Atlanta USA, gelandet, etwa 10 Stunden geflogen und trotzdem ist es nur 4 Stunden her das ich in Frankfurt eingestiegen bin.
Müde aber total froh angekommen zu sein, ziehe ich mein Gepäck hinter mir her, die kleinen Räder des großen neuen Koffers den wir extra noch für meine Reise gekauft haben, singen auf dem glatten Boden des Ankunftsterminal ihr monotones Lied.
Noch die Passkontrolle und ich bin in Amerika, Leute in Amerika, dem gelobten Land, das Land der Unbegrenzten Möglichkeiten wie es so heißt, mit grade mal 50 Dollar in der Tasche wird sich zumindest diese Freiheit erstmal in Grenzen halten, der Flug war meinen Eltern teuer genug, die geringen Ersparnisse von mir schon mit eingerechnet. Das was nun kommt wird zum Glück mein neuer „Dad" bezahlen, so hat er es meiner Ma versprochen, dazu muß ich sagen das Dad bei einer Ölfirma arbeitet und wohl sehr gut verdient.

In Amerika ist alles etwas größer, das merke ich schon hier an den langen Wegen im Flughafen. Amerika ist eben ein sehr großes Land.
2,5 Autostunden von Atlanta entfernt in einer Kleinstadt wohnt die Halbschwester meiner Ma, bei Ihr und natürlich bei Ihrer Familie werde ich jetzt mindestens 1. Jahr lang wohnen, zur Uni gehen, meine Sprachkenntnisse weiter verbessern, hoffentlich viel Spaß haben und endlich meine Freiheit leben, so ist es seit langem mein Traum.
Ein Land weit weg von Deutschland und Zuhause, ist mir jetzt grad lieber ist als alles andere, ein Land das für mich vielleicht eine neue Heimat werden könnte.
Seit 2 Monaten bin ich nun volljährig und durfte endlich von Zuhause weg, nach der Scheidung meiner Eltern gab es nur noch Stress, sogar mit meiner Ma hat es einfach nicht mehr Funktioniert, aber das will ich jetzt alles hinter mir lassen.

Weit vor mir, noch durch Glasscheiben von mir getrennt, steht meine neue Familie, zumindest sieht es jetzt von hier so aus, bzw. wartet dort sonst keine Familie, das werden sie sein.
Keine Ahnung wie oft wir in den letzten Wochen Monaten miteinander telefoniert haben, manchmal sogar mit Kamera das wir uns sehen konnten, in letzter Zeit fast Täglich.
Jetzt werde ich zusehends nervöser, mein Herz pocht, immerhin kenne ich diese Familie nur von Fotos und vom Bildschirm meines Laptops.
Puh, was bin ich froh das ich kurz vor der Landung noch pullern war, dabei auch gleich meinen Tampon gewechselt habe, ich glaube spätestens jetzt bräuchte ich mega dringend ein Klo.
Ausgerechnet jetzt bin ich wieder dran, irgendwie schafft es mein Körper immer wieder einen möglichst unpassenden Zeitpunkt für meine Periode zu finden.
Wie spät ist es jetzt eigentlich?, was? erst 11 Uhr vormittags, eigentlich müsste es längst später Nachmittag sein, um 4Uhr morgens bin ich aufgestanden, das ist jetzt etwa 13. Stunden her und hier ist nicht einmal Mittag.

Noch ein paar Meter und meine neue Familien kann mich endlich begrüßen.
Alle sind da, ein richtiger Familienausflug, schließlich bekommt man nur äußerst selten eine neue Tochter oder Schwester ins Haus.
Ganz vorne links steht meine Tante Marie, Sie ist in Deutschland aufgewachsen und hat dort auch ihren späteren Mann Bob, einen Deutsch-Amerikaner kennengelernt.
Sie ist wie meine Ma 41. Jahre alt.
Ihr Mann ist glaube ich so 45., der jüngste in der Familie ist der 9. jährige Ben, daneben steht Michelle, mit 14. die jüngste Tochter im Haus, und ganz rechts Maite 20. die älteste.
So, gleich bin ich bei Ihnen, noch durch die Glastüre und ich, Achje, ganz vergessen, ich heiße Susi und bin somit die mittlere der drei Töchter im Hause Jonson, zumindest fühle ich mich seit Wochen so.
Wie ich näher komme hält Ben ein selbst gemaltes Schild hoch, „Willkommen liebe Susi" steht da in bunten Buchstaben mit lauter roten Herzchen Drumherum, wie süß.

Alle nehmen mich lieb in den Arm, ich werde überschwänglich begrüßt als wäre ich nach langer Zeit wieder nach Hause gekommen, und ganz ehrlich fühle ich mich auch so, ein bisschen kommen mir vor Freude die Tränen.
Jeder fragt mich etwas, wie war der Flug?, hast Du ein bisschen schlafen können?, gab es was zu essen?, hast Du deinen Koffer rasch bekommen?, war die Maschine sehr voll?, hast Du ein bisschen schlafen können?, Ben fragt, ob ich auch Kleider trage? finde die Frage etwas komisch, aber dann fällt mir auf das meine Tante und Mädchen Kleider tragen, das ich Sie soweit ich mich erinnere nie in Jeans gesehen habe, weder auf den Fotos noch live am Rechner aber gut, es ist schließlich Sommer, sicher nur ein Zufall, denke ich mir, und Antworte „Ja natürlich, habe auch Eins, ne, sogar Zwei mir"
Auf dem Weg zum Auto habe ich Ben an der Hand und Bob zieht meinen Koffer, was ich da denn alles drin hätte, bei dem Gewicht, „sind da etwa auch Bücher drin ?", fragt Bob lächelnd, alle wissen das ich gerne lese.
Es wird untereinander nur Deutsch gesprochen, sicher wegen mir, aber auch fast ohne Akzent, was mich jetzt echt auch erstaunt, und vorher nie so aufgefallen ist.
Draußen ist es sehr warm, Zuhause war es deutlich kühler, statt meiner langen Jeans wäre jetzt ein Kleid toll, schon ist meine Verwunderung verflogen.

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