Ich schaute mir kurz meinen Kleiderschrank an und entschied mich für ein schlichtes, schwarzes, enges Kleid. Kurzerhand zog ich es mir über und war geschockt darüber wie abgemagert ich aussah. Meine Kurven waren verschwunden. Ich betrachtete mich selbst für ein paar Sekunden im Spiegel und machte mich dann an meine Haare. Meistens trug ich sie glatt, auch heute Abend. Was vorher passiert war, versuchte ich zu verdrängen. Keinen einzigen Gedanken wollte ich über Baris verlieren. Mit etwas Make-Up verwandelte ich mich in etwas ansehnliches und packte meine kleine Handtasche. Das war das erste Mal seit Monaten, dass ich etwas anderes außer Schlabber-Klamotten trug. Ich musste gestehen, dass es mir sogar gefiel wie ich aussah. Nachdem ich mir meine Schuhe angezogen hatte, flitzte ich runter und lief am Wohnzimmer vorbei. Mein Vater las die Zeitung und meine Mama etwas auf ihrem Kindle. Als sie mich sahen, klappte bei beiden die Kinnlade herunter. Völlig überfordert zog sich mein Papa die Brille ab und musterte mich.
M:"Wow Schatz, du siehst toll aus!"
Zum ersten Mal sah ich wieder ein Funken Hoffnung in Mamas Augen. Sie musterte mich mit einer glücklichen Miene. Mein Vater wirkte etwas misstrauisch, änderte sich aber als meine Mama ihm einen leichten Kick mit dem Fuß gab. Als würde ich das nicht sehen...I:"Ich gehe etwas raus, mit Esma und so.. ist das okay?"
V:"Klar Nihan, pass auf dich auf und wenn's zu spät wird ruf Onur an, er holt dich ab"
Ich nickte Ihnen kurz zu und schenkte Ihnen ein zartes lächeln, es tat mir leid, dass ich meine Eltern traurig machte. Nachdem ich mir meine Autoschlüssel geschnappt hatte, lief ich raus zur Garage.Draußen war es unglaublich kalt, der Winter war offiziell da. Ich setzte mich in meinen Wagen, den ich zum 18. Geburtstag bekommen hatte. Viele Erlebnisse hatte ich nicht in diesem Auto, ehrlich gesagt bin ich in letzter Zeit vielleicht 2 mal bis zum Bäcker gefahren. Ich versuchte mich wieder dran zu gewöhnen Auto zu fahren, doch alles über 50 km/h verpasste mir automatisch Atemnot. Sofort schweiften meine Gedanken zu Can und seinem Autounfall. Ich fuhr vorsichtig und kontrollierte jede Ecke 5 mal bevor ich neu einbog.
Nach ca. 20 Minuten parkte ich endlich vor der Bar. Ich musterte das Gebäude von draußen und Erinnerungen wurden geweckt. Früher waren wir als ganze Freundesgruppe so oft hier, fast jeden Freitag.
Es war eine gemütliche, doch recht schicke Bar mit einem dunklen Fler. Es fühlte sich so an, als ob mir unser Gelächter in das Gewissen kam. Ruhe bewahren Nihan, Ruhe. Ich bin nicht hier um traurig zu sein.Glücklich darüber, direkt vor der Bar ein Parkplatz gefunden zu haben, lief ich hinein. Leise Musik und laute Stimmen überfluteten mich. Ich schaute mich um und war nicht verwundert darüber, dass Sie da saßen wo wir immer saßen. Unsere kleine Ecke mit einem runden Tisch. Ich erkannte von der Ferne Esma, Emir, Emir's Freundin Damla, Ali, Mert, Mustafa, und Melissa. Sie lachten und schlürften an ihren Cocktails. Es versetzte mir ein stechen in der Brust, dass Can nicht da war. Er würde so gut dazu passen.
In dem Moment trafen Emir's Augen auf meine. Seine Miene wurde plötzlich todernst. Er setzt sein Glas ab und stand auf, mit vorsichtigen Schritten lief er auf mich zu. Alle waren verwundert und schauten ihm fragend nach bis sie mich sahen. Keiner redete mehr in der Gruppe, alle waren wie in Trance. Esma stand auch auf und schaute mich ungläubig an. Als Emir endlich vor mir stand, hatte er Tränen in den Augen. Sein Gesichtsausdruck war undefinierbar. Eine Mischung aus Trauer und Erleichterung. Er zog mich in eine feste Umarmung und da standen wir erstmal. Ich wusste gar nicht wie ich damit umgehen sollte. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Schulter, auch sein Duft erinnerte mich an Can. Meine Nase brannte. Emir war der beste Freund von Can. Sie sind zusammen aufgewachsen und das letzte mal hab ich ihn am Tag des Unfalls gesehen. Langsam löste er sich von mir und wischte sich eine Träne weg.
Emir:"Nihan du weißt gar nicht wie viel es mir bedeutet, dich hier zu sehen. Komm mit!"
Er packte meine Hand und zog mich mit zum Tisch, währenddessen winkte er dem Kellner zu, der sofort einen weiteren Stuhl für mich organisierte. Als wir am Tisch standen, sprach keiner.
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Meine Welt mit Dir
Romance„Gedankenverloren saß ich auf irgendeiner Stadtbank und spürte wie meine lauwarmen Tränen meine Wangen runter rollten. Meine Nase brannte und mein Kopf war ganz heiß. Mein Magen drehte sich 10 mal um sich selbst und mein Herz schlug schon gar nicht...