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Ich konnte nicht genau sehen wer da redete aber es war ein Junge. Ich sah mich um aber verstand einfach nicht woher es kam.
Stellt euch die Gespräche wieder auf türkisch vor.
Junge: Mach was du machen willst oder verschwinde sofor von hier.
Sagte die Person eiskalt. Die Stimme war kratzig und streng. Sie war hart und ganz klar zu verstehen.
I: Huh? Wo bist du.. ich sehe nichts.. wer bist du..
Sagte ich mit einer verheulten und unsicheren Stimme.
Ich schaute mich ratlos um und ging einen Schritt zurück. Erst dann fiel mir die glühende Zigarettenspitze etwa 5 Meter weit weg von mir auf.
Junge: Du brauchst mich nicht kennen. Ich sagte du sollst es jetzt zu Ende bringen oder du sollst verschwinden.
Ich ging ein Schritt auf die Person zu und konnte nun endlich die Umrisse von ihr erkennen. Er saß an der Klippe und rauchte seine Zigarette. Er war breitgebaut und regte sich kaum.
Junge: Wehe du kommst noch ein Schritt auf mich zu, dann erledige ich das für dich höchstpersönlich was du machen willst.
I: Woher weißt bitte du was ich hier machen will?
Junge: wieso sollte ein normaler Mensch mitten in der Nacht hierher kommen und an einer Klippe heulend „Nimm mich mit" rufen.
Mir kamen tränen und ich weinte.
I: Das muss dich gar nichts angehen! Ist das dein zuhause?! Verschwinde du doch!!!
Junge: ich sags dir jetzt wirklich zum letzten Mal, Brings zu ende oder VERSCHWINDE.
Sagte er ruhig aber auch eiskalt.
I: was meinst du mit erledigen? Bist du dumm?!
Ich sah von seinen Umrissen her das er jetzt seinen Kopf zu mir drehte. Vorsichtig ging ich ein Schritt zurück und wischte mir Tränen weg.
Junge: Bring dich um.
Sagte er eiskalt. Ich stockte bei seiner Antwort und kriegte panische angst. Woher wusste er das? Ich musste wieder weinen aber eher weil ich schon so weit war das ich mich selbst umbringen wollte. Ich rutschte auf meine Knie und weinte lauthals.
Junge: Komm schon machs doch, machs doch einfach. Du hast doch genügend mut um hier her zukommen. Dann beende es auch.
Ich konnte kaum mehr atmen und sakte auf dem Boden zusammen. So alleine fühlte ich mich, alles tat weh an meinem Körper.
Wieso musste ich sowas durchleben? Wieso?
I: h..hör a..auf.. sei l..leise
Er seufzte und zündete direkt eine neue Kippe an. Mir donnerte es langsam wer es war. Konnte das wirklich wahr sein..
Plötzlich stand er auf und lief an mir vorbei. Man hörte wie seine Schritte immer leiser wurden, bis man sie gar nicht mehr hörte.
Als er an mir vorbeilief, gelang mir dieser Zigarettengeruch wieder in die Nase. Das musste der gleiche Junge gewesen sein.
Ich blieb noch Stunden auf dem Berg, bis endlich die Sonne aufging und ich mein Gesicht pochen fühlte, weil es so dick vom weinen war.
Ich schleppte mich zögernd hoch und lief hinunter. Als ich durch das Dorf durchlief schauten mich alle etwas schief und besorgt an. Kein Wunder, ich weinte seid 1 Woche durchgehend. Als ich endlich zuhause ankam, schlich ich mich vorsichtig hoch und kriechte ins Bett. Weiter gings mit dem weinen.
Diese Beerdigung hatte mir den Rest gegeben. Das Gefühl dass er jetzt endgültig weg war, versetzte mir ein Stich ins Herzen. Wir hatten noch so viel vor uns, so viel geplant. Ich weiß es war falsch so zu denken, weil er mich betrogen hatte und somit eigentlich mir das schlimmste angetan hatte aber ich liebte ihn, ganz Einfach.
Mein ganzer Tag verging im Bett. Ich stand weder auf, weder aß ich was, weder schaute ich aus dem Fenster.
Meine Oma kam kurz vorbei und fragte ob alles in Ordnung sei, ich sagte dass ich schlecht geschlafen hatte und wohlmöglich etwas krank werde, sie glaubte mir zum Glück.
So vergingen weitere 2 Tage, bis ich mich am 3. Tag etwas fiter fühlte. Ich stand morgens auf, räumte auf, duschte, schminkte mich und zog mir ein hellblaues Sommerkleid an. Ich sah nach einer langen Zeit aus wie ein Mensch, aber Can war immer noch da, in meinem Kopf.
Nach dem ich fertig war, lief ich runter und frühstückte mit meinen Großeltern. Ich genoss es mit vollen Zügen und es fühlte sich etwas an wie früher. Während ich mein Cay trank, schaute ich aus dem Fenster und erinnerte mich an früher. Als ich mit Can neu zusammen war, hatte er mit seiner Familie uns hier besucht. Sie kamen in den Sommerferien eigentlich immer nur nach Istanbul aber besuchten für uns Edirne. Es war so schön. Alle hatten Can kennen und lieben gelernt. Ein Telefonklingeln riss mich aus den Gedanken. Meine Oma stand auf und eilte in die Küche, da war das Telefon.
Als ich hörte wie meine Oma „Cihan" sagte ließ ich mein Tee fallen und das Glas zersprang.
Es war mein Vater. Nun kam alles ans Licht. Wo ich war, wieso ich hier war, wo meine Eltern waren und was mit Can passiert war. Wie streiteten den ganzen Mittag warum ich nichts gesagt hatte. Meine Oma weinte und ich weinte mit ihr. Sie fragte mich weshalb ich nichts gesagt hatte und war geschockt über den Tod von Can. Mein Vater hörte sich etwas wütend an, da ich nichts erzählt habe. Aber ich hatte angst etwas zu sagen.. ich wollte nicht darüber reden.
So verging noch mal ein Tag. Mit Tränen. Ich einigte mich mit meinem Vater darauf, noch eine Woche zu bleiben und dann zurück zu fliegen. Meine Familie musste schon zurück fliegen da mein Vater arbeiten musste. Abends als ich im Bett lag, dachte ich über die Nacht auf dem Berg nach. Wenn ich mich nicht irrte und es er war.. ich wusste nicht was ich über ihn halten sollte. Ich hatte Respekt vor ihm, keine Ahnung wieso.. So ein komisches Gefühl war er. Sein Gesicht hatte ich bis jetzt nur blutig Gesehen, auf der Hochzeit. Wer war dieser Junge? Wieso hatte ich so ein komisches Gefühl ihm gegenüber? Und Vorallem wieso war er so wie er war? Unerreichbar, eiskalt, distanziert und dominant. So schlief ich ein. Das war die erste Nacht nach einer sehr langen zeit wo ich Problemlos schlafen konnte. Morgens wachte ich ausgeruht und munter auf. Mein Körper fühlte sich fit an, meine Seele rein. Das gab mir Elan, den Tag durchzustehen. Ich stand wie gewohnt auf und machte mich nach meiner Dusche fertig. Ein rotes Sommerkleid hatte ich heute an, es gefiel mir sehr. Heute fühlte ich mich pudelwohl, so wie ich war.

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