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Mein Vater lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor sich. Alle drei schauten mich neugierig an und wollten unbedingt wissen, was ich zu mitteilen hatte.

I: "Ich fange mit meinem Jura-Studium an."

Meine Eltern strahlten über das ganze Gesicht, das war wahrscheinlich die beste Nachricht seit langem für sie. Doch das war nicht alles, ich hatte noch etwas zu sagen. Gerade als mich mein Vater umarmen wollte, rückte ich einen Schritt zurück und schaute ihn intensiv an.

I: "Das war noch nicht alles."

Die lächelnden Gesichter verblassten schnell. Nun herrschte wieder Stille. Mein Bruder kaute noch nebenbei auf seinem Nutella-Brot und schaute mich schief an.

I: "Ich werde in München studieren und deshalb dorthin ziehen."

Meinen Eltern platzte gleichzeitig ein lautes "WAS" heraus.

M: "Aber Schatz, München? Das kannst du doch auch als Fernstudium machen und ab und zu für Klausuren hinfahren." Sagte meine Mutter überfordert.

Ich schüttelte mit dem Kopf und schaute trotzig zu meinem Vater.

I: "Nein, ich möchte dort bleiben. In einem Studentenwohnheim."

V: "Warum nicht die Universität in Stuttgart?" Fragte mein Vater sauer.

I: "Weil ich das so will!"

Spannung war in der Luft, mein Verhältnis zu meinem Vater wurde von Tag zu Tag schlechter. Ich hatte keine Ahnung, wie wir das jemals wieder gerade biegen würden.

O: "Da willst du hin? Ganz alleine?"

I: "Emir ist auch auf der Universität in München." Sagte ich kalt.

O: "München ist 2 Stunden entfernet von hier, das weißt du schon oder?" Fragte mein Bruder spöttisch.

I: "Onur, ich bin nicht dumm. ich weiß schon worauf ich mich einlasse!"

O: "Ich bin immer noch dein Bruder, pass auf wie du redest!"

I: "Nur weil ich dich jetzt nicht "Abi" genannt habe, bin ich respektlos? Ist das wirklich so?"

I: "Wann werde ich akzeptiert und respektiert, wann haben meine Entscheidungen Respekt verdient?! Erst wenn ich jemanden heirate, der mehr als 5000€ Brutto verdient und einen langweiligen Büro-Job hat, bin ich erst dann würdig respektiert zu werden, huh?!" Sagte ich.

V: "Was hat dieser Junge bloß mit dir gemacht?!" Fragte mein Vater empört.

I: "Absolut nichts Baba, er hat gar nichts gemacht. Er hat im Gegensatz zu euch immer mich entscheiden lassen! Ihr habt einen bestimmten Plan, von dem man auf keinen Fall abweichen drauf. Ich hab's satt in eine Schublade gesteckt zu werden! Das war schon so als can noch da war! Ihr habt mein Leben geplant! Ich möchte nur noch meine Entscheidungen treffen und vielleicht auch bereuen. Der einzige Ausweg ist auszuziehen, ob es euch passt oder nicht!"

Mein Vater sprang auf und lief wütend in sein Arbeitszimmer. Als er die Tür zuschlug, zuckten wir alle zusammen. Vor kurzer Zeit, hätte ich jetzt geweint, doch ich war so dermaßen abgehärtet von diesen Aktionen, dass es mir mittlerweile gar nichts mehr ausmachte. Ab jetzt wird nach meinen Regeln gespielt, wer will kann mitziehen, wer nicht will muss mit den Konsequenzen klarkommen.

Alles verging zum Glück sehr schnell. Zwei Wochen nach unserem Gespräch bekam ich meine Immatrikulationsbescheinigung. Danach organisierte ich mir eine kleine Studentenwohnung, kaufte mir die wichtigsten Möbel und fand mir einen kleinen Nebenjob in der Nähe meiner Universität. Nun war ich noch nebenbei Kellnerin. Als meine Eltern das hörten, entstand eine riesige Diskussion, weshalb ich einen Job brauchte. Sie meinten Sie würden mich finanziell unterstützen, doch ich wollte es nicht. Der erste Schritt zur Unabhängigkeit war mein eigenes Geld zu verdienen. Nach langem hin und her akzeptierten Sie es, es blieb ja auch keine andere Wahl.

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