16 | Mein Leben

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Dario sah nur überfordert zu mir auf und wandte seinen Blick plötzlich zu meiner Mutter, die daraufhin aufstand.

"Ich komme mit dir", meinte sie und ich schüttelte nur frustriert meinen Kopf und lief mit ihr gemeinsam ins Haus, um auch gleich die Haustür aufzusuchen. Dass gerade sie mich begleitete, beruhigte mich in keinster Weise. Was sollte sie schon ausrichten, was Cecilio, Malino und meinen Vater beruhigen würde? Gar nichts!

"Malino!", rief ich wütend, als wir über die Einfahrt herunter zum Tor eilten. Mein Bruder hatte bereits Riziero am Kragen gepackt und drückte ihn fest gegen die Mauer. Mir fiel ein riesiger Blumenstrauß auf, der neben ihnen auf dem Kies lag - jedoch wandte ich meine Aufmerksamkeit schnell wieder auf meinen Vater. "Padre! Er soll ihn sofort los lassen!"

"Ai, Küken. Lass ihn doch Spaß haben. Der Typ hat es verdient", entgegente mein Vater mir seelenruhig und ich sah unter Herzrasen wieder zu Riziero, der gerade in dem Moment solch einen Schlag von Malino ins Gesicht bekam, dass er wie ein Sack Kartoffeln seitwärts zu Boden fiel.

Nicht falsch verstehen! Dieser Anblick machte mir nichts aus, jedoch hatte Riziero mir weh getan! Er hatte mich verletzt und meine Ehre gekränkt! Es war ganz alleine meine Sache!

"Malino!", brüllte ich erneut und griff dabei nach seinem Hemd, um ihn mit voller Kraft zurückzureißen. Er starrte mich flüchtig an und ich erkannte nur noch puren Zorn in seinen Augen. Trotzdem ließ ich ihn nicht wieder los. "Hör auf! Du kannst dich nicht immer einmischen!", mahnte ich ihn, da hörte ich aber plötzlich Riziero röcheln und starrte neugierig zu ihm herab.

"Nives - es tut mir so-"

"Halt einfach deine verfickte Fresse!", sprach ich zornig und drehte mich anschließend zu meinen Eltern und Cecilio herum. "Und ihr! Hört auf! Alle!", wurde ich lauter und hatte dabei das Gefühl, ich würde jeden Moment vor lauter Wut implodieren.

Ich wusste nicht mehr wohin mit all diesen negative Emotionen, die wie ein Virus durch meinen Verstand rauschten und biss so fest meine Zähne aufeinander, dass  mein Kiefer bereits anfing zu schmerzen. Doch lange konnte ich mich auf diesen Schmerz nicht konzentrieren, da Malino erneut auf Riziero los wollte. Sofort stellte ich mich wieder zwischen die beiden und schubste meinen Bruder beiseite.

"Du sollst es gut sein lassen!"

"Nives!", lenkte mein Vater meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Dieser Bastard hat es nicht anders verdient! Verstehst du nicht, dass er-"

"Hör auf!", wurde ich ihm gegenüber erneut lauter und bemerkte gleichzeitig, wie meine Mutter sich ebenfalls anspannte. Sie hatte wohl Angst, es würde gleich richtig eskalieren und tauschte kurz Blicke mit Cecilio aus, der daraufhin zu Malino lief. Während Cecilio meinen laut fluchenden Bruder dann am Arm mit sich zurück in die Einfahrt zog, legte meine Mutter ihre Hand schützend auf die Schulter meines Vaters. Ich holte tief Luft und war noch lange nicht fertig.

"Es reicht! Ein für alle mal! Ich bin kein Kind mehr! Ich kann auf mich selbst aufpassen! Wenn ich der Meinung bin, dass dieses Arschloch es verdient hat, Schläge zu bekommen, dann schaffe ich das auch ohne euch!"

"Ich will dich nur beschützen! Denkst du wirklich, ich lasse zu, dass dir sowas angetan wird?!", schrie mein Vater mich zurück an und wollte dabei einen Schritt auf mich zu, da hielt meine Mutter ihn aber am Arm zurück.

"Gino! Beruhige dich", wies sie ihn mit sanfter Stimme an, doch mein Vater bebte bereits vor Wut - genau wie ich.

"No! Ich beruhige mich nicht! Wenn es nach mir ginge, wäre dieser Bastard schon tot!"

"Wer bist du nur!?", warf ich verzweifelt ein und als die dunklen Augen meines Vaters genau auf meine trafen, schüttelte ich fassungslos über seine Worte meinen Kopf. "Du hast mir doch beigebracht, für mich selbst einzustehen! Du hast gesagt, ich würde mich selbst schützen können! Jetzt setzt du mir aber einen Bodyguard vor! Du lässt mich meine Kämpfe nicht alleine austragen und ständig werde ich bevormundet! Ich kann das nicht mehr!"

"Es ist nur zu deinem Besten", mischte meine Mutter sich ein, die ich aber nur flüchtig ins Visier nahm, um mich gleich wieder an meinen Vater zu wenden.

"Ich bin die Tochter meines Vaters, stimmt's? Das sagt ihr mir schon mein ganzes Leben lang! Wieso lasst ihr mich dann nicht genau das Leben leben, dass du hast?! Wieso habe ich einen Bodyguard und du nicht?! Wieso darf ich meine Probleme nicht selbst aus der Welt schaffen?! Wieso-"

"Weil du meine Tochter bist!"

"Na und?! Ich sehe nicht, dass andere Väter Partys stürmen! Sowas machst nur du! Dazu mit einer scheiß Waffe, als wären wir bei der Mafia! Seid ihr alle verrückt geworden?! Das ist nicht normal!"

Schlagartig wurde meine Mutter auf meine Worte hin leichenblass und auch mein Vater sagte kein Wort mehr. Ich hoffte einfach nur durch ihre Reaktion, sie hätten endlich begriffen, was ich ihnen sagen wollte und würden mich wirklich in Ruhe lassen. Doch so war es natürlich nicht!

"Wir reden gleich drinnen", entkam es meinem Vater ohne Ausdruck, der sich als erster von mir abwandte und schnellen Schrittes über den Kies die Einfahrt hoch lief.

"Sollen wir einen Krankenwagen rufen?"

Meine Mutter schien irgendwie durcheinander und aufgewühlt, doch ihr Blick war in dem Moment einzig auf Riziero gerichtet, der immer noch am Boden saß und sich seine blutende Nase röchelnd festhielt.

"Nein - er überlebt das", gab ich ihr zurück und atmete anschließend mehrere Male tief durch. Ich hatte das Gefühl, als würde mich die ganze Welt verarschen wollen und es passierten die letzten Tage so viele Dinge gleichzeitig, dass mein Kopf sich anfühlte, als könnte er das alles nicht ertragen.

"Nives. Du musst deinen Vater verstehen und auch Malino. Er ist dein Bruder und wollte nur das Beste."

"Und das ist das Beste", entgegente ich ihr und zeigte dabei herunter wir Riziero. "Weißt du, was mir geholfen hätte?! Einfach nur jemand, mit dem ich darüber hätte reden können! Ihn zu Boden zu schlagen, hätte ich auch selbst hingekriegt!"

"Aber du kannst doch mit mir reden. Ich bin immer da", erklärte meine Mutter mitfühlend und wollte meine Hand ergreifen, ich zog diese jedoch zurück.

"Nein, bist du nicht! Wenn Malino sich bei mir einmischt, dann sagt keiner was! Aber mische ich mich bei Elio ein, um ihn zu schützen, bin ich wieder die Dumme! Wisst ihr, wie unfair das alles ist?! Ich hab manchmal das Gefühl, ihr nehmt mich nicht ernst, weil ich eine Frau bin!"

"Das stimmt nicht, Nives. Ich nehme dich immer ernst, aber ich kann dir nicht helfen, wenn du-"

"Du nimmst mich ernst?"

"Ja, natürlich", antwortete sie ohne zu zögern, sodass ich nickte und einen Schritt auf sie zumachte.

"Dann sag mir, was für Geschäfte Cecilio macht. Erklär mir, warum Padre Waffen besitzt und wieso du ständig voller Angst bist, dass etwas passieren könnte! Sag mir-"

"Ich kann nicht", erwiderte sie mir, was mich nur verzweifelt zum Auflachen brachte.

"Wie immer! Schön, wie ernst man genommen wird!", regte ich mich auf und lief wütend an ihr vorbei die Straße herunter.

"Nives!", hörte ich sie nach mir rufen, doch ich wollte einfach nur noch weg! Sollten sie doch alle ihre Geheimnisse haben und mich ausschließen! Nicht mehr mein Problem! Es interessierte mich einen Scheiß und ich nahm mir vor, Abstand zu all dem Geschehenen zu nehmen, indem ich ohne Handy und ohne einen Schatten an mir die Stadt aufsuchte.

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