Nervös saß ich an dem runden Tisch und hörte dabei der Musik zu, die von den Gesprächen der Menschen aber größtenteils überdeckt wurde. Die Sorgen um Ayaz überschatteten alles andere in mir. Ich machte mir Gedanken darum, was er dem Mann angetan hatte. Darüber, ob wegen mir Blut an seinen Händen kleben würde. Normalweise ließen mich solche Vorstellungen kalt - doch nicht, wenn es um ihn ging.
"Alles in Ordnung, Liebling?" Meine Mutter lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Nur widerwillig gab ich meine Gedanken frei und wandte mich ihr zu.
"Natürlich. Warum sollte auch nicht alles in Ordnung sein?" Ich konnte die Ironie in meiner Stimme nicht verbergen und blickte extra provokant zu Madrisa herüber. "Immerhin sitze ich hier doch mit tollen Menschen an einem Tisch."
"Nives... Bitte lass es gut sein. Hab einfach Spaß." Mein Vater nahm mich ins Visier und machte mir mit einer Handgeste klar, ich solle mich benehmen. Ich wusste, er tat dies meiner Mutter zu Liebe. Ihm war es scheißegal, wie ich mich gegenüber Madrisa benahm. Auch meinem Onkel Cecilio, der sich mit einer Unbekannten unterhielt, war es egal.
"Darf ich bitte nach Hause?", gab ich genervt von mir, da räusperte sich jedoch meine Mutter.
"Aber wir wollten den Abend doch gemeinsam verbringen?", entkam es ihr, wobei sie so traurig wirkte, dass es mir ein schlechtes Gewissen hervorbrachte. Ein gespieltes Lächeln zierte meine Lippen, als ich erneut zu ihr sah.
"Gut ... Dann bleibe ich eben, wenn's denn sein muss."
Ich unterhielt mich mit Malino über einige unserer Mitschüler. Sah meinen Eltern zu, wie sie verliebt immer wieder die Körpernähe des anderen suchten und amüsierte mich über Cecilio, der anscheinend sehr gut bei den gelangweilten Frauen hier ankam. Einzig Madrisa und Elio versuchte ich gekonnt zu ignorieren. Dies gelang mir auch, bis Elios Augen plötzlich genau auf meine trafen.
Dieses mir so vertraute braun schimmerte genau so sanft wie immer schon. Ich verlor mich förmlich darin und es gab kein entkommen mehr. Irgendwas schien mein Bruder mir ohne Worte sagen zu wollen. Ich spürte es bei seinem Anblick in jeder Faser meines Daseins. Seine Miene blieb zwar ausdruckslos, doch ich brauchte bei ihm keine Worte, um ihn zu verstehen. Die Musik und die Stimmen um mich herum nahm ich kaum noch wahr. Einzig meine eigenen, festen Atemzüge rauschten mir durch den Verstand. Ich fixierte mich mit allem, was mich ausmachte, einzig auf seine Augen und hoffte, er würde sich mir jeden Moment offenbaren...
"Da seid ihr ja endlich!"
Mein Vater sprach so laut, dass ich zusammen zuckte und alles um mich herum wieder anfing sich zu bewegen. Elio wandte seinen Blick von mir ab, genau wie ich es tat. Es kam mir vor, als würde ich aus einem langen Traum erwachen und ich brauchte einen Moment, mich wieder an die Realität um mich herum zu gewöhnen.
"Ja, war relativ schnell zu erledigen." Nunzio nahm bei seinen Worten neben meinem Vater Platz. Ich sah ihn mir genauer an. Erkannte dabei Blut auf seiner Hand und auch, dass sein Hemd an einer Seite etwas aufgerissen war. Sofort drehte ich mich mit der Hoffnung um, Ayaz irgendwo zu entdecken. Doch er tauchte nicht auf.
"Wo warst du denn?" Meine Mutter blickte fragend zu Nunzio, der natürlich log. Doch mittlerweile wussten wir alle ganz genau, was es zu bedeuten hatte.
"Spazieren im Mondschein."
Ich wollte mich gerade danach erkundigen, wo Ayaz war, doch ich ließ es bleiben. Es wäre zu auffällig und naiv, zu denken, ich könnte die Besorgnis in meinen Augen verstecken.
Es verging wieder einige Zeit, in der ich nichts weiter tat, als mir Gedanken zu machen. Das reinste Chaos brach in mir aus, denn nicht nur Ayaz, sondern auch Elio brachten meinen Verstand zum rattern. So viele Fragen, so wenige Antworten. Zu meiner Erleichterung erklärte mein Vater dann aber, dass wir gehen könnten. Malino, Elio und die anderen wollten noch bleiben. Nur mir stand nicht mehr der Kopf dazu, hier tatenlos herumzusitzen.
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Obsession with my bodyguard
RomanceDarkromance / Age Gap ____ Was für ein Leben lebst du, wenn nichts was du tust, eine Rolle spielt? Was ist, wenn deine Eltern Geheimnisse haben... Geheimnisse über die Vergangenheit, wegen der du keine Freiheit, keine Antworten und auch keine Jugend...