21 | Fake Nachrichten

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Der nächste Morgen brach an und ich stand gerade vor meinem Spiegel im Zimmer, als es an der Tür klopfte. Ich Band mir meine Haare zu einem hohen Zopf, zupfte mein weißes Top zurecht und lief anschließend zur Tür.

"Guten Morgen!"

Stella strahlte förmlich und wandte sich mit ihrem schwarzen Kleid und der Tasche an mir vorbei, um direkt auf meinem Bett Platz zu nehmen.

"Was machst du hier? Ich dachte, wir sehen uns erst in der Schule..."

Fragend starrte ich sie an, während ich mich zu meinem Schreibtisch begab und noch einige Ordner in meine Umhängetasche schob.

"Mein Vater kam erst heute morgen nach Hause und meinte, er könnte mich herbringen. Ist vielleicht besser so."

"Besser?"

"Ja", gab sie mir zurück, wobei ich sie skeptisch musterte. "Immerhin wirst du heute auf Riziero treffen und da wird keiner da sein, der ihn von dir fern hält."

"Als bräuchte ich dabei Hilfe", lachte ich auf und auch sie begann zu grinsen, bis wir beide zur Tür blickten. Meine Mutter lehnte im Rahmen und setzte dabei ein mildes Lächeln auf.

"Soll ich euch fahren, oder nehmt ihr ein Taxi?"

"Taxi", warf Stella ein und ich ließ sie in meinem Zimmer alleine, um mit meiner Mutter in den Flur zu laufen. Unsicher kaute ich auf meiner Lippe und sah dabei entschuldigend zu ihr auf.

"Das mit dem Tattoo... Also ich wollte nicht-"

Es fiel mir schon immer wahnsinnig schwer, Fehler offen zu zugeben, weswegen ich ins Straucheln geriet.

"Nein, schon gut", sprach meine Mama und legte mir ihre Hand auf meine Schulter. "Ich kann verstehen, dass du neugierig bist. Aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass die Bedeutung dieses Tattoos weit in der Vergangenheit liegt. Es gibt keinen Grund-"

"Elio meinte, es steht für Missbrauch", unterbrach ich sie und stellte dabei fest, dass für den Bruchteil einer Sekunde jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich. Sie entzog mir ihre Hand und sammelte sich, ehe sie auf meine Aussage reagierte.

"Ja, dafür steht es. Aber nicht jedes Tattoo, hat die gleiche Bedeutung. Du musst dir darüber keine Gedanken machen."

Erneut setzte sie dieses von Trauer überzogene Lächeln und ich ließ es wirklich gut sein. Sie wollte mir die Wahrheit verschweigen oder sogar schön reden? Gut. Ich kannte andere Wege, um das herauszufinden, was ich wissen wollte.

"Können wir?"

Stella kam aus meinem Zimmer und reichte mir meine Tasche, woraufhin auch Elio und Malino aus ihren Zimmern in den Flur kamen.

"Ich wünsche euch ganz viel Spaß. Passt auf euch auf."

Meine Mutter gab nur Elio einen liebevollen Kuss auf die Wange, da Malino davon nur genervt reagierte und mir solche Liebkosungen vor meinen Geschwistern auch zuwider waren. Gemeinsam suchten wir vier schließlich die Einfahrt auf und warteten auf das Taxi.

_

Die zwei ersten Stunden vergingen zu meiner Erleichterung schneller als gedacht. Ich saß in der Pause alleine am Sportplatz und beobachtete einige Typen beim Basketball spielen. Eigentlich hing ich hier nicht oft ab, in der hintersten Ecke, aber ich wollte Riziero aus dem Weg gehen. Nicht, weil ich Angst vor ihm hatte oder sowas. Ich hatte keine Lust, dass er wieder auf mich einreden würde, dass es ihm leid tat. Genau das bedrückte mich auch. Immerhin war ich so willensstark und selbstbewusst - kaum kam aber so ein Idiota um die Ecke, fühlte ich mich niedergeschlagen.

Als mein Blick gerade zur Seite fiel und ich weiter weg Stella erkannte, die sich mit einigen Mädels unterhielt, hörte ich mein Handy piepsen.

Ich holte es aus meiner Tasche und erkannte erneut eine Nachricht von Ayaz. Wieso schrieb er mir schon wieder? Erst Recht, nachdem ich ihm schon auf seine vorherige Nachricht nicht geantwortet hatte.

"Hätte dich niemals so eingeschätzt und weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Bist du dir sicher, dass du dir nicht ausversehen den Kopf gestoßen hast oder sowas?"

...

Irritiert las ich die Nachricht mehrere Male und hatte keine Ahnung, wovon er überhaupt sprach. Da schluckte ich jedoch fest, als ich hoch scrollte und den Verlauf durch ging.

"Stella!", regte ich mich auf, da sie wohl heimlich an meinem Handy war, als ich mit meiner Mutter sprach.

"Nächstes Mal lecke ich gerne deine Wunden, Mr Bodyguard."

"Weißt du, was auch Spaß machen würde? Mich auf dein Gesicht zu setzen! Ich kann an gar nichts anderes denken!"

"Heute Nacht, da habe ich mich angefasst und mir vorgestellt, wie du mir dabei zu siehst."

"Stella!!!", schrie ich fassunglos und stinksauer, als ich samt meiner Tasche hektisch aufstand und direkt auf sie zu lief. Mein Herz klopfte vor Aufregung immer schneller und ich hätte sie am liebsten gepackt und im Meer versenkt!

"Was ist los?", wollte sie grinsend wissen, als ich bei ihr ankam. Auch die anderen Mädchen sahen mich neugierig an.

"Verpisst euch! Sofort!", brüllte ich wütend und die drei zögerten keine Sekunde, das Weite zu suchen. Erst, als sie einige Meter weg waren, nahm ich wieder Stella ins Visier. "Hast du sie eigentlich noch alle?! In sein Gesicht setzen?! Spinnst du?!"

"Nives, chill, okay!", gab sie mir unbeeindruckt zurück und zwinkerte mir auch noch amüsiert zu. Ihre Augen auszukratzen war so eine hohe Versuchung, dass ich mich wirkich zügeln musste. "Ich dachte du willst, dass der Typ verschwindet. Lass ihn anbeißen und zeig den Verlauf deinem Vater."

"Jaaaa! Sicher! Ich zeige meinem Vater eine Verlauf, wo ich schreibe, dass mir jemand beim masturbieren zugucken soll!"

"Das kannst du doch löschen! Jetzt reg dich ab!", redete sie auf mich ein, während meine Atmung sich vor Fassungslosigkeit immer noch überschlug.
"Hat er denn zurück geschrieben?"

Sie grinste erneut so dämlich, dass ich langsam daran zweifelte, ob sie noch ganz bei Verstand war.

"Kann es sein, dass dir irgendeiner am Wochenende das Resthirn rausgevögelt hat?"

"Er hat also geschrieben!"

Sie schnappte plötzlich nach dem Handy in meiner Hand und ich wollte es ihr direkt wieder abnehmen, da drehte sie sich aber immer wieder herum, sodass ich nicht dran kam.

"Stella! Ich schwöre ich-"

"Er hätte dich niemals so eingeschätzt?!", las sie seine Nachricht laut vor und da bekam ich endlich mein Handy zu fassen und entriss es ihr. "Was denkt er, was du bist? Eine Jungfer in Nöten oder was?"

"Keine Ahnung, was dieses Arschloch denkt! Es ist mir auch scheiß egal!"

"Also willst du dich nicht auf sein Gesicht setzen? Vielleicht macht es Spaß."

"Ganz bestimmt nicht! Als könnte er überhaupt was anderes mit seiner Zunge anstellen, als mich bei meinem Vater verraten!"

Stella hob amüsiert eine Augenbraue hoch und sah plötzlich direkt an mir vorbei. Ich starrte sie irrtiert an, bis ich aber einen hochroten Kopf bekam und mich nur langsam herumdrehte.

"Finde es heraus."

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Obsession with my bodyguard Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt