Meine Gedanken kreisten unaufhaltsam um dieses ganze Wochenende, während ich mittlerweile die Stadt erreicht hatte und quer über den Markt lief.
Überall erkannte ich gut gelaunte Gesichter und die Sonne scheinte hell herab. Ich sah mir an einigen Ständen die verschiedenen Waren an und es brachte mich trotz meiner innen Unruhe zum Lächeln, als eine ältere Dame mir mit einem strahlenden Ausdruck ein Stück Apfel zum probieren reichte.
"Grazie", bedankte ich mich bei ihr und ließ mir den Apfel schmecken, um weiter über den Markt bis zu einem Springbrunnen zu laufen. Einige Kinder rannten herum, während ihre Eltern mit Körben einkauften und sich amüsiert mit anderen unterhielten.
Mit dem Blick auf ein kleines Mädchen gerichtet, nahm ich auf einer der Stufen vor dem Brunnen Platz und spürte alleine durch diese lockere, zwanglose Atmosphäre, dass ich mich mitten in Palermo befand.
Für diesen kurzen Augenblick fühlte ich mich entspannt und genoss die Sonne, die auf meiner Haut kitzelte, bis mir aber wieder die verschiedensten Bilder der letzten Tage in den Sinn kamen. Mein Lächeln verschwand, als ich an diese unbändige Wut denken musste, die Riziero in mir ausgelöst hatte. Dazu das Gefühl, Elio enttäuscht zu haben, obwohl ich mit meinen Aktionen vollkommen im Recht war. Diese ganzen Geheimnisse meines Vaters kamen mir wie eine Last vor... dazu die Tränen meiner Mutter - und mittendrin zu allem Überfluss auch noch ein arroganter Türke, der meinte, er wäre mein Aufpasser. Idiota!
"Du siehst nicht gerade gut gelaunt aus", hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir und erkannte mit großen Augen genau das Arschloch, dass ich am Freitag auf der Party dumm angemacht hatte.
Aleksandr hieß er glaube...
Er zog grinsend an seiner Zigarette und ich musterte flüchtig sein weißes Shirt, wozu er eine helle Jeans trug. Erst, als ich ihm wieder genau in sein Gesicht sah, schnitt ich eine angewiderte Grimasse.
"Wie könnte ich gut gelaunt sein, wenn du hier bist?", erwiderte ich ihm bissig und wollte gerade aufstehen und gehen, da hielt er jedoch meine Hand fest.
"Was ist eigentlich dein Problem? Ich meine - auf der Party, da hast du mir deinen Arsch präsentiert, als wärst du darauf aus gefickt zu werden und-"
Fassungslos über seine dreiste Art mit mir zu sprechen, entriss ich ihm meine Hand, um ihn noch ein letztes Mal wütend zu fixieren.
"Verpiss dich und wage es dich ja nicht, noch ein einziges Mal so mit mir zu reden!", warnte ich ihn und sah ihn dabei voller Abneigung an. "Poveretta, tua madre!"
Eilig drehte ich mich weg von ihm und lief durch die Menschen hindurch in eine enge Seitenstraße, um immer schneller werdend den Weg nach Hause zu laufen. Ich hatte keine Angst vor ihm - jedoch hatte ich kein Handy, kein Messer und sonst auch nichts dabei, womit ich mich hätte verteidigen können. Wer wusste schon, wie dieser Bastard drauf war...
Kaum am ende der Seitenstraße angekommen, wandte ich mich noch einmal herum, um aber erleichtert fest zu stellen, dass er mir nicht folgte. Vermutlich hatte er mich durch Zufall gesehen und wollte mich nur provozieren. Arschloch eben!
"Na, Prinzess-"
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, drehte ich mich herum und schlug ohne nachzudenken meine Faust mitten in Ayaz Gesicht. Geschockt darüber, weiteten sich meine Augen. Er hatte mich zu Tode erschrocken und als er sich seine Hand vor die Nase hielt und zu bluten schien, bekam ich fast schon Mitleid mit ihm.
Es hielt sich jedoch in Grenzen und verschwand dann auch wieder vollkommen, als ich mir darüber bewusst wurde, was er hier überhaupt zu suchen hatte.
"Du verfolgst mich?!", brachte ich wütend hervor und bemerkte, dass er aussah, als würde er fassungslos über meine Worte sein. Irrtiert starrte er zu mir herab und schmierte anschließend das wenige Blut von seiner Hand an seinem schwarzen Shirt ab.
"Willst du dich nicht erstmal entschuldigen?", wollte er allen ernstes wissen und nachdem ich kurz sprachlos war und seine dunklen Augen musterte, fing ich heftig an zu lachen und amüsierte mich herrlich über ihn.
"Entschuldigen?! Der war gut, Idiota! Mach weiter so, dann kannste den Job als Bodyguard schon bald an den Nagel hängen und in die Clownsschule gehen", lachte ich immer weiter und setzte aber schnell wieder eine erste Mine auf, um ihn mit hochgezogener Augenbraue zu mustern. "Also, ich habe dich gefragt, ob du mich verfolgst!"
"Ja, denn noch bin ich kein Clown."
Ohne Ausdruck kam diese Antwort aus ihm heraus und ich wusste selbst auch nichts mehr darauf zu sagen. Immerhin war mir klar, dass mein Vater und meine Mutter dahinter stecken. Ayaz war nur jemand, der Befehle ausführte. Plötzlich kam mir bei seinem Anblick aber wieder die Erinnerung an das Gespräch mit Stella in den Sinn und ich legte ein dreckiges Grinsen auf, während ich einen gewagten Schritt auf Ayaz zu machte.
"Was hälst du davon, etwas Spaß zu haben?", brachte ich verführerisch hervor, doch als ich auf zu Ayaz sah, schien dieser überhaupt nicht auf meine Worte eingehen zu wollen. Im Gegenteil! Er sah eher belustigt aus - als würde er sich das Lachen zurückhalten müssen.
Es verwirrte mich, denn wenn ich so mit Typen redete, waren sie mehr als angetan von mir. Dieser Mann aber, schien schwieriger zu knacken sein.
"Ich meine", sprach ich also weiter und wollte gerade seine Hand in meine nehmen. "Wir könnten zu zweit ins Kino und-"
Mit viel zu viel Kraft schnappte er sich plötzlich mein Handgelenk und drängte mich an die Mauer hinter mir, wodurch ich überfordert zu ihm aufsah.
"Du willst mich provozieren, um Daddy später zu erzählen, dass ich mich an dich rangemacht hätte", erwiderte er mir mit einem überheblichen Grinsen und obwohl es mir schon fast weh tat, wie fest er mein Handgelenk hielt, ließ ich mir keinerlei Emotion anmerken. Ich spürte mein Herz, dass etwas schneller als normal schlug und sah Ayaz weiterhin in seine dunklen Augen. "Doch so läuft das nicht, kleine Prinzessin. Ich kenne Mädchen wie dich. Verwöhnt - unberechenbar... Lass mich einfach meinen Job machen - wie du schon sagtest - dein Leben geht mich nichts an und ich bin nur ein scheiß Schatten für dich."
"Du kennst mich also?", entgegente ich ihm nach einer kurzen Stille, doch bevor er hätte antworten können, hörte ich eine weitere Stimme neben uns.
"Gibt's ein Problem?"
Ungläubig starrte ich genau wie Ayaz zu Aleksandr, der aber nicht alleine war. Zwei weitere Typen standen hinter ihm und machten nicht den Anschein, irgendwas friedvolles zu wollen.
"Nur, wenn du eins daraus machst", gab Ayaz ihm zurück und drehte sich zu den dreien herum, um mich gleichzeitig an meinem Handgelenk hinter seinen Rücken zu ziehen.
"Zu gerne!"
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Obsession with my bodyguard
RomanceDarkromance / Age Gap ____ Was für ein Leben lebst du, wenn nichts was du tust, eine Rolle spielt? Was ist, wenn deine Eltern Geheimnisse haben... Geheimnisse über die Vergangenheit, wegen der du keine Freiheit, keine Antworten und auch keine Jugend...