28 | Tischgespräche

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Absolut fertig von der Schule, warf ich meine Tasche in die hinterste Ecke meines Zimmers und ließ mich auf mein Bett fallen. Die gesamte Woche über hatte ich mit niemanden mehr viel gesprochen. Es war mittlerweile Freitag und auch Ayaz hatte ich seit Montag Abend nicht mehr gesehen. Warum auch... Ich ging nur zur Schule, um danach auch direkt wieder nach Hause zu fahren. Meine Zeit verbrachte ich hauptsächlich mit lernen und auch damit, Antonio schwimmen beizubringen.

Meine Mutter ging mir aus dem Weg. Sicher extra, da sie keine Unterhaltung über ihre Vergangenheit führen wollte. Vielleicht war es ihr auch unangenehm, dass ich von ihrem Cousin Bescheid wusste und auch darüber, was sie ihm Rache angetan hatte. Doch sie musste sich nicht schämen - ich war stolz darauf, wie verdammt stark sie doch war.

Mein Vater schlief bis abends und fuhr auch zügig immer zu seinem Club, was Onkel Cecilio im gleichtat. Ich war also viel alleine und hatte Zeit, Geschehens zu verarbeiten.

"Hast du schon die Mathe Hausaufgaben gemacht?"

Mein Blick fiel zur Tür, in der Elio mit einem Heft in der Hand stand und mich fragend musterte. Auch er ging mir die letzten Tage aus dem Weg. Madrisa war sicher der Grund dafür oder eher gesagt, ihre unnötige Beziehung zueinander. Ich würde meinem Vater aber bald schon den Gefallen tun und dieses Miststück für immer los werden. Der Plan stand, es haperte nur an der Umsetzung, da ich definitiv eine Waffe brauchte.

"Sehe ich so aus?", gab ich ihm grinsend zurück und setzte mich anschließend auf. "Hab besseres zu tun."

"Nörgeln und zickig drauf sein?"

Er lächelte und kam direkt auf mich zu. Sein Heft schmiss er vorsichtig auf meinen Tisch, ehe er sich nah an meiner Seite niederließ.

"Wir haben kaum gesprochen diese Woche."

"Ich weiß."

Eine kurze Stille entstand, in der wir beide nur ins Nichts starrten. Wo wir zuvor unzertrennlich waren, so hatte Madrisa es wirklich geschafft, einen Keil zwischen uns zu treiben. Wie sehr ich sie dafür hasste. Und nicht nur dafür - auch für all den Schmerz, den sie ihm antat. Er zeigte es nicht oft, doch ich hörte ihn abends Gitarre spielen und wusste ganz genau an den Klängen, in welcher Stimmung er war. In keiner guten in letzter Zeit...

"Ist etwas passiert? Du weißt, du kannst mit mir über alles reden", riss Elio mich aus meinen Gedanken und irrtiert darüber suchte ich seinen Blick.

"Wie kommst du darauf?"
"Weil du ziemlich still bist."
"Ach, und weil ich mal einige Tage nicht ausraste, denkst du gleich, dass mit mir etwas nicht stimmt?"

Er nickte und ich schüttelte grinsend meinen Kopf.

"Ai, mein Herz", sprach ich auf ihn ein und kniff ihm dabei sanft in seine Wange. "Ich versuche im Moment nur, mich aus Allem so gut es geht rauszuhalten."

"Warum? Weil ich es dir verboten habe? Sonst hörst du doch auch nicht auf mich."

Er schien fast schon besessen davon zu sein, mein Verhalten zu analysieren. Das brachte mich dann auch dazu, freudig aufzustehen und ihm einen Flyer zu zeigen.

"Heute Abend ist eine krasse Party im Haus von Hannah. Bist du dabei?"

Allein an einem Ausdruck erkannte ich, dass er ganz genau wusste, dass ich ihn ablenken wollte. Er nahm den Flyer aber trotzdem entgegen und sah ihn sich kurz an.

"No", erklärte er schließlich, stand ebenfalls auf und legte den Flyer wieder auf meinen Tisch. "Und du solltest da auch nicht hin."

"Hörst dich ja fast schon an wie Malino. Fehlen nur die großen Pupillen und ihr könntet Zwillinge sein."

Obsession with my bodyguard Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt