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Es waren 2 Tage vergangen und meine Eltern waren nicht zurück gekehrt. Ich sorgte mich immer mehr um sie. Charles würde morgen nach Frankreich fahren und dort sein College besuchen.

Draußen lief ich zu zu meiner Stute und ritt zum Bahnhof. Als ich am Bahnhof ankam betrat ich das Gebäude wo man normalerweise die Fahrkarten bezahlt. „Ähm Bonjour Sir. Ist in den letzten 2 Tagen ein Ehepaar hier ausgestiegen? Die Frau sieht mir sehr ähnlich und hat blaue Augen der Mann ist sieht eher südländisch aus und-" „Tut mir leid kleine so jemanden hab Ich nicht gesehen." „Oh trotzdem Danke." betrübt verließ ich den Bahnsteig. Und ging zurück zu meiner Stute.

Heute war der Tag an dem mein Bruder mich verlassen würde.„Auf Wiedersehen Charles pass auf dich auf." ich umarmte meinen Bruder und winkte der Kutsche zum Abschied. Lange blieb ich noch in der Einfahrt stehen und beobachtete die Kutsche die entlang der Straße immer kleiner wurde. Ich begab mich wieder ins Innere des Gebäudes.

Ich saß die ganze Zeit am Küchentisch. Solange bis ich einschlief. Ein Klopfen zog mich zurück und ich stürmte zur Tür.
Ein Mann und eine Frau standen nun an meiner Haustür. „Wie kann ich Ihnen helfen?" Ich sah die Personen an. „Es tut mir leid Sie über die Ereignisse informieren zu müssen jedoch muss ich Ihnen mitteilen das ihre Eltern bei ihrem Aufenthalt in Carmody ermordet wurden." meine  Sicht wurde durch Tränen getrübt und ich brach auf dem Boden zusammen.Mein Atem unkontrolliert. „Nein. Das darf nicht war sein..." sprach ich leise vor mich hin. Ich hörte alles um mich nur noch gedämpft.„Packen Sie ihre Sachen. Der Hof wird in einigen Tagen versteigert.Wir werden Sie zu ihrem Waisenhaus begleiten."

Ich sah mir jedes Zimmer noch einmal an. Die Tränen liefen mir ununterbrochen über die Wangen. Ich stieg in die Kutsche und sprach nicht ein Wort auf meiner Fahrt zum Bahnhof. „In welchem Waisenhaus werde ich untergebracht?" meine Stimme nicht mehr als ein Flüstern.
„Das in Nova Scotia. Es ist sehr hübsch dort." Das war ganz klar eine Lüge. Allein Annes Erzählungen wegen wusste ich wie grausam es dort war.

Die Zugfahrt über hatte ich angefangen Briefe zu schreiben. Einen an Gilbert, einen an Prissy und Jane und den letzten an Anne. Es waren Abschiedsbriefe. Ich würde sie erst mal, vielleicht aber auch für immer nicht mehr wieder sehen. „ähm Miss? Könnten wir die Briefe in Charlottetown abschicken? Es sind Abschiedsbriefe an meine Freunde." die Frau neben mir nickte nur.

Wir betraten das Schiff. Ich seufzte als ich an den Tag dachte an dem ich hier angekommen war. Tränen liefen mir erneut über die Wange. Nun war ich allein. Ich hatte mein Versprechen welches ich John gegeben hatte gebrochen. Ich sah auf die sanften Wellen. Ich hatte nur ein paar Hosen sowie Blusen und eine jungen Mütze dabei. Ach und nicht zu vergessen Gilberts Pullover. Die Kleider hatte ich alle zurück gelassen. An ihnen hingen nur Erinnerungen.

Fast schon ängstlich blieb ich vor dem Waisenhaus stehen. Ich setzte mich jedoch wieder in Bewegung als die Frau die mich begleitet hatte mich warnend beäugte. Die düsteren Farben im Gebäude inneren prägten mich als erstes.

„Wie heißt du?" fragte die Hausmutter genervt.
„Louisé Rodriguez."
„Alter?"
„15"
Das waren die Einzigen Worte die ich seit meiner Ankunft gesprochen hatte. Ich wurde in ein sehr volles Zimmer gesteckt. Die Mädchen in diesem Waisenhaus waren schlimmer als Josie Pye und das hatte wirklich etwas zu heißen. Ich hatte keine Freunde, es wendeten sich nur alle gegen mich. Die Nacht war so schlimm das ich die ganze Zeit an der wand gelehnt im Bett gesessen hatte.

Für meine Verhältnisse war es im ganzen Gebäude eiskalt. Als ich das Badezimmer am nächsten Morgen betrat starrten mich viele der Mädchen an. Sie begannen zu flüstern. Eine trat nach vorn. „Du bist also die neue? Du erinnerst uns an jemanden." gelangweilt sah ich sie an „ach ja? An wen?" sie starrte mir in die Augen und zog ihre Augenbrauen zornig zusammen. „An Anne Shirley. Sie hatte auch rote Haare und Sommersprossen. So wie du." mein Blick wurde kalt. „Okay."  ich drehte mich von ihr weg und sah in den Spiegel. Tiefe Augenringe lagen unter meinen Augen. Und ich musste zugeben ich sah schrecklich aus.

Beim Frühstück hatte ich nichts gesagt und nichts gegessen. Ich wartete denn so wie ich bei der Anmeldung gehört hatte würden heute Briefe kommen und ich hoffte auf eine Antwort von meinen Freunden.

Ich rannte zum Tor als ich die Postkutsche von weitem sah. Während die anderen sich also mit irgendwelchen Dingen beschäftigt hatten saß ich den ganzen am Tor und hatte gewartet. „Bonjour Sir. Haben Sie möglicherweise Briefe für mich?" hoffnungsvoll sah ich ihn an und er lächelte. „Wie heißt das junge Fräulein denn?" „Louisé. Louisé Rodriguez Sir."  er sah in seine Brieftasche und lächelte. „Hier zwei Briefe für dich." ich musste grinsen doch es war wie weggeblasen als ich die Mädchen auf mich zukommen sah.

„Und haben dir Mami und Papi aus der Hölle geschrieben?" fragte eine. Und ich schluckte. „Na klar der Brief kann nur aus der Hölle sein! Sie ist schließlich Ausländerin!" rief eine andere. Sie kamen immer näher bedrängen mich schon fast. Aus Panik vor ihnen schlug ich einfach zu.
„Das Miststück hat mich geschlagen!" ohne zu überlegen rannte ich ins Gebäude ganz nach oben in eine Art Turm und versteckte mich dort. Ich begann zu zittern und kurze Zeit später liefen mir die Tränen erneut über meine Wangen.

Ich riss mich zusammen und sah nach von wem die Briefe waren.
Anne, Prissy und Jane.
Von Gilbert gab es keine Antwort...

Dr. Gilbert BlytheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt