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Heute war es soweit. Heute würde ich aus diesem schrecklichen Waisenhaus fliehen. Mein Plan war es in der Nacht über das Tor zu klettern und zum Hafen zu laufen. Dort würde ich mich auf ein Schiff klettern welches nach Charlottetown fahren wird. Ich werde meine Reise jedoch als Junge antreten. Es wird einfacher sein wenn ich nicht so schnell erkannt werde.

Ich sah noch einmal in meine Tasche die Akte und ein wenig Geld war alles was ich besaß. Die Mädchen die ebenfalls in diesem Zimmer schliefen trudelten langsam ein. Draußen begann es dunkel zu werden und ich musste bei dem Gedanken diese Hölle endlich wieder zu verlassen Grinsen. "Was grinst du so dämlich du Miststück. " ich gab ihr keine Antwort. Ich musste mich zusammenreißen ihr nicht wieder eine rein zuhauen.

Die Mädchen legten sich zu Bett und ich mich ebenfalls. Lange blieb ich wach liegen. Als ich mir sicher war das alle schliefen stand ich auf. Meine Füße schlüpften in die Stiefel, welche ich kurz darauf zuschnürte. Ich schlich mich auf den Flur und die Treppe hinunter. Und dann hörte ich eine Stimme im Stock über mir. "Sie ist weg! Das Miststück ist verschwunden!" schallte es durch die Flure. Nun stieß ich die Tür auf. Ich rannte den weg zum Tor entlang. Ich drehte mich zum Tor und sah wie überall im Waisenhaus das Licht angehen. Ich warf meine Tasche über das eiserne Hoftor. Schnell begann ich das Tor hinauf zu klettern.

Als ich unten angekommen war, rannte ich erstmal bis ich kurz vor dem Hafen war. Ich band meine Haare zu einem Dutt zusammen und versteckte sie unter der Mütze die mir Anne gegeben hatte. Im dunkeln sah ich mich nach dem Schiff um welches mich hier gefahren hatte. Als ich es entdeckt hatte sah ich das ich es nicht auf das Schiff schaffen würde. Ich setzte mich also eng an die Mauer gekauert auf den Boden.

Als am nächsten Morgen der Steg angebaut wurde sprang ich auf, Als keiner der Arbeiter mehr hinsah schlich ich den Steg hinauf. Da ich als blinder Passagier mit fahren würde versteckte ich mich unter einer Plane. Immer wieder hörte ich die Schritte auf dem hölzernen Boden des Schiffes.

Als sich das Schiff in Bewegung setzte ließ mich die kalte November Luft frieren. Ich zog den Pullover von Gilbert enger um mich und die Mütze tiefer ins Gesicht. Mein Magen knurrte und ich hatte Angst, jemand würde das von meinem Körper kommende Geräusch wo möglich wahrnehmen.

Es war so weit. Das Schiff ging gerade in den Hafen ein. Schnell schlüpfte ich unter der Plane hervor und schloss mich den aussteigenden Passagieren an. Sobald ich wieder festen Boden statt dem wackeligen Schiff unter meinen Füßen hatte rannte ich los und volle Kanne in einen Mann hinein. " Pass doch auf Junge!" ohne auf den Mann zu achten rannte ich weiter. Ich hatte mir überlegt vor erst im Sumpf zu verweilen, da ich in Avonlea so wie in Charlottetown zu bekannt durch die Rettung des Babys aus dem Feuer war.

Müde erreichte ich den Sumpf bei beginn der Dämmerung. Als ich die Gegend ausgekundschaftet hatte klopfte ich an der Tür einer Wäscherei. Eine dunkelhäutige Frau öffnete diese." Guten Abend, je suis dèsolè. Aber könnten Sie mir bitte eine Bleibe für die Nacht geben. " aus Höflichkeit nahm ich meine Mütze ab. "Oh Gott, mein liebes Kind du musst furchtbar frieren." augenblicklich wurde ich ins innere des Gebäudes gezogen und von mehreren Augen angesehen. Sobald die Tür geschlossen wurde, empfing mich die wärme. " Wie heißt du Kleine?" fragte mich die Frau die mir die Tür geöffnet hatte. " Louisé. Louisé Rodriguez." sie sah mich lächelnd an. " Ich bin Mary und das sind Jocelyn und Constance. Woher kommst du?" ich überlegte wie ich es am besten erklären konnte. "Ma'am. Bitte versprechen Sie mir es niemandem zu sagen." „Ich verspreche es."

Und so erzählte ich Mary alles bis ins kleinste Detail. Mary und die anderen Frauen hatten mir angeboten bei ihnen zu arbeiten und Mary nahm mich bei sich auf da sie sich oft einsam fühlte.

Dr. Gilbert BlytheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt