Kapitel 12

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Er wollte sie, aber er konnte es nicht tun, er konnte nicht riskieren, dass das alles noch einmal passierte.

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Nikos wurde von Luke geweckt, als es stockfinster war. Man konnte kaum etwas sehen, das Lagerfeuer glühte noch etwas, was wenigstens etwas Licht brachte.

„Hey, Nikos. Aufwachen", flüsterte Luke in sein Ohr.

„Mhm", brummte Nikos und streckte seinen Körper in die Länge.

Als Nikos mit einer Jacke angezogen nach draußen ging, saß Annabeth schon auf einem der Baumstämme und wärmte sich am Glühenden Holz auf.

„Kalt?", fragte Nikos und setzte sich gegenüber Annabeth.

„Bisschen. Hab keine Jacke", murmelte sie und hielt ihre Hände näher ans Holz.

Annabeth saß zitternd auf dem Baumstamm und hauchte immer wieder in die Hände, während sie gleichzeitig immer näher ans Holz lehnte.

Nikos tat es weh, Annabeth so zu sehen, im T-Shirt, zitternd vor diesem winzigen Feuer.

Er zog seine Jacke aus und reichte sie Annabeth. „Hier. Nimm die. Ich hab einen Pullover."

Es war Nikos etwas unangenehm, Annabeth seine Jacke zu geben. Es hatte so einen komischen, romantischen touch, aber das wollte er gar nicht damit erreichen.

Annabeth nahm die Jacke zögernd an und zog sie sich an.

„Soll ich das Feuer ein bisschen wärmer machen?", fragte Nikos und holte ein paar kleine Holzstämme vom Holzstapel, den Luke und Annabeth aufgestapelt hatten, als Nikos und Piper im Supermarkt waren.

„Wäre gut", meinte Annabeth und Nikos merkte, dass es Annabeth mit der Jacke jetzt auf jeden Fall besser ging.

Nikos schmiss etwas Holz in die Glut und das Feuer wurde langsam stärker.

„Wie alt bist du eigentlich?", fragte Annabeth.

„Ach, ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Jetzt müsste ich eigentlich so um die 250 Jahre alt sein. Vielleicht ein bisschen älter. Weiß nicht genau."

„Wirklich? Ich auch. Welches Jahr?", fragte Annabeth mich.

„Ich bin 1993. Du?"

„Auch. Dann sind wir ja genau gleich alt", fiel Annabeth auf und ihr Gesicht hellte etwas auf.

Nikos grinste unter seiner Kapuze. Irgendwie süß, wenn Annabeth sich freute.

Es trat kurz Stille ein. Nikos stocherte mit einem Stock im Feuer herum und betrachtete die Flammen, wie sie das Holz niederbrannten.

„Was ist passiert, als du zu Chaos gegangen bist? Also wieso bist du von der Erde gegangen?", fragte Annabeth.

„Ich- ich rede nicht gerne darüber", murmelte Nikos und fummelte an seiner Kapuze herum.

„Oh, tut mir leid. Du musst es auch nicht erzählen, alles gut", antwortete Annabeth sofort und Nikos merkte, dass es ihr ein bisschen unangenehm war.

„Es hatte was mit meinen Freunden und meiner Familie zu tun", erzählte Nikos und warf den Stock ins Feuer.

„Oh. Verstehe, dass du nicht darüber reden möchtest." Annabeth lächelte mich aufmunternd an.

„Willst du mir erzählen, was mit Percy passiert ist?", fragte Nikos.

„Klar, also. Ein paar Wochen später, nachdem Percy weg war, wurden ich und die anderen endlich befreit", begann Annabeth die Story, doch schon unterbrach Nikos sie.

„Befreit? Von was? Ihr wart doch nicht gefangen."

„Nein, nicht in dem Sinne. Wir alle im Camp waren von Eidolonen besessen", erklärte Annabeth. „Wir wurden von denen gesteuert, wir konnten nichts dagegen tun, dass wir Percy aus dem Camp gescheucht haben. Wir konnten nichts dagegen tun, dass Percy abgehauen ist."

Annabeth schluckte und sie schaute ins Feuer.

„Eidolonen? Was ist das?", fragte Nikos und tat so, als wüsste er nicht, was das ist.

„Das sind so... so Wesen, die in deinen Körper gehen und ihn steuern. Man kann sich nicht wehren und auch nichts sagen. Man wird ihn nur los, wenn der Eidolon einen verlässt", erklärte Annabeth.

„Und den hattet ihr alle?", fragte Nikos und überlegte. Sagte Annabeth gerade wirklich die Wahrheit? Oder log sie, nur um ihn hereinzulegen?

„Ihr wurdet alles von den Eidolonen besessen, als Percy weglaufen sollte?", fragte Nikos und schaute Annabeth an. Es breitete sich ein erleichterndes Gefühl in Nikos aus. Seine Freunde waren tatsächlich nicht schuld an dem ganzen. 

„Ja und ich wollte mich auch wehren, aber es ging nicht. Jedes Mal, wenn ich ihn beleidigt habe, wurde ich innerlich zerstört. Jedes Mal, wenn Percy da so hilflos und verzweifelt vor mir stand und ich immer wieder etwas Schlimmeres gesagt habe-" Annabeth brach ab und schluchzte.

Nikos setzte sich wortlos neben sie und umarmte sie. So verharrten sie einige Momente, bis Nikos sie wieder losließ.

„Alles gut bei dir?", fragte Nikos und schaute ihre verweinten Augen an.

„Ich vermisse ihn einfach. Und ich kann ihn einfach nicht vergessen obwohl schon über 200 Jahre vergangen sind. Es geht einfach nicht", schluchzte sie und presste ihre Lippen zusammen.

„Hast du es denn mal versucht? Einen anderen zu daten?", fragte Nikos. Das wollte er jetzt wirklich wissen.

„Klar, nach etwa über 50 Jahren war ich auf etlichen Dates, aber keiner war so wie Percy. Niemand kann ihn ersetzen. Ich wünschte einfach, er wäre wieder hier. Manchmal wünsche ich wirklich, dass ich einfach ein normales Teenagemädchen wäre, die einfach ihr normales Leben leben kann, einen Abschluss machen kann, ein normales Liebesleben leben kann. Aber als Halbgott geht das anscheinend nicht", erzählte Annabeth.

„Manchmal wünsche ich mir das auch. Es ist wirklich nicht leicht, ein normales Leben als Halbgott zu führen."

„Kannst du dich noch an deine Eltern erinnern?", fragte Annabeth und wischte sich die Tränen weg.

„Ja. Aber nicht mehr so gut", log Nikos. Er musste seine Geschichte beibehalten. Er war mit fünf Jahren abgehauen, da konnte er sich nicht richtig erinnern können.

„Hast du noch Kontakt zu alten Freunden, vielleicht andere Halbgötter, die auch unsterblich gemacht wurden?", fragte Annabeth.

„Nein, zu keinem. Meine Mutter ist gestorben und was mit meinen Freunden passiert ist, weiß ich selbst nicht. Vielleicht ist etwas aus ihnen geworden, nachdem sie mich verra-" Nikos verstummte. Er hatte sich gerade eben verplappert.

„Nachdem sie was? Nachdem sie dich verraten haben?", fragte Annabeth. „Kann es sein, dass du erst nach mehr als fünf Jahren abgehauen bist?"

„Was? Nein, ich bin wirklich mit 5 abgehauen."

„Kann es sein, dass du Percy bist?", fragte Annabeth und schaute ihn flehend an.

„Ich?! Ich soll Percy sein? Nein, wie kommst du da drauf?", fragte Nikos. Er war geschockt, wie kam sie da drauf?

„Wenn du Percy bist, dann hör mir zu, bitte", flehte Annabeth mich an.

„Ich bin nicht Percy", beteuerte Nikos.

„Wenn ich Percy wäre, dann würde ich auch nicht behaupten, dass ich Percy bin", erklärte Annabeth.

„Ich sag es noch einmal. Ich bin nicht Percy", log Nikos.

Annabeth schloss ihre Augen, als ob sie sich zu etwas überwand. Dann lehnte sie sich nach vorne, nahm mein Gesicht und drückte ihre Lippen an mein Gesicht. Sie küsste mich. 

Percy Jackson - I am BackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt