Als die Eltern der beiden an einer Krankheit verstarben, beschloss Tsutako, mit gerade mal 14 Jahren, sich um Giyuu und sich selbst zu kümmern. Sie wollte ihrem kleinen Bruder zeigen, dass man auch ohne Elternteile ein wirklich tolles und liebevolles Leben haben konnte, wenn man zusammen hielt, für einander aufpasste und da war. Und bis jetzt verlief alles wunderbar. Es fehlte ihnen an nichts, sie waren glücklich und verstanden sich prima. Tsutako war wie eine Mutter für Giyu und um nichts aus der Welt, würde er sie lieber durch ein richtiges Elternteil ersetzen wollen.
Tsutako unternahm jeden Tag einen langen Spatziergang mit Giyuu. Der kleine liebte es, mit seiner Schwester auf den Markt zu gehen, zwischen den Ständen mit den vielen, bunten Waren herum zu schnuppern und unter anderen Kindern zu sein, die ihren Eltern bei den Einkäufen begleiteten oder alleine welche erledigten. Oft kaufte Tsutako ihrem kleinen Bruder zum Schluss einen Dango, Mochis oder Obst.
Dann brachten sie die Einkäufe nach Hause, aßen zu Mittag, räumten auf und gingen gemeinsam nach draußen, um am Fluss Baden zu gehen. Daür mussten sie nur das kleine Dorf verlassen und zu dem kleinen Fluss gehen, der von den Wiesen und Feldern an den Häusern vorbei rauschte. Während Giyuu dort im Wasser planschte oder Kaulquappen fing, setzte sich Tsutako ins weiche Gras oder wusch Wäsche. Oft half der kleine ihr bei allen Arbeiten, doch das Mädchen wollte ihrem kleinen Bruder natürlich auch viel Zeit zum spielen lassen. Denn auch wenn Giyuu ein sehr neugieriger und fröhlicher Junge war, so mochte er es nicht so sehr, mit anderen Kindern zu spielen. Sie waren ihm meistens zu laut oder zu wild und die großen Jungs machten ihm Angst. Da spielte er lieber alleine.
Gerade waren sie wieder am Wasser. Tsutako saß am Ufer und flocht einen Korb aus weidenruten, während Giyuu im Wasser planschte und versuchte, kleine Fische zu fangen. Doch sie waren so schnell und glitten problemlos durch seine kleinen Hände, wenn er mal einen zu fassen bekam. " Lass sie ruhig schwimmen, Giyuu. Du brauchst uns keinen Fisch zum Abendessen zu fangen.", schmunzelte Tsutako, als sie vonihrer Arbeit aufblickte, um nach dem kleinen zu sehen. " Keine Sorge, ich spiele nur mit ihnen.", erwiederte der Schwarzhaarige und strich seine langen Strähnen aus der erhitzten Stirn.
Er wollte gerade wieder ins Wasser greifen, als er plötzlich ein fernes Gelächter vernahm. Es kam von einer anderen Uferstelle. Der Strom lief ja einmal am Dorf entlang, allerding machte er einmal eine leichte Biegung und verschwand hinter den Häusern. Und genau von dort ertönte das helle lachen. Giyuu war verwundert, es klang anders als das Gelächter der Kinder, die sonst am Wasser spielten. Wer war das bloß? Er beschloss, nach zu sehen und watete durchs Wasser. Der Fluss machte nun eine Biegung, hinter dieser ertönten die Stimmen. Giyuu wollte gerade weiter laufen, als die Stimme seiner Schwester ihn zurück rief: " Giyuu? Wo willst du denn hin?" Der Junge drehte sich um. " Ich möchte nur mal nachsehen, woher dieses Gelächter kommt. Ich bin gleich weider zurück." Tsutako nickte und wandte sich wieder ihrem Korb zu. " Pass aber auf, die Steine im Wasser sind sehr rutschig.", rief sie ihm noch hinterher. Der kleine drehte sich um und lief weiter.
Als er nun die Biegung passierte und er Tsutako nicht mehr sehen konnte, blickte er dafür erstaunt, was sich vor ihm im klaren Wasser abspielte. Hier wurde der Fluß etwas breiter, das Ufergras war hoch und einzelne Weiden standen nah am Gewässer, deren zweige beinahe die Wasseroberfläche streiften. Und ein wenig weiter hinten drehte sich langsam ein riesiges Mühlrad im Fluß. Es war ein sehr idyllischer Platz, wie der Junge fand. Nun bemerkte er auch die Kinder, welche lachend im Wasser planschten. Es war ein weißhaariger Junge und ein kleinerer, schwarzhaariger, welche sich mit Wasser bespritzten. Sie trugen ihre Haoris und hatten die Hosen hochgekrempelt, damit die Kleidung nicht nass wurde. Währenddessen saß eine zierliche Frau am Ufer, lachte und wusch Wäsche. Auf ihrem Rücken trug sie einen kleinen Jungen, welcher schlief.
Giyuu war zu schüchtern, um näher zu treten. Er hatte die Kinder im Dorf noch nie gesehen, zumindest nicht den Jungen mit den auffälligen weißen Haaren. Vielleicht waren sie neu her gezogen? Er wollte heimlich aus dem Wasser und sich verstecken, doch da bemerkte ihn der weißhaarige auf einmal. Erstaunt blickte er ihn an und kam auf ihn zu. Giyuu blieb etwas ängstlich stehen und blickte nach unten. " Hallo. Ich heiße Sanemi und wer bist du?" Giyuu blickte zaghaft nch oben und murmelte: " G...Giyuu.." " Schöner Name. Bist du schon lange hier? Wenn du magst, kannst du mit uns spielen." Der kleine blickte Sanemi erstaunt an. Dieser sah lächelnd auf ihn herab, seine Augen strahlten. Giyuu hatte noch nie in seinem leben ein solches schönes lächeln gesehen. Es war genau so warm wie Tsutakos.
" Hm? Na, hast du Lust? Wir machen eine Wasserschlacht, aber zu zwei ist es irgendwie langweilig." Sanemi beugte sich etwas zu ihm herunter und Giyuu wich verlegen einen Schritt zurück. " Du brauchst wirklich keine Angst vor mir zu haben. Das da hinten ist übrigens mein kleiner Bruder Genya und meine Mama. Und auf ihrem Rücken ist unser kleiner Bruder Hiroshi." Giyuu nickte. Auch wenn er etwas schüchtern dem größeren Jungen gegenüber war, er mochte dessen warmes lächeln sehr. Es strahlte pure Geborgenheit und Freude aus. " Also... ja, ich würde.. gerne mitspielen.", murmelte er schließlich. " Klasse. Na komm.", strahlte Sanemi, nahm Giyuu bei der Hand und zog ihn durch das Wasser. Der Schwarzhaarige musste achgeben, dass sein Haori, den er trug und die Hose, die er hoch gekrämpelt hatte, nicht zu nass wurde. Doch als er darüber nachdachte, würde das bei dem Spiel eh der Fall werden.
" Genya. Sieh mal, das ist Giyuu.", rief Sanemi seinem kleinen Bruder fröhlich zu, der erwartungsvoll im Wasser stand. Der kleine strahlte, er mochte vielleicht sechs Jahre alt sein. Er winkte Giyuu zu und Sanemi begann den Spielablauf zu schildern. Der lautete wie folgt: " Alsooo, wer zuerst ganz nass ist, hat verloren. Drei... zwei.. ein... los!" Und schon begann die größte und lustigste Wasserschlacht, die Giyuu jemals erlebt hatte. Langsam löste sich auch seine Nervosität und die Schüchternheit von ihm und er lachte fröhlich mit, als sie im Wasser herum tollten. Jeder wollte den anderen so nass wie möglich spritzen und wurde dadurch selbst ebenfalls immer nasser.
Am Ende waren alle drei klitschnass und saßen prustend und keuchend vor lachen im Wasser. Genya hatte einen Lachkrampf, da Sanemi seine Nassen Haare geschüttelt hatte und nun aus sah wie eine große Wattewolke. " Ich hab Hunger. Wollen wir auf die Wiese? Mama hat uns was zu Essen mitgegeben. Du kannst gerne was haben, Giyuu.", meinte Sanemi, während er sich durch die Haare fuhr. " Gerne.", lächelte der Schwarzhaarige und gemeinsam wateten sie aus dem Wasser ans Ufer. Dort stand bereits die Mutter der beiden und blickte sie belustigt an. " Na, wie seht ihr denn aus? Ihr müsst sicher sehr hungrig sein, hier, bitte. Für jeden für euch eines." Sie reichte den Jungen gefüllte Teigtaschen. Sie setzten sich ins Warme graß und begannen zu Essen. " Sag mal.. wie alt bist du eigentlich, Giyuu?", fragte Genya kauend. " Ich bin neun." " Hm? Ich werde auch bald Neun. Und Genya ist 4.", rief Sanemi mit vollem Mund. " Und woher kommst du?", fragte Genya erneut. " Ich... wohne mit meiner Schwester hier im Dorf. Sie heißt Tsutako und ist sehr lieb...", begann Giyuu zu erzählen. Die beiden Jungen hörten interessiert zu und auch die Mutter stellte ab und zu fragen, welche der Schwarzhaarige gerne beantwortete. Er war zwar immer noch etwas schüchtern und resigniert, doch er fühlte sich bei der Familie sehr wohl. Sie untehielten sich über das Fischen, das Spielen und über ihr Lieblingsessen." " Also meines ist ja Ohagi. Das macht Mama immer zu meinem Geburtstag oder Sonntags.", schwärmte der Weißhaarige. " Meins ist Lachs mit Rettich. Das macht Tsutako oft, es ist so lecker.", antwortete Giyuu. " Mein Lieblingsessen ist alles.", rief Genya. Sanemi und seine Mutter begannen zu lachen, während Giyuu schmunzelte.
" Giyuu? Wo bist du?", ertönte auf einmal die Stimme seiner großen Schwester. " Oh, das ist Tsutako... Ich geh msl schnell zu ihr und hole sie.", meinte Giyuu und stand auf. " Ah, deine Schwester? Hübsch ist sie.", lächelte Sanemis Mutter. Dieser blickte zusammen mit seinem großen Bruder interessiert zu dem Mädchen, dass nun auf sie zu kam. Giyuu sprang auf, lief zu ihr und umarmte sie. " Schau mal, dass sind meine neuen Freunde.", lächelte er. " Guten Tag.", lächelte Tsutako und verbeugte sich höflich. Sanemis Mutter tat es ihr gleich. " Freut mich, Sie kennen zu lernen. Giyuu hat uns schon so viel über sie erzählt." " Ah, wirklich? Na, es freut mich, dass er Spaß hatte. Aber nun müssen wir leider gehen, es wird bald Dunkel und du brauchst trockene Sachen. Verabschiedest du dich noch, Giyuu?", sagte die Schwarzhaarige lächelnd. Dieser nickte. er ging auf Sanemi zu. " Treffen.... wir uns vielleicht morgen wieder hier?", fragte er seinen neuen Freund erwartungsvoll. " Natürlich, gerne. Weißt du was? Morgen bringe ich dir das Fischen bei.", lächete der Weißhaarige. Giyuus blaue Augen begannen zu leuchten. Er freute sich darauf und ihm wurde warm, als der größere wieder lächelte. " Toll. Also dann, bis Morgen.", rief er und winkte allen noch zu, während er mit Tsutako davon lief. " Tschüüüß.", riefen Sanemi und Genya.
Auf dem Heimweg erzählte Giyuu pausenlos über den Nachmittag. Seine Schwester hielt ihm fest bei der Hand und hörte ihm lächelnd zu. Sie war glücklich, ihren kleinen, sonst immer schüchternen Bruder, nun so aufblühen zu sehen. Vielleicht wurde er da auch fröhlicher und offener.
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Sanegiyuu: The way to my heart
FanfictionGiyuu und Sanemi. Eine Freundschaft, welche bereits in Kindertagen begann... Beide waren unzertrennlich und die Freundschaft bedeutete beiden viel. Doch von einem Tag auf den anderen veränderte sich alles, sie wurden getrennt... Würden sie sich wie...