Abendbrise

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Ich erzählte dem Polizist so gut wie alles. Wie ich von der Arbeit heim gegangen war, bei der Zeitung vorbeikam und da kurz mit Jed Olsen geredet hatte. Wie ich meinen Dad und Mary fand, und dann Ghostface getroffen hatte.
Der Officer schrieb alles mit und nickte immer wieder fürs Verständnis.
"Und er hat Ihnen nichts getan?" fragte er noch einmal nach. "Nein Sir.. nur einen riesigen Schrecken eingejagt.."
Er sah mich verwundert an und schien zu grübbeln. "Seltsam.. ich habe noch nie gehört, das dieser Killer jemanden verschont hat, ohne einen Grund. Passen Sie ja auf sich auf Kleine."
Ich nickte und bekam wieder ein wenig Angst. Das heißt Ghostface plante etwas mit mir..?
Die ganzen Zettel verschwieg ich, aus welchem Grund auch immer. Ich wusste es selbst nicht, irgendetwas verbat mir darüber mit der Polizei zu reden.

Da mein Haus nun ein Tatort war, konnte ich dort schlecht schlafen und wohnen. Ich hatte genug Geld um diese Nacht in einem Hotelzimmer unterzukommen.
Ich lag abends in meinem neuen Bett, starrte an die Decke und dachte nach. Dachte viel nach.
Mir kamen immer wieder die Tränen und es tauchten Bilder vor meinem geistigen Auge auf, wie die zwei da auf dem Bett lagen..
ganz reglos und blutverschmiert. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken und ich schüttelte stark meinen Kopf, als würde ich die Bilder dadurch loswerden. Ich wollte vergessen was ich sah, wollte vergessen was heute passiert war.. Er war tot..
Wie sollte ich jetzt weiter machen? Wie und wo sollte ich leben? Alleine in dem großen Haus?
Oder nach South Carolina zu meiner Tante ziehen..  So viel schwebte mir durch den Kopf, ich hatte den Schock immer noch nicht ganz überwunden.

Ich nahm mir den Rest der Woche frei und blieb im Hotel. Außer den ganzen Tag Fernsehen zu schauen, hatte ich leider nicht viel zu tun. Es war extrem langweilig. In mein eigenes Haus konnte ich noch nicht, raus auch nicht weil da ein verrückter Killer rum rannte.
Ich seufzte energisch auf und ließ mich auf mein Bett fallen. In der selben Sekunde klingelte mein Handy.
Verwundert sah ich auf, wer ruft mich denn jetzt bitte an?
Ich ging ran und atmete schwach.
"Hallo..?"
"Guten Tag Miss Carter. Hier ist Officer Blake.
Ich wollte Ihnen Bescheid geben, dass wir fertig sind in ihrem Haus. Sie können wieder einziehen oder in Ihrem Hotel bleiben, das ist jetzt Ihre Entscheidung. " Mh...
"Ah okay, ja danke fürs Bescheid geben...
Ich schaue mal die Tage, ist etwas komisch ganz alleine dort zu wohnen."
"Ja das habe ich mir gedacht. Falls etwas passieren sollte, sind wir nur einen Anruf entfernt", versuchte der Officer mich ein wenig aufzuheitern. "Mhm j-ja ich denke dran."

"Okay ich muss dann wieder auflegen, wir sind Ghostface auf den Fersen. Keine Sorge, wir werden den Mörder Ihres Vaters fassen."
Ein klein wenig sicherer fühlte ich mich jetzt schon. Sie hatten Ghostface also fast?
Das kurze Piepen auf der anderen Seite der Leitung signalisierte mir, dass er aufgelegt hatte.
Ich kann also bald wieder in Ruhe schlafen.

Am Abend entschied ich mich dazu, ein kleinen Spaziergang zu machen. Ich lief zwar nicht weit weg vom Hotel, aber ein wenig laufen tat mir auf jeden Fall gut. Meine Hände hatte ich in den Jackentaschen vergraben und genoss einfach die frische Herbstluft. Ich lief an einem kleinen Bach vorbei, über eine kleine Brücke und blieb neben einer großen Eiche stehen. Entspannt schloss ich die Augen und drehte mich ein wenig nach links, um die kühle Abendluft besser zu spüren. Alles war so schön ruhig um mich herum, nur ein Vogel der in der Ferne zwietscherte und das Rauschen des Baches durchbrachen die völlige Stille. Es war alles so unwirklich. Mein Vater.. einfach tot? Getötet von jemandem der Spielchen mit mir spielt und die Polizei jedes mal überlistet? Das schien alles so unreal..

Einen kleinen Augenblick der Ruhe konnte ich in mir aufnehmen, als sich eine Hand auf meinen Mund legte und ein Körper sich von hinten an mich presste. Eine andere Hand schlang sich um meine Hüfte und hielt mich fest. Schlagartig öffnete ich meine Augen und versuchte zu schreien und zu fliehen, doch es gelang mir nicht. Die Hand, die von einem ledernden Handschuh verdeckt wurde, lag zu fest auf meinem Mund und hinderte mich daran jegliche Geräusche zu machen. Das Blut pochte in meinem Kopf und ich spürte die aufsteigende Panik. Ich sah von links nach rechts, hielt Ausschau nach einer Art Waffe oder ähnlichem.

Auf einmal lief die Person hinter mir einen Schritt zurück, zog mich dabei mit sich. So weit, dass uns wahrscheinlich niemand zwischen den Bäumen und Büschen entdecken würde.
"Wovor hast du denn solche Angst, kleines Häschen?" raunte eine tiefe Stimme in mein Ohr und lachte leicht. "Wollte ich dir etwas tun, würdest du tot und erhängt an eurem Baum im Vorgarten baumeln." Mir kroch es eiskalt den Rücken runter. Der ist doch krank im Kopf, so ein Psychopath.
Mein Kopf schrie mich förmlich an, ihn mit aller Kraft wegzustoßen und um Hilfe schreiend zum Hotel zurück zu rennen. Ich wollte es, wirklich. Doch ich schaffte es nicht mich zu bewegen, zu große Angst hatte ich was er dann tun würde. Noch einmal beugte er sich vor an mein Ohr und flüsterte "Ich werde dir nichts tun, ich will dir nichts tun.." "Jedenfalls noch nicht", fügte er noch hinzu, was noch mehr Panik in mir auslöste.

Ich versuchte etwas zu sagen, doch es kam nur unverständliches Gemurmel raus. Er ließ meinen Mund kurz los, anscheinend amüsierte ihn das. Ich schnappte schnell nach Luft bevor ich irgendetwas sagen konnte. "W-w-was machst du hier..? Lass mich los, bitte.." stammelte ich vor mich hin. Ein weiteres Lachen kam von ihm und er spielte mit einer meiner Haarsträhnen.
"Süße Elisabeth.. Ich bin hier um mich zu verabschieden. Ich muss für eine Weile untertauchen, die Cops sind mir zu Dicht auf den Fersen. Vermiss mich nicht zu sehr" letzteres hauchte er in mein Ohr, bevor sich sämtlicher Druck von mir löste und ich nur einige Äste kurz rascheln hörte. Schnell drehte ich mich um, doch von Ghostface war weit und breit keine Spur.
Ich blieb noch einige Minuten genau so stehen, und versuchte das alles zu verarbeiten.
Er verschwindet? Er geht weg? Hören die Morde jetzt endlich auf? Und was heißt "vermiss mich nicht zu sehr", was bildet er sich ein.

Ich atme noch ein paar mal tief ein und aus, bevor ich mein Handy schnappte und bei der Polizei anrief. Ich erzählte ihnen alles von meiner Begegnung mit Ghostface. Auch was er zu mir sagte, das er anscheinend verschwinden wollte.
Der Beamte meinte es wäre ziemlich hilfreich, wodurch ich mich besser fühlte. Ich lief so schnell ich konnte zurück zum Hotel, schloss die Tür auf und versperrte sie sofort wieder. Ich zog mich um, putzte die Zähne und versuchte nicht mehr daran zu denken.
Was für Spielchen treibst du, Ghostface.

In love with a GhostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt