Verschwunden

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Seit 5 Monaten gab es jetzt schon keine Morde mehr. Seit 5 Monaten kein Ghostface, keine Zettel, kein plötzliches Auftauchen, gar nichts.
Ist er wirklich weg? Wirklich verschwunden? Für immer..?
Ich überlegte die letzten Tage sehr viel, doch dann fielen mir immer seine Worte ein, dass er nur "untertauchen" wollte für eine Weile.
Der kann gerne für immer wegbleiben.

Während ich mich fertig machte, lief der Fernseher auf voller Lautstärke. Gerade war ich in meinem Schlafzimmer, um meine Haare hochzustecken, als die News des Tages kamen. Neugiergig lief ich runter um es zu sehen.
"Liebe Zuschauer und Zuschauerinnen,
heute morgen ereilte uns eine positive Nachricht. Der vermeintliche Ghostface-Killer, wurde vermutlich endlich gefasst." Ich weitete meine Augen.
Sie haben ihn? Endlich kriegt dieses Schwein, was es verdient.
Ich hörte weiter zu, vielleicht kam ein Bild oder ähnliches. "Gestern Abend, wurde der 32-jährige Mike Miller in einer Bar festgenommen, nachdem Augenzeugen einen Angriff auf die 25-jährige Kathie Harmen mitbekamen. Der Täter trug einen schwarzen Umhang und eine Geistermaske. Er floh in die "Black Lagune" Bar, in der er auch festgenommen wurde. Laut den Zeugen passte die Größe und Statue mit der von Mr. Miller überein. Nur wenige Minuten nach des Angriffs besuchte dieser die Bar und schien ziemlich außer Atem, berichtete der Barkeeper.
Die junge Kathie Harmen wurde schwerverletzt in ein naheliegendes Krankenhaus gebracht und kämpft dort seit Stunden um ihr Leben.
Bis vor einem Jahr wohnte Mike Miller noch in Roseville, was für die Polizei ein weiteres Indiz darstellt. Doch ist jegliches Motiv für die Morde in den letzten Monaten völlig unklar.
Nun kann die Stadt jedoch erst einmal erleichtert ausatmen, bei Neuigkeiten halten wir Sie auf dem Laufenden. Vielen Dank liebe Zuschauer, das waren die Nachrichten."

Es wurde umgeschalten auf einen James Bond Film, der gerade anfing. Es wurde kein Bild oder ähnliches von Mike Miller gezeigt, nur ein kurzes Bild der Black Lagune.
Wer ist Mike Miller? Den Namen habe ich noch nie gehört..
Welches Motiv könnte er haben, mich und alle anderen Opfer ermordet zu haben?
So viele Fragen gingen mir durch den Kopf, als mein Handy klingelte und merkte, dass ich schon viel zu spät dran war. Sofort eilte ich los.

Ich lief an der Zeitung meines Dads vorbei.
Zumindest war sie die Zeitung meines Dads. Eigentlich sollte ich sie mal erben, aber was soll ich mit einer Zeitung? Ich weiß doch gar nicht wie so etwas funktioniert.
Ich seufzte laut und wollte weiter laufen, als mich jemand rief. Verwirrt drehte ich mich um und sah einen nach Luft ringenden Jed Olsen vor mir stehen. Ich schwieg einige Sekunden und sah ihm zu wie er sich wieder beruhigte. "Guten Morgen Elizabeth", sprach er ruhig und lächelte mich charmant an.
Also irgendwie hatte der Typ ja schon was..

"Guten Morgen Herr Olsen, ist alles in Ordnung mit ihnen?" Er winkte ab. "Nichts alles gut, ich musste mich nur beeilen rechtzeitig zu einer Besprechung zu erscheinen. Ich wollte aber nicht hinein gehen, ohne Sie zu fragen wie es Ihnen geht? Das mit Ihrem Vater tut mir schrecklich leid. Er war immer sehr freundlich zu mir." Er sah bedrückt aus. Er stand meinem Vater zwar nicht sehr nahe, aber er wurde direkt nach seinem ersten Bewerbungsgespräch engagiert, mein Vater war begeistert von ihm.
"Danke, das ist sehr nett von Ihnen, Herr Olsen." Es tat gut, mit Menschen zu reden die meinen Vater gerne hatten. "Ich sagte doch schon mal, Sie können mich ruhig Jed nennen, bei 'Herr' fühle ich mich immer so alt." Er überlegte kurz. "Obwohl wir noch nicht mal 5 Jahre auseinander sind, wenn ich mich nicht täusche", meinte er scherzend. Ich lächelte kurz und nickte. "Tut mir leid. Das mache ich absofort, Jed. Ich muss dann weiter, sonst komme ich zu spät zu meiner Arbeit. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag." Ich wollte mich schon umdrehen um weiter zu gehen, als er meine Hand festhielt.

Verwirrt drehte ich mich um, als er meine Hand leicht zu sich hoch zog und einen sanften Kuss auf meinen Handrücken drückte. Sofort fingen meine Wangen wie Feuer zu brennen und ich wusste nicht was ich sagen sollte. "Danke, das wünsche ich Dir auch." Er ließ meine Hand los und verschwand mit einem Schmunzeln im Gebäude. Schnell drehte ich mich wieder um und lief weiter. Ist das gerade wirklich passiert?
Immer noch rot an den Wangen lief ich so schnell ich konnte zum Restaurant und zog mich um. Kaum war ich durch die Tür gelaufen, rief ein Gast von Tisch 7 nach mir.
Und los gehts.

Erschöpft von der 7-Stunden-Schicht zog ich mich recht gemütlich in unserem Umkleideraum um und saß eine Weile auf der Bank. Ich dachte nach. Dachte viel nach. Bevor ich heim wollte, ging ich noch einmal auf Toilette. Anschließend nahm ich meine Tasche auf meine Schulter und wollte gerade zur Tür, als mir etwas auffiel.

Verwirrt drehte ich mich langsam, sah zu meinem Spind und fand einen gelben Zettel daran kleben.
Der war eben noch nicht hier.
Ich nahm ihn, faltete ihn auf und laß.

Hast du mich vermisst? Ich habe dich vermisst kleines Häschen.

Meine Augen weiteten sich, ein eiskalter Schauder lief mir den Rücken hinunter.
Das.. das konnte doch jetzt nicht wahr sein.
Er wurde doch gefangen. Er ist hinter Gittern, wer.. wer hat das dann geschrieben?

Natürlich war mir klar, dass Mike Miller nicht Ghostface war. Das er bei einem Angriff gesehen wurde, kam mir schon heute Morgen spanisch vor. Aber ich hatte es verdrängt und mir eingeredet er wäre unachtsam geworden und blöd gelaufen. Er wurde nur gesehen, wenn er wollte, dass er gesehen wird. Vermutlich um Mike in eine Falle zu locken? Um uns glauben zu lassen, der Killer wäre gefangen.

Immer noch voller Angst in mir, zerknüllte ich den kleinen Zettel und wollte zum Hinterausgang rennen, der mit unserer Umkleide verbunden war. Doch weit kam ich nicht.
Die Tür stand offen.
Ich wollte gerade hinaus rennen, als sich eine dunkle Gestalt in den Türrahmen stellte.
Geschockt starrte ich die Geistermaske an und lief panisch rückwärts. Langsam ging er einen Schritt nach vorne, dann noch einen. Er hob sein Messer und winkte damit. Ich brachte keinen Ton heraus.

"Ich habe dich wirklich vermisst, mein kleines Häschen. Ich hoffe du mich auch." Er sprach mit verzehrter Stimme und legte seinen Kopf schief.
Ich drehte mich rasch um und rannte nach vorne ins Restaurant. Verwundert wurde ich angestarrt, das war mir jedoch egal. Ich rannte zur Vordertür und stolperte die Treppe hinunter. Meine Kollegin rief mir hinterher, ich rannte jedoch weiter. Als ich hinter mich sah, war niemand da.
Wo ist er?
Ich blieb langsam stehen und schaute mich um.
Er war nirgends zu sehen.
Er kann nicht einfach weg sein. Ich bin bestimmt nicht schneller als er. Wo zum fick ist er?
Meine Panik wuchs und wuchs, wo ist er hin?
Immer noch panisch sah ich mich um, doch niemand war da. Halluziniere ich? Nein.. er hat mit mir gesprochen.

Meine Kollegin kam raus und eilte zu mir.
"Ellie? Ist alles okay? Ist etwas passiert im Umkleideraum? Ist dir schlecht?" Erschrocken sah ich zu ihr, ich hatte sie erst gar nicht bemerkt. Sie sah mich äußerst besorgt an. "Ist es wegen deinem Vater? Brauchst du morgen einen Tag frei? Ich.. ich kann mit der Chefin reden", sprudelte es aus ihr heraus. Ich seufzte genervt. "Nein mir geht es gut. Nur.. ich dachte ich habe etwas gesehen, aber es ist wirklich alles gut."
Ich verliere nur anscheinend meinen Verstand.
Es nervte mich, das ganze Mitleid wegen meinem Vater. Es ist jetzt ein halbes Jahr her, ich versuche damit klarzukommen. Ich brauchte dieses Mitleid nicht, das bringt ihn auch nicht zurück.

Sie nickte. "Ich bin immer da, falls du wen zum Reden brauchst. Wirklich. Ruf mich an." Sie steckte mir ihre Nummer zu und verschwand wieder im Restaurant.
Eigentlich wollte ich gerade nicht alleine sein, aber ich hatte ja niemanden. Erschöpft machte ich mich auf den Weg, als es anfing zu regnen. Na toll.
Ich rannte los, versuchte nicht auszurutschen.
Leider fuhr kein Bus von meiner Arbeit auch nur in die Nähe meines Haus. Ich durfte die 30min jeden Tag zu Fuß laufen. Ich rannte weiter, als auf einmal ein Auto neben mir langsamer wurde und hupte. Erschrocken drehte ich mich um.
Oh Gott, werde ich jetzt entführt?
"Elizabeth! Soll ich dich mitnehmen? Du frierst dich noch zu Tode." Jed hielt neben mir an und hielt die Tür offen. Ich überlegte kurz.
Er wird mich nicht entführen.
Ich nickte und stieg schnell ein. "Danke." Ich lächelte ihn an. "Kein Ding, eine Lady in Not darf man nicht im Regen alleine heim laufen lassen."
Er fuhr los, wendete schnell und fuhr mich nach meinen Angaben nach Hause.

In love with a GhostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt