Kapitel 5 - Triff niemals deine Helden

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Achtung: Triggerwarnung!

In diesem Kapitel kommt es zu Darstellungen sexualisierter Gewalt. Bei manchen Menschen können diese Themen negative Reaktionen hervorrufen. Bitte sei achtsam, sollte dies bei dir der Fall sein!

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Kurz vor der vereinbarten Zeit klingelte es am nächsten Tag an meiner Wohnungstür. „Was willst du hier?", fragte ich Harry genervt, nachdem ich die Tür öffnete und unsere Augen sich trafen. Er schob mich zur Seite und betrat meine Wohnung. „Harry!", fuhr ich ihn an. „Du hast gekocht? Hast du ein Date?", fragte er. Ich ignorierte die Frage. „Raus aus meiner Wohnung!", forderte ich ihn auf. Er ignorierte meine Aufforderung. „Wo ist deine Katze?", fragte er mich, als er sich in meiner Wohnung umsah. „Katze? Ich habe keine Katze", antwortete ich verwundert. „Komisch. Du siehst aus wie jemand, der eine Katze hat", sagte er und sah sich weiterhin um.

„Harry, raus hier. Du hast hier nichts zu suchen!", versuchte ich es erneut. „Hör zu, Zwerg. Ich wollte mich bei dir ent....", begann er, doch ich fiel ihm sofort ins Wort. „Raus aus meiner Wohnung", schrie ich ihn an, sodass er für einen kurzen Moment zusammenzuckte. Harry kam der Aufforderung zögerlich nach und ließ mich wütend zurück. Ich hasste ihn so sehr, mit jeder Handlung machte er es schlimmer. Ich begab mich zurück in die Küche, um die letzten Vorbereitungen zu treffen.

Pünktlich 18:00 Uhr klingelte es erneut und ich öffnete die Tür. „Herzlich Willkommen", sagte ich und trat einen Schritt zur Seite, um Jacob Zutritt in meine Wohnung zu gewähren. „Du hast dich hübsch gemacht", sagte er, doch ich winkte nur mit einem Lächeln ab. Ich hatte mir tatsächlich etwas mehr Mühe mit meinen Haaren gegeben und auch die Auswahl meiner Kleidung war farblich aufeinander abgestimmt. „Das Essen ist gleich fertig, möchtest du solange im Wohnzimmer warten?", fragte ich. Er nickte mir freundlich zu.

Ich entschied mich für ein einfaches Gericht, Spaghetti Carbonara, denn es war nicht nur mein Lieblingsessen, sondern ich hatte es bereits hunderte Male für meine Familie gekocht, weswegen es unmöglich war, dass etwas schief gehen konnte. Ich habe sogar eine Flasche Wein für Jacob besorgt, da ich im Normalfall keinen Alkohol in meiner Wohnung hatte, da ich selbst nie etwas trank.

Die Spaghetti Carbonara verteilte ich in gleichmäßigen Teilen auf zwei Tellern und reichte ihm einen der beiden Teller. Wir platzierten uns gegenüber voneinander am Esstisch. „Guten Appetit", sagte ich. „Guten Appetit", erwiderte er. Meine Sorgen verflogen für einen Moment, denn das Essen war fantastisch. Wir waren auf einer Wellenlänge, unsere Gespräche waren interessant und vielseitig und tatsächlich lernten wir uns gerade richtig gut kennen. Er war keineswegs aufdringlich, suchte keinen Körperkontakt, wir unterhielten uns lediglich und genau diesen Abend hatte ich mir gewünscht.

Als wir uns damals über seine verschiedenen Publikationen kennenlernten, haben wir teilweise bis spät in der Nacht miteinander geschrieben und uns über unsere Theorien ausgetauscht. Er war stets beeindruckend und zu meiner großen Freude, war er ebenso beeindruckt von mir. Ich freute mich seit langer Zeit darauf, ihn kennenzulernen. Dass der Beginn dieses Kennenlernens anders verlief als erwartet, schreckte mich zwar etwas ab, aber die Neugier auf seine Person überwog.

Nachdem wir das Essen beendeten, ließen wir uns nebeneinander auf der Couch nieder und unterhielten uns weiter. Er war respektvoll, ließ etwas Abstand zwischen uns, um mich nicht einzuengen. Ich kommentierte es mit einem sanften Lächeln und freute mich, dass er bei mir war. Die Zeit verging und unsere Gespräche wurden intensiver und deutlich privater. Er brachte mich zum Lachen und für einen kurzen Augenblick dachte ich, ich hätte Schmetterlinge in meinem Bauch gespürt.

„Louis, es ist schon sehr spät. Ich würde mich langsam auf den Heimweg machen", sagte er, nachdem sein drittes Weinglas leer war. Ich nickte und richtete mich von der Couch auf. „Das war schön", sagte ich. „Wollen wir es noch schöner machen, bevor ich gehe?", fragte er ruhig, hielt währenddessen ausrechend Abstand zu mir, um meine Reaktion zu beobachten. „Ich bin mir nicht sicher", sagte ich leise. „Was würde dich denn in deiner Entscheidung unterstützen?", fragte er.

Neighborhood | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt