Nervös lief ich den Gang vor dem Büro des Dekan auf und ab. „Beruhig dich", sagte Harry leise, der mich an einem Arm festhielt. „Lass mich los, sonst wartest du wieder draußen", fuhr ich ihn an und setzte meinen nicht enden wollenden Lauf über den Gang fort. Harry verdrehte die Augen, weswegen ich ihn böse ansah. „Alles wird gut, Louis", sagte er leise. „Woher zur Hölle willst du das wissen, du kannst dir überhaupt nicht sicher sein. Nichts wird gut", fuhr ich ihn an und ließ meinen Frust gerade an dem Menschen aus, der die ganze Zeit für mich da war. Ich konnte es nicht beeinflussen, so gern ich es auch wollte.
„Mr. Tomlinson, bitte treten Sie ein", sagte die Stimme des heuchlerischen Arschlochs und ich betrat kurz darauf sein Büro, nahm gegenüber von ihm Platz. Harry wartete draußen. „Ich möchte mich aufrichtig bei Ihnen für die Geschehnisse entschuldigen", begann er zu sagen, doch unbewusst verdrehte ich sofort die Augen. „Mir ist natürlich bewusst, dass die Dinge nicht so gelaufen sind, wie sie hätten laufen sollen und ich bin nicht unschuldig daran". „Ach was", murmelte ich, worauf der Dekan die Augenbrauen hochzog.
Er sah mich mit ernster Miene an, doch ich erkannte auch das Mitleid in seinen Augen, weshalb ich ihm weiter zuhörte. „Mr. Moriarty wurde fristlos entlassen, was wiederum zur Folge hat, dass die durch ihn vermittelten Stipendien ihre Wirkung verlieren", sagte er und ich riss die Augen auf. „Ich bin hier, weil Sie mir sagen wollen, dass ich nicht weiter studieren darf?", fragte ich nach. „Keinesfalls, Mr. Tomlinson. Die Universität hat beschlossen, alle erloschenen Stipendien direkt über die Hochschule zu finanzieren, ohne das Zutun Dritter", sagte er.
Mir fiel ein unglaublich großer Stein vom Herzen bei diesen Worten. Ich hasste den Mann, der vor mir saß, doch ich liebte das Studium. Ich wollte nicht darauf verzichten. Die letzten Wochen fühlte ich mich nutzlos, denn ich hatte keine Aufgabe mehr. Jeder Morgen, an dem ich aufstand, fühlte sich sinnlos an und auch Harry konnte daran nichts ändern. Das Gespräch, welches ich gerade führte, war vor Tagen angesetzt, doch es verschob sich immer weiter nach hinten, was zur Folge hatte, dass ich noch viele weitere sinnlose Tage erlebte.
Harry trug Samthandschuhe im Umgang mit mir und so dankbar ich war, so sehr nervte es mich auch. Er ließ mich kaum aus den Augen. „Mr. Tomlinson, sind Sie noch bei mir?", fragte der Dekan, nachdem ich mich einmal mehr in meiner Gedankenwelt verloren hatte. Ich nickte. „Wenn Sie weiterhin an dem Studienplatz interessiert sind, würde ich Sie gerne erneut an unserer Fakultät begrüßen und mich noch einmal aufrichtig bei Ihnen entschuldigen", sagte er. Ich nickte erneut. Er reichte mir seine Hand, doch ich erwiderte sie nicht. „Nun gut", erwiderte er stattdessen und zog seine Hand zurück, überreichte mir die neuen Unterlagen, bevor ich das Büro wieder verließ.
„Und?", fragte er. „Darf weiter studieren", sagte ich beinahe emotionslos. „Du freust dich nicht?", hakte er nach. „Doch, schon", antwortete ich ihm und lief an ihm vorbei in Richtung der Zentralbibliothek. „Und nun tun wir was?", fragte er weiter. „Ich brauch noch ein paar Bücher. Was du tust, weiß ich nicht", sagte ich, als ich die Tür zur Bibliothek öffnete und zielsicher auf einen Gang zulief.
Als ich beim gesuchten Gang ankam, zog Harry mich etwas zu sich. „Was soll das gerade schon wieder, Louis?", fragte er mich, während er mit einer Hand über mein Gesicht streichelte. „Ich bin überfordert", gab ich zu. „Dann lass uns das zusammen meistern. Stoß mich nicht weg", sagte er leise. „Harry, das hat nichts mit wegstoßen zu tun, aber du behandelst mich wie ein Kind, lässt mich überhaupt nicht mehr aus den Augen", sagte ich. „Das stimmt überhaupt nicht", widersprach er sofort.
„Und du meinst, ich hätte dich nicht im Fenster gesehen, als ich gestern Abend mit Ava essen war?", fragte ich genervt. „Du kennst sie nicht, vielleicht spielt sie ein falsches Spiel", antwortete er aufgebracht, aber mit ruhiger Stimmlage. „Dann werde ich es schon merken. Hör auf damit, Harry", sagte ich genervt. Harry nickte, während er mir seinem Blick auf den Boden wanderte.
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Neighborhood | L.S.
FanfictionLouis verfolgt seinen Traum und studiert Kriminologie an der City University in London. Eine neue Stadt und neue Herausforderungen für den jungen Mann aus Doncaster. Es hätte so aufregend sein können, wäre da nicht sein Nachbar Harry, der ihm das Le...