Mein ganzer Körper verkrampfte sich augenblicklich und ich stieß Harry sofort von mir weg, sah ihn panisch an. Er sah mich für einen kurzen Moment irritiert an, bis er seine Augen weit aufriss und seine Hand auf seinen Mund legte. „Fuck", sagte er und ging einen Schritt auf mich zu, doch ich ging einen großen Schritt zurück, um den Abstand zwischen uns zu halten. Mein ganzer Körper zitterte und meine Beine gaben allmählich nach. Ich ließ mich auf den Küchenboden sinken und zog meine Beine an meinen Körper, beobachtete währenddessen jeden seiner Schritte.
Harry kam vorsichtig auf mich zu und legte eine Hand auf meine Schulter, was mich sofort zusammenzucken ließ. „Fass mich bitte nicht an", sagte ich leise mit zittriger Stimme. Harry nahm seine Hand von meiner Schulter und ging ins Schlafzimmer, um eine Decke zu holen, die er mir mit ausreichend Abstand reichte. Ich wickelte mich in der Decke ein, immer noch am ganzen Körper zitternd. Meine Augen füllten sich immer mehr mit Tränen und ich konnte sie nicht mehr halten. „Es tut mir leid, das war so dumm. Bitte verzeih mir", sagte er mit ebenso zittriger Stimme, während er seine Kleidung anzog und sich ans andere Ende des Küchenbodens setzte.
Wir saßen uns mindestens eine halbe Stunde gegenüber, ohne miteinander zu reden. Mir liefen die Tränen über mein Gesicht und das Zittern meines Körpers nahm nicht ab. Ich versuchte mich dennoch aufzurichten und suchte meine Kleidung zusammen, verschwand kurz darauf im Schlafzimmer, um mich anzuziehen. „Lou?", fragte Harry, der leise an die Tür klopfte. Ich hielt mich schon zu lange im Schlafzimmer auf, das wusste ich, aber ich wollte gerade nicht in seiner Nähe sein. Er klopfte erneut und ich ging vorsichtig zur Tür und öffnete sie einen Spalt. „Ich möchte nach Hause", sagte ich zu ihm. Er nickte sofort. „Möchtest du kurz im Wohnzimmer warten, dann pack ich hier alles zusammen", bot er an und ich nickte ihm zögerlich zu.
Er trat aus der Tür heraus, um mir ausreichend Platz zu lassen. Ich ging ins Wohnzimmer und ließ mich auf der Couch nieder. Meine Gedanken drehten sich gerade zu schnell um zu viele negative Dinge. Allen voran dachte ich an Jacob und an den Abend im Hausflur. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. All die schönen Momente der letzten Tage waren verflogen, ich dachte nur noch an ihn. Ich wollte nicht mehr hier sein. Ich wollte nach Hause. Ich wollte allein sein.
Als Harry mir mit gepackten Taschen in seinen Händen seine Abfahrtbereitschaft signalisierte, nahm ich Harriet in die Arme und ging nach draußen, um auf dem Beifahrersitz seines Fahrzeuges Platz zu nehmen. Wir verbrachten die ganze Fahrt schweigend. Unsere Blicke trafen sich nur einmal versehentlich und ich konnte die Tränen in seinen Augen sehen. Ich wusste, dass es ihm leid tat, aber ich konnte und wollte gerade einfach nicht in seiner Nähe sein.
Wir hielten vor unserem Wohnhaus an, stiegen jedoch nicht gleich aus. „Louis, bitte, es tut mir unglaublich leid", sagte er leise. „Ich weiß", sagte ich in einer ähnlichen Lautstärke, verließ dennoch das Fahrzeug, ohne noch einmal zu ihm zu blicken. Ich öffnete meine Wohnungstür, verschloss sie hinter mir und ließ mich ins Bett fallen. Erneut füllten sich meine Augen mit Tränen und ich weinte mich allmählich in den Schlaf.
***
Das penetrante Klopfen an meiner Wohnungstür riss mich aus dem Schlaf. Ich wusste, dass es nur Harry sein konnte, weswegen ich das Geräusch ignorierte. Das ging nun schon drei Tage so. Drei Tage, in denen ich meine Wohnung nicht verlassen habe. Drei Tage, in denen es nur Harriet und mich gab. Ich hatte Angst davor, auf Harry zu treffen und ich wusste, dass das passieren würde, wenn ich die Wohnung verlassen würde.
„Tommo! Wenn du nicht gleich deine beschissene Tür aufmachst, trete ich sie ein", hörte ich eine Stimme rufen, die nicht nach Harry klang. Es klang viel mehr Zayn, aber was wollte Zayn hier? Ich blickte auf mein Handy, vergaß jedoch, dass ich es seit drei Tagen nicht mehr angeschaltet habe. Ich lief langsam zur Tür und öffnete sie einen Spalt, doch sofort stieß mein bester Freund die Tür komplett auf und betrat meine Wohnung. „Zayn?", fragte ich irritiert. Er musterte mich von oben bis unten und zog mich anschließend fest in seine Arme.
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Neighborhood | L.S.
FanfictionLouis verfolgt seinen Traum und studiert Kriminologie an der City University in London. Eine neue Stadt und neue Herausforderungen für den jungen Mann aus Doncaster. Es hätte so aufregend sein können, wäre da nicht sein Nachbar Harry, der ihm das Le...