Kapitel 12 - Das perfekte erste Date

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Bevor ich seine Hand ergriff, musterte ich ihn von oben bis unten. Er trug ein leicht durchsichtiges Hemd mit aufgestickten Blumen. Ich musste leicht grinsen. „Ich wollte, dass du dich wie zu Hause fühlst", sagte Harry mit einem verschmitzten Lächeln. „Du siehst toll aus", sagte ich und nahm seine Hand in meine. „Du auch. Wer auch immer dir bei der Auswahl deiner Kleidung geholfen hat, hatte Ahnung", erwiderte er. „Idiot", murmelte ich, woraufhin er mir einen liebevollen Kuss gab.

„Warte kurz, ich brauch noch eine Jacke", sagte ich und wollte gerade meine Wohnung betreten, doch Harry zog mich zu sich zurück. „Brauchst du nicht", sagte er und nickte mir zuversichtlich zu. Ich schloss meine Tür und folgte ihm. Wir blieben vor Harry's Wohnung stehen. „Was wird das, Harry?", fragte ich. „Lass dich überraschen", sagte er und schloss seine Tür auf.

Ich betrat seine in Dunkelheit gehüllte Wohnung. Harry führte mich vor sich her in Richtung seines Wohnzimmers und schaltete das Licht an. Der Raum war komplett mit Vorhängen abgedunkelt und die einzige Lichtquelle waren die zahlreichen Lichterketten. Inmitten des Raumes stand ein Tisch, auf dem sich mehrere Kerzen befanden, die Harry in diesem Moment anzündete. Der Tisch war für zwei Personen gedeckt und im Hintergrund lief leise Klaviermusik.

„Harry...", begann ich zu sagen, doch mir fehlten die Worte. „Willkommen zu unserem Date", sagte er und führte mich an den Tisch. „Das ist perfekt", sagte ich leise, war völlig überwältigt. Noch bevor ich meinen Platz einnahm, fiel ich Harry um den Hals und presste meine Lippen auf seine. Er erwiderte den Kuss und zog mich an sich, bevor wir uns wieder voneinander lösten. „Lou, das ist unser erstes Date. Nicht so stürmisch", sagte er scherzhaft und ging zurück in die Küche.

Er stellte zwei gut gefüllte Teller auf dem Tisch ab und nahm gegenüber von mir Platz. „Das ist mein Lieblingsessen?", fragte ich verwundert, als ich die Spaghetti Carbonara sah. „Ich hab Zayn gefragt", sage er mit einem selbstsicheren Lächeln. „Du hast mit Zayn geredet?", frage ich. „Wir haben Nummern getauscht", sagte er. „Willst du mich jetzt etwa eifersüchtig mit ihm machen?", hakte ich grinsend nach. „Nein, ich wollte nur das perfekte erste Date für uns", sagte er.

Harry füllte etwas Wasser in das Glas vor mir, während er sein eigenes Glas mit Wein füllte. „Ich bin sprachlos", sagte ich. „Guten Appetit, Lou", sagte er. Das Essen war fantastisch. Die ganze Aufbereitung seiner Wohnung, die Lichterketten, die Musik und allen voran seine Anwesenheit. Es war das perfekte erste Date. Es war beinahe zu schön um wahr zu sein, weswegen ich erschrocken zu ihm sah. „Was geht gerade in deinem Kopf vor?", fragte er. „Verarschst du mich, Harry?", fragte ich, ohne mir vorher Gedanken darüber zu machen, in welche Richtung dieses Gespräch wohl laufen könnte.

„Bitte was?", fragte er irritiert. „Wir konnten uns nicht ausstehen, du hast mich die ganze Zeit schikaniert und auf einmal bist du der perfekte Mann, der mir die Welt zu Füßen legt. Da stimmt doch irgendwas nicht?", fragte ich. „Hast du dir vorgenommen, die Stimmung zu versauen? Dann bist du gerade auf dem besten Weg dahin". Sein Blick wurde ernster, das Leuchten in seinen Augen weniger. „Nein. Aber ich kann es nicht glauben. Du bist zu perfekt", sagte ich.

Er atmete tief durch, bevor er von seinem Stuhl aufstand, zu mir ging und sich vor meinem Stuhl hinkniete und meine Hände in seine nahm. „Ich verarsche dich nicht, Louis. Ich wollte dir lediglich eine Freude machen. Hätte ich gewusst, dass das ein solches Gespräch zur Folge hat, hätte ich dich zu McDonald's eingeladen", sage er mit einem Zwinkern und brachte mich zum Schmunzeln. „Sorry, sowas hat einfach noch nie jemand für mich getan", sagte ich leise. „Hör auf, immer alles zu hinterfragen. Manchmal wollen Menschen einfach nur nett sein, ohne dass sie dabei Hintergedanken haben", sagte er.

Ich stand von meinem Stuhl auf und zog ihn nach oben, schlang meine Arme um ihn. „Du bist der perfekte Freund", sagte ich leise. Die Worte waren noch gar nicht ganz ausgesprochen, als ich realisierte, was ich gerade gesagt hatte. Ich löste die Umarmung nicht, vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und hoffte inständig, Harry hätte es nicht gehört. „Was hast du gerade gesagt?", fragte Harry jedoch, der unsere Körper voneinander löste und mir in die Augen sah. „Nichts", antwortete ich hektisch, setzte mich wieder auf meinen Stuhl und aß weiter.

„Louis?", hakte er nach, doch ich ignorierte ihn und versuchte, seinen Blick zu meiden. „Louis!", fuhr er mich an. Zögerlich blickte ich von meinem Stuhl aus in sein Gesicht. „Ja?", fragte ich. „Willst du deinem Freund vielleicht erzählen, was gerade schon wieder in deinem Kopf vor sich geht?", fragte er, während er seine Lippen aufeinander presste, um sein Grinsen zu unterdrücken. „Boah Harry, das ist mir einfach rausgerutscht. Mach kein großes Ding draus", sagte ich genervt. „Und wenn ich ein großes Ding draus machen möchte?", fragte er. Ich schüttelte genervt den Kopf. „Das ist so peinlich", murmelte ich und widmete mich wieder meinem Essen.

Harry setzte sich mir gegenüber und beobachtete jeden meiner Bissen. „Hör auf damit", sagte ich genervt. „Du bist der komplizierteste Mensch, den ich jemals getroffen habe. In deinem Kopf muss das reinste Chaos sein, so verwirrend wie deine Gedankensprünge manchmal sind", sagte er. „Entschuldigung", erwiderte ich noch deutlich genervter und verschränkte meine Arme vor meinem Körper. „Und dann das. Du bist viel zu schnell beleidigt", fuhr er fort und lies mich immer wütender werden. „Dann sollte ich jetzt vielleicht gehen", sagte ich und stand auf, um in Richtung seiner Wohnungstür zu gehen.

„Vergiss es", sagte Harry und zog mich in seine Arme. „Was soll das werden", fragte ich. „Louis, kannst du ganz kurz damit aufhören?", fragte er und nahm mein Gesicht in seine Hände, zwang mich somit, ihm in die Augen zu sehen. „Du machst mich wahnsinnig", sagte er und presste seine Lippen auf meine. Nur zögerlich erwiderte ich den Kuss. Ich war wütend auf ihn. Doch je länger der Kuss andauerte, wurde die Wut auf ihn weniger, die Wut auf mich selbst jedoch zunehmend größer. Er gab sich so viel Mühe, hielt alle meine Launen aus und ich dankte es ihm mit meinem kindischen Verhalten. Er hatte so viel besseres verdient, als mich.

Als wir uns voneinander lösten, sah ich ihn geknickt an. „Es tut mir leid", sagte ich leise. „Ich weiß", erwiderte er und führte mich zum Tisch zurück. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns", sagte er scherzhaft. „Ich bin schrecklich", sagte ich, bevor ich mich wieder auf meinen Stuhl setzte. „Das bist du, aber irgendwie auch einzigartig", erwiderte er und zwinkerte mir zu.

Das restliche Date verlief nach den anfänglichen Unstimmigkeiten deutlich harmonischer. Wir verstanden uns großartig und er ließ meine Selbstzweifel für einen Moment verschwinden. Ich weiß nicht, warum ich mich mit meinem Verhalten immer wieder selbst sabotieren wollte. Das hatte Harry nicht verdient und mir tat es ebenso nicht gut. Vielmehr sollte ich es genießen, dass sich jemand so viel Mühe gab. Ich musste ganz dringend an mir selbst arbeiten. „Worüber grübelst du schon wieder?", fragte er, nachdem ich für einen Moment ganz ruhig wurde und in meine Gedankenwelt abdriftete.

„Dass du es nicht verdienst hast, dass ich ständig solche Aussetzer habe", gab ich zu. „Wir arbeiten daran", erwiderte er. Ich nickte ihm dankbar zu. „Bereit für den Nachtisch?", fragte er. „Es gibt Nachtisch?", fragte ich mit leuchtenden Augen. Harry verließ den Tisch und kam kurz darauf mit zwei Tellern zurück, stellte einen vor mir ab. „Arschloch", sagte ich laut lachend, als ich auf meinen Teller blickte. „Das ist Panna - Cotta", sagte er breit grinsend. „In Form eines Zwerges", sagte ich und schüttelte lachend den Kopf.

Es war perfekt. Harry war perfekt. Ich half ihm dabei, den Tisch abzuräumen und schloss ihn in der Küche von hinten in meine Arme. „Wer wird denn da jetzt liebebedürftig?", fragte er und drehte sich zu mir. „Danke für den schönen Abend und entschuldige bitte, dass ich drauf und dran war, ihn zu zerstören", sagte ich leise. „Schon okay, Lou", sagte er und ab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich mochte, wenn er das tat. „Ich muss gleich los, hab noch einen Auftritt im Pub, aber wenn du magst, können wir uns morgen sehen?", fragte er. Ich nickte und verabschiedete ihn kurz darauf.

Als ich in meiner eigenen Wohnung ankam, fühlte ich mich unwohl. Viel zu ruhig war es ohne Harry's Anwesenheit. Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, ihn im Pub zu überraschen und mir seinen Auftritt anzusehen, aber die Selbstzweifel, ob er mich überhaupt sehen wollte, waren größer. „Hör endlich auf damit", sagte ich zu mir selbst. Jacob hatte seit dem Abend der Schlägerei Hausverbot im Pub, er würde also nicht da sein. Somit gab es nichts, was mich davon abhalten konnte, Harry zu besuchen. Ich zog mir eine Jacke über und verließ meine Wohnung. Als ich die Haustür öffnete und nach draußen gehen wollte, wurde ich mit einem Stoß zurück in den Hausflur gedrängt.

„Hallo Louis".

Neighborhood | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt