Kapitel 28 - Harry Styles

494 40 47
                                    

Drei Monate später.

„Ins Wohnzimmer", sagte ich zu Zayn, der mir gerade im Treppenhaus mit einer großen Umzugskiste entgegenkam. Er nickte mir zu. Ich ging wieder nach unten zum Transporter. „Nur noch die beiden", sagte Harry und drückte mir eine der zwei noch verbleibenden Kisten in die Hand. Wir schlossen den Transporter und verbrachten die Kisten in unsere neue Wohnung.

Das Haus war wunderschön, ein typischer Londoner Altbau mit weißer Fassade. Es gab nur zwei Mietparteien und wir würden künftig die Maisonette Wohnung im Obergeschoss bewohnen. Harry hatte einen hervorragenden Geschmack, weswegen die Einrichtung so viel schöner war, als in meiner ersten eigenen Wohnung. Alles passte irgendwie zusammen. „Ich fahr den Transporter zurück. Bis gleich", sagte Zayn. „Ich komm mit", sagte meine Schwester, die schon vor Ewigkeiten ein Auge auf Zayn geworfen hatte. Er hielt sie jedoch für ein Kind, das wollte ich Lottie nur nicht sagen.

„Alles Gute zum Einzug", sagte Harry, der gerade den Arm um mich legte und mir ein in Geschenkpapier gewickeltes Paket überreichte. „Oh Nein, ich hab überhaupt nichts für dich", sagte ich enttäuscht. „Es ist okay, Lou", sagte er und nickte in Richtung des Paketes. Ich öffnete es. Es war Blümchen Bettwäsche. „Arschloch", murmelte ich grinsend. „Und jetzt das richtige Geschenk", sagte er und reichte mir ein deutlich kleineres, ebenso in Geschenkpapier gewickeltes Päckchen.

Ich öffnete das Päckchen und hielt eine CD in der Hand. Auf dem Cover erkannte ich Harry's Rücken. Er saß im Wasser. Der Anhänger der Kette, die ich ihm kürzlich schenkte, zierte seinen Rücken. „Das ist mein erstes eigenes Album. Es wurde genau einmal hergestellt und zwar für dich", sagte er und ich sah mit aufgerissenen Augen die CD an. „Harry, ich... Ich weiß gar nicht... Gar nicht, was ich sagen soll", stammelte ich vor mich hin, während sich meine Augen allmählich mit Tränen füllten. Es waren Tränen der Freude.

Schnellen Schrittes lief ich zum Laptop und und legte die CD im Laufwerk ein. Es waren zehn Tracks. „Den fünften Track hab ich nur für dich geschrieben", sagte er und ich sah sofort auf die Titelliste. ‚Sweet Creature'. Ich sah Harry mit Tränen in den Augen an und sprang nach oben, schlang meine Beine um ihn und verteilte unzählige Küsse über sein gesamtes Gesicht. „Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich", sagte ich und wiederholte die Worte unzählige Male. Ich liebte ihn. Mehr als alles andere auf dieser Welt.

„Stören wir?", hörte ich Anne, Harry's Mutter fragen, die mit seiner Schwester im Türrahmen stand. Harry ließ mich auf den Boden sinken und schüttelte den Kopf. „Kommt rein", sagte er. Die Möbel wurden allesamt bereits in der letzten Woche geliefert und aufgebaut, weswegen der heutige Umzug lediglich aus der Verbringung der Umzugskisten bestand. Da wir beide nicht viel hatten, reichte eine einzige Fahrt mit dem Transporter. Wir wollten unsere beiden Familien im Anschluss zum Essen einladen.

Am Laptop lief der zweite Song. ‚Sign Of The Times'. „Harry, das ist der schönste Song, den ich jemals gehört habe", sagte ich völlig überwältigt. „Dankeschön, mein Liebling", sagte er und presste seine Lippen auf meine. „Das bist du?", fragte Anne ihren Sohn mit weit geöffneten Augen. Harry nickte zögerlich. „Bitte lad es irgendwo hoch, ich will es jeden Tag hören", sagte sie. Gemma schien es die Sprache verschlagen zu haben. Harry winkte nur ab, der Rummel um sein offensichtliches Talent ließ ihn eher kalt. „Du solltest es wirklich hochladen", sagte ich, woraufhin Harry nickte und mir einen Kuss auf die Stirn gab.

Meine Mutter, Lottie und Zayn betraten gerade die Wohnung. „Haben wir die vergessen?", fragte ich, als Lottie eine weitere Kiste in ihrer Hand hielt. „Nein", sagte sie und reichte mir die Kiste. „Alles Gute zum Einzug", sagte sie. „Ist das in London ein großes Ding? Wieso hat mir niemand gesagt, dass man zum Einzug Geschenke mitbringt?", fragte ich in die Runde. Ich öffnete die Kiste und eine Katze sprang mir plötzlich entgegen. „Was zur...", fragte ich, ohne die Frage zu beenden, da ich damit beschäftigt war, die Katze aufzufangen. Es war nicht Harriet, denn Harriet war weiß. Die Katze in meinem Arm war zu großen Teilen grau. „Das ist Harold", sagte Harry neben mir und warf mir sein breitestes Grinsen zu. „Ich wohne jetzt mit Harry, Harriet und Harold zusammen? Ernsthaft?!", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

Wir ließen unsere beiden tierischen Mitbewohner zurück und gingen mit unseren Familien und meinem besten Freund in ein Restaurant in der Londoner Innenstadt. Unsere Familien verstanden sich großartig. Es wirkte beinahe, als hätte meine Mutter in Anne eine neue Freundin gefunden. Gemma und Lottie verstanden sich ebenso und Zayn, den liebte sowieso jeder. Ich sah zu Harry, musterte sein Gesicht. „Fängst du schon wieder an zu starren?", fragte er und ich nickte ertappt. „Ich liebe dich", flüsterte ich. Er lehnte sich in meine Richtung. „Ich liebe dich", hauchte er mir ins Ohr, berührte dabei sanft mit seinen Lippen meine Ohrläppchen. Sofort entstand auf meinem gesamten Körper eine Gänsehaut.

Die letzten Monate waren wunderschön. Wir lernten uns immer besser kennen und wurden zu einem Team, das unzertrennlich war. Ich hätte glücklicher nicht sein können. Ich ging endlich wieder zum Studium, absolvierte mit Bravur meine ersten Prüfungen und verpasste keinen Auftritt von Harry. Ich war sein größter Fan und er war mein größter Fan. Wir lernten oft zusammen, was ihm nichts brachte, aber er wollte mich unterstützen und ich liebte ihn dafür. Die noch verbleibende Zeit hatten wir ständig und überall Sex. Wir wechselten häufig, da ich mich nicht entscheiden konnte, was ich mehr mochte.

Abgesehen von Amelia, hatte ich noch nie eine Beziehung. Und die Beziehung mit Amelia war nicht echt. Also hatte ich genau genommen noch nie eine echte Beziehung. Aber mit Harry lernte ich das Paradies kennen. Ich wollte in den letzten Wochen lediglich einmal weglaufen, direkt nach unserer Rückkehr aus meiner Heimat. Es war ein banaler Grund, doch in der Situation hielt ich ihn für schwerwiegend, weswegen ich nachts durch London irrte. Als Harry mich fand, war ich völlig durchnässt und durchgefroren. Er nahm es mir nicht übel, da seine Sorge um mich viel zu groß war, zwang mich danach jedoch, mich in psychologische Behandlung zu begeben.

Anfangs tat ich es ihm zu Liebe, aber mit der Zeit half es mir tatsächlich. Die letzten zwei Monate ging ich einmal wöchentlich zu meinem Psychologen und merkte einen deutlichen Anstieg meiner Laune und vor allem meines Selbstwertgefühls. Von allein hätte ich mich nie darum bemüht. Ich war Harry dankbar, wie so oft.

Harry übernahm die Rechnung, das tat er eigentlich immer. Wir verließen das Restaurant und spazierten mit unserer Familie an der Themse entlang und ich richtete Harry einen Künstleraccount auf Spotify ein, lud sein Album hoch. „Wie wollen wir es nennen?", fragte ich. „Harry Styles?", schlug er vor. „So kreativ", sagte ich. „Dann ist das drin, was drauf steht", erwiderte er. Ich nannte es Harry Styles. „Fertig", sagte ich, stellte den Link in unsere heute Abend gegründete Familien - WhatsApp - Gruppe und gab ihm sein Handy zurück.

Wir kamen in unserer neuen Wohnung an und Harry öffnete den Sekt, den er extra für diesen Anlass besorgt hatte. Er füllte ihn in sieben Gläser und überreichte den anwesenden Personen jeweils ein Glas. Wir stießen an. „Auf unsere gemeinsame Wohnung", sagte ich. „Auf für immer wir", sagte Harry und ich verdrehte die Augen. Er war in allem besser, hatte sogar den besseren Trinkspruch. „Angeber", sagte ich und trank einen Schluck aus dem Sektglas.

Unsere Familien platzierten sich um den Couchtisch herum und wir spielten stundenlang Gesellschaftsspiele, hörten währenddessen Harry's Album in Dauerschleife. Genau genommen war es nicht Harry's Album, es war mein Album. Ich hätte es ‚Louis Tomlinson' nennen sollen. Mein Lieblingssong war ‚Sweet Creature', wie sollte es auch anders sein. Immer, wenn der Song kam, sah ich verliebt zu Harry. Das tat ich auch bei den anderen Songs, denn eigentlich sah ich immer verliebt zu Harry. Es könnte daran liegen, dass ich in Harry verliebt war.

Harry gewann, wie sollte es anders sein, jedes Spiel. „Ernsthaft. Gibt es irgendwas, was du nicht kannst?", fuhr ich ihn genervt an. Es war ein liebevolles anfahren. Zumindest in meinem Kopf. Gemma sah mich jedoch böse an. „Nur ein Spaß", sagte ich entschuldigend. „Nein, es ist wirklich ätzend, dass er immer gewinnt", sagte sie und brachte die Feiergemeinschaft damit zum Lachen. „Was hat diese Zahl zu bedeuten?", fragte Anne nach einem weiteren Spiel. „Welche Zahl?", fragte ich. Sie zeigte mir auf ihrem Handy die Spotify App.

Ich riss die Augen erschrocken auf und drehte das Display zu Harry, der mich mindestens genauso erschrocken ansah. „Was zur Hölle", sagte er. „Was ist denn?", fragte Lottie mich, was ich jedoch nicht wirklich mitbekam, während ich weiterhin auf das Display von Anne's Telefon sah. Ich nahm mein eigenes Handy und öffnete ebenfalls die App. Die selbe Zahl.

„Mein Album hat über eine Million Aufrufe", sagte Harry.

Ende.

Neighborhood | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt