Kapitel 18 - Du bist ein sehr eigenartiger Mensch

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Ich hätte am nächsten Morgen nicht glücklicher sein können, als ich die Augen öffnete und direkt in Harry's Gesicht blickte. Er lag auf dem Bauch, schlief tief und fest und hatte einen Arm über meinen Körper gelegt. Vorsichtig versuchte ich, das Bett zu verlassen, ohne ihn zu wecken. Für einen kurzen Moment dachte ich, ich würde scheitern, doch ich schaffte es unbemerkt in die Küche.

„Guten Morgen Harriet, hast du Hunger?", fragte ich meine Katze, die mir in der Küche bereits auflauerte. Ich füllte das Futter in ihren Napf und bereitete im Anschluss das Frühstück für Harry und mich vor. „Meinst du, ihm wird das gefallen?", fragte ich Harriet, während ich alle Zutaten auf einem Tablett anreicherte. „Was wird mir gefallen?", fragte Harry verschlafen hinter mir. „Geh sofort wieder ins Bett!", fuhr ich ihn an und fuchtelte mit meinen Armen vor der Küche, um ihm den Blick zu versperren. Er sah mich skeptisch an und schüttelte lachend den Kopf, folgte jedoch meiner Aufforderung.

Als das Rührei fertig war, verteilte ich es auf zwei Tellern und platzierte die Teller ebenso auf dem Tablett. Vorsichtig ging ich ich ins Schlafzimmer und sah Harry an, der im Bett saß und an seinem Handy spielte. „Kannst du so tun, als würdest du schlafen?", fragte ich ihn. „Du bist ein sehr eigenartiger Mensch", scherzte er, legte sich dennoch wieder hin und schloss die Augen. Ich stellte das Tablett über ihm ab und legte mich zu ihm. Mit sanften Küssen über seinem Gesicht weckte ich ihn auf. Mir war natürlich bewusst, dass er nicht schlief, aber so war es schöner.

Harry streckte sich völlig übertrieben und rieb sich die Augen. „Guten Morgen", sagte ich und zeigte auf das vor ihm befindliche Tablett. „Lou, das ist unfassbar süß", sagte er, stellte das Tablett jedoch zur Seite und wandte sich mir zu. „Danke", flüsterte er mir ins Ohr, bevor er unsere Lippen miteinander verband. Er drehte mich auf den Rücken und beugte sich über mich, während seine Hände an meiner Seite entlang fuhren. Auf meinem Körper entstand sofort eine Gänsehaut und ich zuckte kurz zusammen, was Harry mit einem leisen Lachen kommentierte.

„Wollen wir nicht erstmal essen?", fragte ich ihn grinsend. „Bin schon dabei", sagte er und neigte seinen Kopf, um sanft in meine Schulter zu beißen. Meine Gänsehaut wuchs stetig und ich stöhnte leise auf. „Harry", murmelte ich. „Ja?", fragte er, während er sich mit seinem Mund zu meiner Brust vorarbeitete und nun sanft in diese biss. „Ich hab extra Frühstück gemacht", flüsterte ich. „Entschuldigung", sagte er und richtete sich auf.

Er stellte das Tablett über unsere Körper und wir frühstückten gemeinsam. Mein Blick wanderte immer wieder zu ihm und ich konnte das Grinsen nicht unterdrücken. „Was ist denn?", fragte er lachend. „Ich bin glücklich", sagte ich leise. „Ich auch", erwiderte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Körper aus und es war ungewohnt, aber auch wunderschön. Es war nicht gelogen, ich war wirklich glücklich. Ich wollte für immer hier bleiben, nur Harry, Harriet und ich.

Ich brachte die Reste des Essens zurück in die Küche und räumte das Geschirr in den Geschirrspüler. „Wollen wir spazieren gehen?", fragte ich Harry, der die Arme von hinten um mich schlang. Er nickte. Wir zogen uns an und verließen die Hütte. Wie selbstverständlich nahm Harry meine Hand und wir gingen in Richtung des Waldes. „Harry?", fragte ich ihn. „Ja?", erwiderte er. „Was ist das eigentlich zwischen uns?", stellte ich ihm die Frage, die mich nun schon seit unserem ersten Kuss beschäftigte. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, es wäre zu früh, um darüber zu reden, doch nach dem gestrigen Tag wollte ich es wissen. Zu oft zerbrach ich mir darüber den Kopf in letzter Zeit.

„Ich weiß es nicht. Ich habe dem Ganzen noch keinen Namen gegeben", sagte er. Ich nickte leicht. Wirklich zufriedenstellend war die Antwort nicht. „Hast du eine andere Antwort erhofft?", fragte er nach und sah mir in die Augen. „Ich weiß es nicht", antwortete ich. „Wollen wir es dann nicht einfach so lassen, wie es ist und sehen, wohin es führt?", hakte er nach. Wieder nickte ich. Vielleicht hätte ich mit dem Gespräch bis zur Heimfahrt warten sollen, denn ich kam mir dumm vor.

Neighborhood | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt