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Song: You Make It Feel Like Christmas - Gwen Stefani

Ich brauche keine Antwort, um zu wissen, dass in diesen Keksen Nüsse enthalten sind.
Meine Zunge fühlt sich taub an und mein Gaumen beginnt zu kribbeln.
"Nein", quietsche ich und werfe den gebackenen Teig zurück auf das Blech.
Elliot eilt auf mich zu und umfasst meinen Oberarm.

"Du machst mir Angst, was ist los?"
Die Farbe ist aus seinem Gesicht gewichen und er sieht mich an, als handle es sich bei mir, um den Hund, den er gerade mit seinem Truck angefahren hat.
"Nüsse, E-"

Ich breche ab und täusche ein Husten vor, das noch nicht nötig ist.
"Hast du etwas Nüsse in den Teig getan?" Es ist mir egal, dass ich ihn gerade total anbrülle.
"Was? Ja, ich..." Ihm scheint ein Licht aufzugehen. "Oh, Scheiße."

Nicole meldet sich zu Wort, aber ich blende sie aus.
"Ich habe dir doch gesagt, dass ich gegen Nüsse allergisch bin! Das kann nicht dein Ernst sein."
Ich wirble herum und beginne, zwischen den beiden Arbeitsflächen hin und her zu gehen.
Das Kribbeln ist längst ein Jucken geworden und mir steigen Tränen in die Augen.

Kein Mensch auf dieser Welt versteht, wie schrecklich Juckreiz sein kann, wenn er nicht selbst unter einer Allergie leidet. Manchmal ist es sogar schlimmer, als Schmerzen.
"Harper, es tut mir leid, ich-"
"Mom!", schreit Nicole. "Du musst mal kommen! Harper hat einen Schub!"
Ich verberge mein Gesicht in den Händen, aber diese Bewegung macht das Jucken nur noch schlimmer.

"Ich habe mich an das Rezept gehalten, das du mir hingelegt hast!", wendet sich Elliot an meine aufgebrachte Schwester. "Da stand 100 Gramm gemahlene Haselnüsse drauf!"
Er sieht wirklich verzweifelt aus, aber darauf kann ich mich gerade nicht konzentrieren.
Ich möchte die erste Schicht Schleimhaut mit einem Filetiermesser aus meinem Hals entfernen.

"Aber da ist doch ein Sternchen dahinter", ruft Nicole aus. "Die Haselnüsse kommen nur rein, wenn Harper nicht hier ist! Weil sonst-" Sie macht eine ausladende Bewegung in meine Richtung.
Meine Zunge hängt aus meinem Mund und ich versuche, mit kalter Luft gegen das schreckliche Jucken anzuarbeiten.

In der nächsten Sekunde steht Mom in der Tür und weiß sofort, was los ist.
"Woher soll ich wissen, was der bedeutet?! Das sah aus wie ein Fleck", verteidigt sich mein Freund.
"Oh, Dexter!"
"Können wir uns bitte auf das Wesentliche konzentrieren?", nuschele ich. "Eure Schreierei hilft mir nicht weiter."

"Oh, meine Süße." Mom kommt auf mich zu und guckt mir in den Mund.
Gott, ist das alles peinlich.
Milly steht jetzt auch in der Tür.
"Ich hole Eis", sagt Nicole und setzt sich hastig in Bewegung, macht jedoch noch einmal vor Elliot halt. "Und du", visiert sie ihn mit schmalen Augen an. "Fass hier bloß nichts mehr an."

Ich schließe die Augen. Meine Sinne sind überreizt und irgendwie möchte ich gerade weinen.
"Gurgel erstmal mit Salzwasser", sagt meine Mutter und führt mich sanft zum Waschbecken.
Sie behält die Ruhe und füllt ein Glas mit Wasser.
So sehr ich es mir auch wüsche, aber ihr altes Hausmittel hat noch nie gegen meine allergischen Reaktionen geholfen. Aber das will sie nie hören.

Meine Zunge fühlt sich bereits doppelt so dick an, wie sonst.
"Es tut mir so leid, Harper", ringt Elliot mit belegter Stimme heraus.
Plötzlich klart es in meinem Kopf so weit auf, dass ich mich in seine Situation hineinversetzen kann. Er ist gerade der Buhmann. Allein in einer Familie, mit einem Mädchen, das er gar nicht kennt und das ihm deswegen auch keinerlei Vorwürfe machen kann, weil er nicht weiß, wie allergisch sie gegen Nüsse ist.

"Ist schon okay. Ich meine," ich schlucke. "Ist es ganz öffentlich nicht, aber das kann mal passieren."
"Na ja, nach so langer Zeit solltest du eigentlich wissen, dass Harper und Nüsse sich nicht gut vertragen", merkt meine Mutter mit einem spitzen Unterton an.

"Mom..." Weiter komme ich nicht, ein Glas mit trübem Wasser wird mir unter die Nase gehalten.
Nicole kommt zurück in die Küche, eine verschneite Eispackung in der Hand.
Ich kriege keinen Teller, ich kriege einfach einen Esslöffel mit Vanilleeis in den Mund geschoben. Dankbar seufze ich und versuche, so wenig wie möglich zu atmen, um das Kribbeln in meinem Hals nicht weiter zu verstärken.

"Das ist wirklich nicht dein Jahr, was?" Nicole streicht mir mit schief gelegtem Kopf über das Haar. "Erst dein Job, deine angespannte Stimmung, der ganze Stress mit-"
"Was ist mit ihrem Job?", fragt Mom und dreht sich ruckartig zu meiner älteren Schwester.
Ich kneife die Augen zusammen. Das musste mir ja irgendwann auf die Füße fallen.

Die dunkelhaarige Frau neben mir zuckt zusammen.
"Sorry", flüstert sie ertappt in meine Richtung.
Unsere Mutter sieht plötzlich nicht mehr so ruhig und besänftigend aus.
Ich registriere eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Milly hat den Stimmungswechsel gewittert und bewegt sich langsam rückwärts. Ich wünschte, ich könnte genauso fliehen.

Entmutigt suche ich nach Elliot, der wieder an seinem Platz an der Fensterbank lehnt.
Er sieht mich entschuldigend an. Seine Augen sind groß, sein Mund zeigt keine Regung und seine Finger klammern sich in das Steinbrett hinter ihm.
"Harper hat ihren Job verloren", verrät Nicole eines meiner Geheimnisse.

"Was?!"
"Ich wollte es dir sagen!", mische ich mich verzweifelt ein. Meine Zunge fühlt sich schwer und behäbig an, meine Lippen brennen. "Sie haben meine Stelle beim Magazin gestrichen."
"Und wann hast du gedacht, uns das mitzuteilen?" Eine tiefe Falte bildet sich auf Moms sonst so makelloser Stirn. "Und seit wann weißt du davon?", will sie empört von Nicole wissen.

Es bleibt still. Die nächsten Verkehrsmeldungen werden durchgesagt und meine Fingernägel durchbrechen meine Hautbarriere.
"Wo arbeitest du jetzt? Harper, ich verstehe nicht-"
Ich schiebe mich an meiner Mutter vorbei, unsere Schultern knallen zusammen. Ich lasse den Löffel achtlos fallen und stürme aus der Küche.

Das alles ist mir zu viel. Ihre vorwurfsvollen Worte, das erdrückende Gefühl erwischt worden zu sein, die Enttäuschung.
Ich wische mir über die Augen und stürme nach draußen.
Dort lasse ich die eisige Luft in meinen offenen Mund strömen und sinke auf die oberste Stufe der Veranda hinab.

Dass ich nur in meinem Pullover und Jeans hier draußen sitze, ist mir egal.
Ich muss die Kälte spüren, um mich irgendwie ablenken zu können. Von allem.

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Hi my loves :)

Wie war euer Tag? Hat es bei euch auch so viel geregnet?! Wenn das nur Schnee wäre... Seufz :/

Ich habe mir eine Community-Aktion überlegt!!!

Ich muss zugeben, ich war mir nicht sicher, ob ich dieses Jahr eine machen soll, weil ich wirklich bis zum Hals in Arbeit versinke, aber you only live once, so... ;P

Für alle, die diese kleine Tradition noch nicht kennen:
Das ganze hat mit dem Adventskalender von 2019 angefangen, als meine tollen Leser und ich Schneeengel gemacht haben und ich die Ergebnisse in meiner Geschichte "The Irish Boys" veröffentlicht habe.

Dieses Jahr habe ich mir gedacht, ihr könntet ein Foto von eurer Lieblings Weihnachtsdeko machen!
Das kann ein einzelner Gegenstand sein, z.B. der schöne Weihnachtsmann aus Glas oder ein Teller, den ihr mit Tannenzweigen und Kerzen dekoriert habt.
Eine Lichterkette, eine Tannenbaumkugel oder etwas selbstgebasteltes - ganz egal.
Wenn ihr euch nicht für eine Sache entscheiden könnt, könnt ihr gerne mehrere Bilder einsenden.

Die Fotos könnt ihr mir über Instagram zukommen lassen: lisas_charming_world
Oder per Mail, die rücke ich raus, wenn ihr mir eine privat Nachricht schreibt, hehe.

Ich würde mich mega freuen, wenn ihr mitmacht <3
Can't wait to hear from you :)

All my Love,
Lisa xoxo

Not like last Christmas ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt