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Song: Not Just On Christmas - Ariana Grande

Elliot's P.O.V.

Nach einer schier endlosen Fahrt durch totes Land mit vereinzelten Zeichen von Zivilisation passieren wir das Ortsschild von Cripple Creek.
Bevor ich mit der jungen Frau neben mir durch das halbe Land geflogen bin, habe ich grobe Recherchen angestellt.

Harpers Heimatstadt ist reich an Kultur. Und an Gold.
Im 19. Jahrhundert gab es hier über 500 Minen. Heute findet sich hier eine der größten, noch aktiven Goldminen der Staaten.
Meinen Nachforschungen zufolge ist jeder zweite Bewohner der Stadt Minenarbeiter.
Der Rest ist mehr oder weniger vom Tourismus abhängig, befindet sich im Ruhestand oder in der Ausbildung.

Es ist bereits tiefste Nacht, als wir den Stadtkern von Cripple Creek durchfahren.
Die Bilder von Google und diversen Reiseblogs haben nicht gelogen. Die Straßen erstrahlen dank tausender Lichterketten in jeder nur erdenklichen Farbe. Jede Hausecke, jedes Dach wurde akribisch mit Lichtern umrandet.
Ich wende meinen Kopf zu Harper, die hinter dem Beifahrersitz sitz und sich zum Fenster gedreht hat.

Ich wüsste zu gerne, was gerade in ihrem Kopf vor sich geht. Freut sie sich wenigstens ein bisschen, ihre Heimat wiederzusehen?
Von Izzy weiß ich, dass sie Weihnachten früher geliebt hat. Es war einmal die wichtigste Zeit des Jahres für sie. Aber gerade kann ich an ihrer Körperhaltung keinerlei freudige Aufregung über den Anblick vor unseren Fenstern erkennen.

Nach nur wenigen Häuserblöcken, die nahtlos ineinander übergehen, richtet sie ihren leicht gekrümmten Rücken wieder auf und präsentiert mir ihr Seitenprofil.
Ich bin vorsichtig, nicht allzu offensichtlich in ihre Richtung zu starren. Aus dem Augenwinkel meine ich, ihre Unterlippe zucken zu sehen.

Unser Taxifahrer, Greg, führt ein heiteres Selbstgespräch über die kleine Stadt und ihre Bewohner.
Greg ist die Kurzform für Gregor, aber nur seine Mutter nennt ihn bei vollem Namen, wenn sie sauer auf ihn ist - seine Worte.
Dieser Mann hat keinen Filter, doch ich glaube, es ist von Vorteil, dass er die Stille im Wagen füllt.

Kaum ein Mensch ist auf den erstaunlich lang angelegten Straßen unterwegs.
Erstaunlich aus dem Grund, weil diese Stadt gerade mal etwas mehr als tausend Bewohner beherbergt. Mit ein bisschen Fantasie könnte man sich einbilden, durch eine ausgestorbene Großstadt zu fahren - natürlich nur, was die Länge der Asphaltfläche angeht.
Alles, was sich abseits davon befindet, schreit Kleinstadt.

Die dunklen Fenster, die sauberen Gehwege und das kleine Restaurant, das wie ein leuchtender Fels in der funkelnden Nacht steht.
Ich spüre den magischen Touch, der dieser Stadt nachgesagt wird.
Wäre ich allein unterwegs, würde ich meine Drohne aus dem Koffer ziehen und ein paar Aufnahmen machen.

Es juckt mir in den Fingern, zu versuchen, diese gespenstische und doch so gemütliche Atmosphäre einzufangen.
Aber ich bin nicht für mich hier, sondern weil ich einer jungen Frau gefolgt bin.

Harper presst ihre Lippen zusammen, als wir die erste Kurve in über fünfzehn Minuten fahren. Gleich darauf folgt noch eine.
Mit den Kurven verliert die Umgebung ihr Licht.
Ich realisiere erst, als Greg sich abschnallt, dass wir angekommen sind.
Die Straßen der Wohnsiedlungen sind weniger imposant für die Weihnachtstage geschmückt.

Nichtsdestotrotz verstehe ich, warum diese Provinz als Geheimtipp für einen Urlaub über die Feiertage gilt.
Die Bewohner geben sich größte Mühe, eine heimelige Stimmung zu verbreiten.
Harper scheint dafür aber keine Augen zu haben. Sie will Greg bezahlen, doch dieser winkt ab, will erst beim Koffer reintragen helfen.

"Das waren die längsten fünfundsiebzig Minuten meines Lebens", seufze ich, als ich neben dem dreckigen Auto stehe und mich endlich ausgiebig strecken kann.
Harper wirft mir einen perplexen Blick über das Autodach zu.
"Du hast die Zeit gestoppt?", fragt sie.
Nicht gestoppt, aber ich habe bei Abfahrt und Ankunft auf die Uhr geschaut.

Not like last Christmas ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt