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Song: This Christmas - Oh Wonder

Harper's P.O.V.

Die Ruhe nach dem Sturm.
Ich sitze auf dem Sofa, die Beine lang von mir gestreckt und starre auf den schiefen Tannenbaum mit den Strohsternen.
Es ist die Ruhe nach dem Sturm, denn Mom, Dad, Holly und Nicole sind gerade nach oben verschwunden.

Mittlerweile ist es weit nach Mitternacht und die Straßenbeleuchtung vor dem Fenster ist aus. Alles, was mir hinter der Scheibe entgegen klafft, ist ein schwarzes Loch, in dem ich mich selbst widerspiegle.
Es war klar, dass die Wahrheit irgendwann rauskommt. Nur habe ich nicht damit gerechnet, dass es in der Weihnachtsnacht passiert.

Elliot steht noch immer neben der Tür. Ich spüre seine Augen auf mir und hebe den Blick.
"Tja", seufzt er. "Jetzt wissen sie es wenigstens."
"Wenig aufmunternd", schnaube ich und starre wieder geradeaus.
Ich fühle mich einfach nur schlecht. Und so sollte man sich zu dieser besonderen Zeit im Jahr nicht fühlen.

Ich sollte von Vorfreude und Dankbarkeit erfüllt sein, aber die Wahrheit ist, dass ich gerade einfach nur weinen möchte.
Mit diesen letzten Tagen im Jahr wird so viel Druck verbunden und ich habe verpasst zu merken, dass ich mir eigenhändig das Fest der Liebe kaputt gemacht habe.

Meine Mutter hatte recht. Warum habe ich ihnen nicht einfach die Wahrheit gesagt?
Tief in mir kenne ich die beschämende Antwort.
Weil ich mich nicht getraut habe. Weil es einfacher war, die Lügen aufrechtzuerhalten und auf Onkel Tonys Tod zu schieben, anstatt meinen Stolz leiden zu lassen.

Selbst während der Konfrontation mit meiner Familie bin ich nicht hundertprozentig ehrlich gewesen.
Ich habe Elliot als meinen neuen Freund dargestellt, dabei ist überhaupt nicht klar, was wir füreinander sind oder in Zukunft sein können.

Das ist einer der Gründe, warum es mir gerade schwerfällt, ihm in die Augen zu blicken, jetzt, wo wir nach einer unendlichen langen Stunde unter uns sind.
Darren hat Granny irgendwann nach Hause gefahren. Beide müssen sich im Stillen darauf geeinigt haben, dass das Gespräch eine Sache zwischen mir, meinen Eltern und Schwestern war.

Ich konnte mich noch nicht mal von Rosie verabschieden und ihr frohe Weihnachten wünschen.
Schritte nähern sich und sofort versteifen sich meine Muskeln.
Dieser Part war schon immer der Schwierigste für mich: das Reden.
"Harper?"

Ich schenke Elliot ein müdes Lächeln.
"Kannst du mir bitte sagen, was los ist?", fragt er. "Ich meine, deine Eltern haben relativ gut reagiert. Wir sind nicht im Streit auseinander gegangen. Sicher, sie werden ein wenig Zeit brauchen, um die Sache zu verdauen, aber sie konnten dich doch Stück weit verstehen. Warum machst du jetzt so ein Gesicht?"

Ein ersticktes Lachen ertönt, es muss von mir kommen.
"Ich habe dich total bloßgestellt. Jetzt bist du mein Freund und..." Ich schlucke.
"Um ehrlich zu sein..." Elliot kommt näher und setzt sich neben mich. "Es gibt schlimmere Dinge, die zu mir gesagt wurden. Vielleicht ist dieser Status für den Moment noch nicht zutreffend, aber ich wäre definitiv nicht abgeneigt, darauf hinzuarbeiten, wenn du verstehst, was ich meine."

Die Lichterkette, die etwas lieblos über unseren Weihnachtsbaum geworfen wurde, zeichnet ein goldenes Licht über Elliots Züge.
Seine Haare liegen wild in seiner Stirn und am liebsten würde ich mich jetzt einfach an seine Schulter lehnen.

"Trotz der späten Uhrzeit glaube ich zu verstehen, was du meinst", lächle ich matt, aber ehrlich.
Seine Worte erwecken die Schmetterlinge in meiner Brust, von denen ich schon längst geglaubt habe, sie seien zu Staub zerfallen.
"Dann können wir doch einfach so tun, als ob deine Familie es schon vor uns wusste", meint Elliot in sanftem Ton.

Not like last Christmas ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt