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Song: Spin Me A Christmas - Aqua

Zwei Tage später passiert, was passieren muss.
Ich habe in diesem Jahr mit vielem gerechnet, nur nicht mit dem, was am Nachmittag des 9. Dezembers passiert.
Über Nacht sind einige Zentimeter Neuschnee vom Himmel gefallen.

Der Vorgarten sieht aus, wie eine Disney Filmkulisse, so perfekt liegt der Schnee über dem Rasen, Zaun und den Autos.
Es erinnert mich an die vergangenen Jahresausklänge, als Nicole, Holly und ich noch etwas jünger waren und im kniehohen Weiß Schneefrauen gebaut haben.

"Gibt es was zu sehen?"
Nicole schiebt ihr Gesicht über meine Schulter, um mit mir zusammen aus dem Küchenfenster zu schauen.
Ich lehne mich gegen sie, was mit einem übertriebenen Keuchen quittiert wird.

"Ich hing nur meinen Tagträumen nach", seufze ich und drehe mich um.
Die tiefe Falte zwischen den Augenbrauen meiner Schwester gefällt mir ganz und gar nicht.
"Ist irgendwas?", fragt sie und mustert mich.
Ich ziehe die Ärmel meines quietschgrünen Pullovers mit dem Aufdruck "Merry Crisis" herunter und lasse meine Finger verschwinden.

Ich wusste, ich würde früher oder später auffliegen.
"Du wirkst so komisch. Schon seitdem du und Dexter angekommen seid..."
Und los geht es.
Ich bin eine schreckliche Lügnerin. Es braucht noch zwei oder drei spezifische Fragen von meiner Schwester und sie wird meine Lügen an meinem Gesicht ablesen können.

"Nein, wieso? Ich bin nur ... ein bisschen nostalgisch. Es ist das erste Weihnachten ohne Onkel Tony und..."
Ich verliere den Fanden und weiß, meine Maske ist gefallen.
Ich sehe es an der Art, wie Nicole ihre Brauen hebt und gleichzeitig zusammenzieht. Dieser Blick ähnelt dem Ausdruck, wenn sie ein süßes Katzenbaby entdeckt hat. Oder eben eine meiner Lügen. Ich musste es ja heraufbeschwören.

"Harper Jordan Kyle", droht sie mit tiefer Stimmlage. "Du hast genau zwei Sekunden, mir zu sagen, was mit dir los ist."
Ich weiche ihrem Blick aus.
"Bist du etwa schwanger?!"

"Was? Nein!", platze ich heraus und schlage sie auf den Arm. "Sei leise, wenn Mom oder Dad das hören!"
Sie lacht amüsiert, aber so schnell lässt sie mich nicht von der Angel. Jetzt beginnt sie ihren Fragenkatalog zu öffnen.

"Hat es was mit Dexter zu tun? Ich habe das Gefühl, du gehst ihm aus dem Weg? Habt ihr euch gestritten? Oder..." Sie verzieht dramatisch den Mund, "will er etwa gar nicht hier sein und hat schlechte Laune?"
Ich unternehme einen erfolglosen Versuch, mich an ihr vorbeizuschieben und zum Küchentisch zu entkommen, aber sie lässt mich nicht passieren.

Also lehne ich mich gegen die Fensterbank und spiele mit den Plastikzweigen des Miniatur-Weihnachtsbaums, der von einer Solarlichterkette stranguliert wird, wie ich von den Fragen meiner großen Schwester.
"Das ist es nicht. Dexter freut sich wirklich sehr, hier zu sein. Ich dachte, ihr schafft es, ihn in die Flucht zu schlagen, aber er mag euch."

Bevor wir abends das Licht ausmachen, erzählt mir Elliot immer, welches sein Lieblingsmoment des Tages war.
Meistens sind Skippy und meine Mutter involviert. Oder Holly. Sie scheint einen Draht zu ihm zu haben.
Er fühlt sich hier wirklich wohl und nach jedem gemeinsamen Frühstück, Mittag- und Abendessen habe ich ein weniger schlechtes Gewissen.

"Wenn du nicht gleich mit der Sprache rausrückst, hole ich Holly und Mom dazu."
Ihr letztes Ultimatum.
"Bloß nicht!"
"Dann rede." Ihre blauen Augen sind erbarmungslos auf mich gerichtet.

Ich suche panisch nach einer Halbwahrheit, die ich ihr vorwerfen kann. Irgendetwas, das sie zufriedenstellt und Elliot nicht auffliegen lässt.
"Hat es was mit der Arbeit zu tun?", hakt sie mit schief gelegtem Kopf nach.
Und liefert mir sie perfekte Vorlage.

Not like last Christmas ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt