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Song: This Christmas - Oh Wonder 

Harper's P.O.V.

Meine Zimmertür quietscht, als ich sie hinter mir schließe.
Ich lehne mich gegen das blau gestrichene Holz und atme durch. Elliot und ich befinden uns offiziell in meinem alten Kinderzimmer, das wir erst nach Morgengrauen verlassen werden.
Ich war so damit beschäftigt, meine Anreise zu organisieren und nebenbei einen Ersatz für Dexter zu finden, dass ich über diesen Fakt nicht nachgedacht habe.

Nachdem wir die ersten Takte mit meiner Familie gesprochen haben, ist mir bewusst geworden, dass ich das große Drumherum vergessen habe. Und das ärgert mich ungemein.
Ich habe von Elliot erwartet, dass er vorbereitet ist, seine Rolle so gut wie möglich spielen kann und jetzt bin ich diejenige, die völlig unbeholfen reagiert, sobald Elliot und ich wie ein Paar behandelt werden.

Noch während des Abendessens habe ich mir zwei weitere Patzer geleistet.
Ich wollte meine Hand wegziehen, als Elliot sie ergriff und ich habe desinteressiert in eine andere Richtung geschaut, als mein Freund etwas über seine Woche und eines seiner neuen Projekte erzählt hat.
Meine Mutter musste mich ansprechen, nachfragen, ob alles in Ordnung sei, weil ich so distanziert wirkte.

Die Schuld auf den langen Flug und die Müdigkeit zu schieben, wird nur in den ersten Tage ziehen. Danach könnten wir ganz schnell den Eindruck eines Paars erwecken, das sich in einer Krise befindet.
Ich hätte nie gedacht, wie unangenehm es werden kann, jemanden als seinen Fake-Boyfriend auszugeben.

Ich dachte, es wäre einfach. Auf jeden Fall einfacherer, als die Wahrheit zu gestehen - an dieser Meinung halte ich nach wie vor fest.
"Ich kann auf dem Boden schlafen."
Elliot interpretiert meine Stille, die geschlossenen Augen und den verzogenen Gesichtsausdruck falsch.

Ich blinzle in den Raum und finde ihn neben meinem selbstgebauten Nachttisch. Der Lampenschirm, der warmes Licht über die Wände fließen lässt, ist immer noch der gleiche, den ich mir von meinem ersten eigenen Gehalt gekauft habe.
Sein Hintergrund ist rosa. Gelbe Blumen mit orangen Details sorgen für die gemütliche Atmosphäre.

Dieser Lampenschirm hat meine Liebe zu Farben ins Leben gerufen.
Vier Wochen lang habe ich in der Eisdiele ausgeholfen, um ihn von einem Trödler zu einem horrenden Preis abzukaufen. Meine Eltern haben nur den Kopf geschüttelt, als sie erfahren haben, dass ihre dreizehnjährige Tochter einen Vintage-Lampenschirm aus dem Antiquitätenladen kaufen möchte.

Für alles, was meine Schwestern und ich als Kinder haben wollten, mussten wir arbeiten.
Wir sollten früh ein Gefühl für Geld und dessen Wert bekommen und uns gleichzeitig in die Gemeinschaft der Stadt einbringen.
Wenn ich eines damals wollte, dann dieses gespannte Stück Stoff.

Nachdem ich ihn endlich erstanden hatte, habe ich angefangen, überall nach harmonierenden Farbtönen zu suchen und mich für Mode zu interessieren. Der Rest ist Geschichte.
"Harper?"
Ich zucke zusammen.
Ich mag, wie das erste 'R' in meinem Namen über seine Zunge rollt.

"Kommt gar nicht infrage", winke ich sein Angebot ab. "Unter der Tür zieht es durch. Außerdem haben meine Schwestern die unschöne Angewohnheit, in mein Zimmer zu platzen. Wie sollen wir erklären, dass du auf dem Boden schläfst?"
Diese Frage lässt er unbeantwortet.

"Wir sind erwachsene Menschen und keine pubertierenden Teenager. Für mich ist das zusammen-in-einem-Bett-schlafen kein Problem. Es ist nur etwas, auf das ich nicht vorbereitet war." Ich versuche erst gar nicht, locker und witzig zu klingen. Ich bin zu müde.
"Schon in Ordnung."
Für ihn scheint heute alles 'in Ordnung' zu sein.

Ich stoße mich von der Tür ab und zeige Elliot, wo er seine Kleider unterbringen kann.
Dabei stelle ich fest, dass die eine Hälfte meines Kleiderschrankes dafür genutzt wird, alte Bilderrahmen und Halloween-Dekoration aufzubewahren.
"Wenn dieses Ding in der Nacht aus dem Schrank fällt, wecke ich das ganze Haus", scherzt Elliot und hält eine Hexe aus Pappmaschee in die Höhe.

Darüber muss ich lachen.
"Ich glaube, wir würden uns einen Wettlauf zur Tür liefern", grinse ich über meine Schulter und krame weiter nach meinen Waschsachen.
Ich habe nicht vor, meine Sachen heute noch auszupacken.

Wir einigen uns darauf, gleich das Licht auszumachen.
Nach einer kurzen Tour durch das Obergeschoss und einer Einführung, wie mit dem Wasserdruck in der Dusche umzugehen ist, blockiere ich das Bad für eine halbe Stunde und hülle mich in Wasserdampf.

Als ich wieder in den dunkeln Flur hinaustrete, atme ich den Geruch meiner Heimat ein.
Es riecht nach frisch gebackenem Teil, Zimt und schwarzem Kaffee - obwohl es schon kurz vor zehn ist. Aus dem Wohnzimmer sind leise Gespräche zu hören.
Erneut finde ich mich in diesem merkwürdigen, zerrissen Zustand wieder. Freue ich mich, hier zu sein oder würde ich doch lieber den nächsten Flieger zurück nach D.C. nehmen?

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Wellwellwellington ist jetzt mal alles, was ich dazu sage :)

Ich habe heute meine Weihnachtspost auf den Weg gebracht (hört sich komisch an, aber ich glaube, die Redewendung kann man so verwenden??? idk)
Das war ARBEIT!!!
Ich schreibe nämlich nicht nur ein paar Zeilen. Einige liebe Menschen bekommen von mir einen halben Brief, weil wir uns sehr selten sehen. Dann kommen noch Sticker und Washi Tape ins Spiel... Es soll ja hübsch aussehen! Wenn ich fertig bin, sieht meine Umgebung allerdings immer so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen... woopsi

Verschickt ihr Weihnachtspost? Viel oder eher wenig? Mit Stickern oder ohne? I wanna know everything hehe

Ich knuddel euch <3

All my Love,
Lisa xoxo

Not like last Christmas ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt