2: „Effy."

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𝐄𝐮𝐩𝐡𝐞𝐦𝐢𝐚

„Du siehst nicht aus, als würde es dir gut gehen." sagt Tom und hockt sich vor mich. „Wolltest du.. hier schlafen? Auf dem dreckigen Boden?" fragt Tom. „Ja, mein ganzes Taschengeld ist für das Konzertticket draufgegangen und meine Eltern können mich nicht abholen." antworte ich, mit meinem immensem Berliner-Dialekt. Wo Bill hingegangen ist, weiß ich nicht, aber Tom und ich waren nun allein. Tom scheint zu überlegen. Während er dies tut, hole ich eine Zigarette raus und zünde mir diese an.

Das Geld für die Drogen und Zigaretten habe ich mir schon immer unterschiedlich besorgt. Früher auf dem Kinder-Strich und von Fremden geklaut und heute klaue ich noch immer. Das mit dem Prostituieren versuche ich nicht mehr zu tun, aber wenn das Geld knapp ist.. Wie soll ich sonst Geld verdienen? Als fünfzehnjährige ohne Zuhause.

„Willst du für heute Nacht bei mir im Hotelzimmer schlafen?" sagt Tom nachdem er wohl gründlich drüber nachgedacht hat. „Denn um ehrlich zu sein, glaube ich dir nicht das du das erste mal auf der Straße schläfst..." er scheint zu darauf zu warten, das ich mein Name sage. „Effy." „Effy..." wiederholt er mich. „Aber das geht doch nicht, ich mein wir kennen uns ja gar nicht." Tom fängt an leise zu lachen, „was lachst du?" „Dein Dialekt.." „Dafür kann ich doch nix. Aber wie gesagt, das kann nicht dein Ernst sein." „Doch, das kann es. Ich weiß nämlich das hübsche Mädchen nicht auf der Straße schlafen sollten..." Hübsche Mädchen? Hat Tom Kaulitz mich gerade hübsch genannt? „Meinst du echt?" „Sonst hätte ich es wohl kaum gesagt.." sagt Tom leise und steht wieder auf. „Also?" fragt er als er seine Hand in meine Richtung hält um mir aufzuhelfen. Sollte ich mit ihm gehen? Etwas schlimmeres als hier draußen kann mir nicht passieren, oder?
Ich nehme seine Hand und er hilft mir auf, danach hebe ich meinen ganzen Kram auf und verstaue das in meinen Jackentaschen. Als Tom, der mir nur helfen wollte meine Sachen zu „packen", meine Decke hochhebt und die benutzte Spritze entdeckt bleibt mir mein Herz stehen. „Du... Das war.." versuche ich mich zu erklären, wobei ich scheitere. „Alles gut... Du musst mir nichts erklären."

Natürlich war es mir peinlich, dass Tom das gesehen hat. Aber der Fakt das er nicht angeekelt weggelaufen ist und mir Dinge and den Kopf geworfen hat lässt mich fast schon rot werden. So nett war lange Zeit keiner zu mir.

Als Tom mich durch die leeren Straßen zu seinem Hotel führt hat er versucht mich besser kennenzulernen. Obwohl ich nicht viel zu erzählen habe. „Wie alt bist du eigentlich, Effy?" „Fünfzehn..." „Fünfzehn? Ich hätte dich älter geschätzt." „Das liegt an den Drogen." „Oh..."

Man könnte sagen, während wir gelaufen sind habe ich gemerkt das ich sowas wie soziale Kompetenzen nicht besitze. Entweder rede ich viel zu viel oder viel zu wenig. Das hat Tom wohl frustriert... Das wird später noch so sein.

In seinem Hotelzimmer angelangt, habe ich mich erstmal umgeschaut. Mit einem Staunen im Gesicht. „Wenn du willst kannst du duschen und Klamotten von mir haben..." schlägt Tom vor und lehnt sich gegen die Wand. „Das wär nett, danke." „Nicht dafür," sagt er und wühlt in seinem Koffer nach Kleidung. Tom gibt mir eine gefütterte Jogginghose und eines seiner riesigen T-Shirts und ich gehe ins Bad. Wo ich eine kurze aber gründliche Dusche nehme.

𝐒𝐭𝐢𝐜𝐡 𝐢𝐧𝐬 𝐆𝐥𝐮̈𝐜𝐤 | 𝐓.𝐊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt