10: „Ich bin da,"

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𝐄𝐮𝐩𝐡𝐞𝐦𝐢𝐚

Bill, Tom und ich sitzen im Wohnzimmer und die Jungs fragen mich aus. „Wie lange würde so ein Entzug dauern?" fragt Bill. „Kalt eine Woche und warm zwei, glaube ich," antworte ich. „Warm und kalt?" fragt Tom. Ich antworte, „Mit oder ohne Medikamentöser Behandlung. Mit würden natürlich weniger Entzugserscheinungen auftreten, aber ne'."
Wir redeten noch lange über Entzüge und Nebenwirkungen, bis Tom eine Idee hatte.
„Bill, wie lange ist Mama weg?" fragt er, Bill zuckt mit den Schultern bevor er zu einem Kalender läuft. „Fast ein Monat," ruft er von der Küche. So lange?
„Effy, meinst du wir können dir diese Medikamente besorgen?" fragt Tom nun mich. Ich schüttle den Kopf, „Ich bin keine sechzehn, weder noch achtzehn, wir müssten ins Krankenhaus dafür und dann rufen die meine Eltern an. Dann stecken die mich wieder ins Heim." „Vielleicht wär das besser," sagt Bill leise. Tom sieht seinen Zwilling böse an, „N' scheiß wär das besser!"

Für mich sah es so aus, Tom war sich Tod sicher, dass ich einen Entzug durchstehen kann. Was ich damals für unmöglich gehalten habe, die Sucht war zu groß. Hätte ich Tom nie kennengelernt, wäre ich wahrscheinlich auf den Straßen Berlins gestorben. Mit fünfzehn Jahren... Traurig oder?

Bill ist gegangen und Tom ist durch das Wohnzimmer gelaufen. Hin und Her, die ganze Zeit. Mit einem grübelnden Blick. „Über was grübelst du denn so sehr?" frage ich nach einigen Minuten des zusehends. „Ef," fängt er an und bleibt stehen, um mich anzusehen, „Willst du überhaupt n' Entzug machen?"

Diese Frage hab ich mir damals jeden Tag gestellt. Will ich das überhaupt? Das eine Ding wegnehmen, was mir ein wenig Frieden gebracht hat... Doch jetzt hatte ich die Möglichkeit zu wählen. Diese Wahl würde mein Leben verändern. Egal in welche Richtung.

„Nicht wirklich," antworte ich, ohne hochzusehen. Ich schaue weiter auf meine Hände, die in meinem Schoß liegen. Auf einmal hockt Tom vor mir. Er sagt nichts, sondern sieht mich nur an. „Ich hab Angst, Tom," füge ich hinzu. „Wovor?" „Den ganzen Nebenwirkungen... Und was ist wenn ich clean werde, und dann irgendwann rückfällig werde?" „Ich bin da, bei jedem Schritt, Ef," sagt Tom leise. Ich schaue hoch von meinem Händen und sehe ihn an. Sein Blick ist gefüllt mit Liebe. „Ab heute bin ich immer da, wenn du mich lässt," fügt er hinzu und setzt sich neben mich. Ich drehe mich zu ihm und er legt seinen Arm um meine Schultern, um mich zu ihm zu ziehen.
„Überleg es dir, Effy. Überleg es dir gut," sagt Tom leise, bevor er meinen Kopf küsst.

𝐒𝐭𝐢𝐜𝐡 𝐢𝐧𝐬 𝐆𝐥𝐮̈𝐜𝐤 | 𝐓.𝐊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt