Kapitel 20: Wir haben ein Leben, komm drüber hinweg!

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Als Lorelai ihre Schuhe auszog, nahm sie plötzlich das Klingeln ihres Telefons wahr. Sie beeilte sich, aber als sie schnell ihre Schuhe ausgezogen hatte und zum Telefon lief, ging der Anrufbeantworter dran, der sagte: »Wir sind es, wir sind nicht hier. Wir haben ein Leben, komm darüber hinweg!«

Kurz nach dem Piepen sprach eine Person, die Lorelai kannte: „Lorelai, ich muss mit dir reden! Bitte ruf mich direkt an, sobald du Zuhause bist!“

Nach ein paar Sekunden ertönte erneut der Anrufbeantworter und dann nach dem Piepen erneut dasselbe: „Lorelai, ich muss wirklich dringend mit dir reden. Ruf mich an.“

Danach erneut: „Lorelai, nun geh schon ans Telefon! Und ändere doch endlich deinen Anrufbeantworter!“

Lorelai hörte es sich an und ging dann die Treppe nach oben, als auf einmal ihr Handy klingelte. Sie sah auf den Bildschirm und erkannte, dass es Emily war. Sie nahm das Gespräch an.

„Wir sind es, wir sind nicht hier. Wir haben ein Leben, komm darüber hinweg“, sagte Lorelai, denn sie tat so, als wäre hier eine Mailbox dran gegangen und wollte schon auflegen, als Emily etwas sagte.

„Jetzt geht hier auch diese schreckliche Ansage an. Das gibt’s doch nicht! Wieso in aller Welt passiert das nur? Wenn es jetzt ein Notfall wäre und sie einfach nicht dran geht, was wäre dann? Lorelai, sag doch etwas?“, sagte Emily verzweifelt und Lorelai legte den Daumen auf den Anruf-beenden-Knopf, erbarmte sich dann aber doch ein Herz.

„Ich bin dran, Mom“, sagte Lorelai erschöpft.

„Oh, Lorelai! Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Ich will nicht mehr mit einem elektronischen Gedöns reden. Wie sagt ihr dazu?“, fragte Emily.

„Mailbox, Mom. Ich war die ganze Zeit in der Arbeit“, meinte Lorelai.

„Im Dragonfly Inn?“, hackte Emily nach.

„Wo denn sonst?“ Lorelai klemmte das Telefon zwischen ihrer Schulter und ihrem Ohr und lauschte dann.

„Lorelai, ich muss mich entschuldigen“, sagte Emily dann nach einer kurzen Minute des Schweigens.

„Erwartet dich jemand?“, meinte Lorelai.

„Nein. Ich muss mich bei dir entschuldigen“, sagte Emily dann schuldbewusst.

„Bei mir? Wie kommt es dazu? Und wegen was überhaupt?“, war Lorelai etwas verblüfft gewesen.

„Wegen dieser Sache mit Jess und Rory“, sagte Emily.

„Das sie ein Paar sind, meinst du?“, hackte Lorelai nach. Das wäre eine sehr gute Nachricht für Lorelai, wenn ihre Mutter an Vernunft gewonnen hätte.

„Ja, genau deswegen! Ich muss mich dafür entschuldigen“, sagte Emily dann.

„Oh, na dann. Wie kommt es dazu?“, wollte Lorelai dann doch wissen.

„Wie kommt was dazu?“, fragte Emily.

„Na, das du dich entschuldigen möchtest. Wie kämen Emily Gilmore dazu, sich für etwas zu entschuldigen?“, fragte Lorelai nach.

„Ich bitte dich, Lorelai, als ob ich mich noch nie entschuldigt hätte“, sagte Emily und schien leicht genervt zu sein.

„Bei mir jedenfalls noch nie. Du hast dich noch nie in meiner Gegenwart für etwas entschuldigt. Dad schon, aber du nie. Selbst an dem Tag nicht, als du aus Versehen jemanden in den Pool gestoßen hattest, nicht einmal da“, sagte Lorelai dann.

„In den Pool gestoßen? Ist das irgendein Slogan?“, wollte Emily wissen.

„Ähm, nein, das ist kein Slogan. Wir waren damals alle zusammen auf einer Poolparty eingeladen gewesen, weißt du noch? Und du wolltest an jemanden vorbeigehen und hast ihn aus Versehen in den Pool gestoßen“, erinnerte Lorelai sie an diese Geschichte.

„Und wenn schon, dann habe ich halt eben jemanden in den Pool gestoßen. Und wenn schon? Da ist doch gar kein Problem dabei“, sagte Emily nur ohne jegliche Reue.

„Das Problem war, dass die Person ein kleiner elfjähriger Junge war, der nicht Schwimmen konnte, Mom. Das sage ich dir schon zum wiederholten Mal“, sagte Lorelai und Emily dachte nochmal darüber nach.

„Na und? Was kann ich dafür, wenn der Bursche in der Nähe des Pools lümmelt? Das ist nicht meine Aufgabe, darauf zu achten, ob er sich da aufhalten darf, oder nicht? Das wird ihm eine Lektion sein“, sagte Emily kühl.

„Oh, Wahnsinn!“, rief Lorelai aus.

„Was? Was ist denn, Lorelai?“, hackte sie irritierter nach.

„Als ob es ein Déjà-vu wäre!“, rief Lorelai aus.

„Was meinst du, Lorelai? Was ist ein Déjà-vu?“, wollte sie wissen.

„Genau das hast du damals auch schon gesagt! Ich mache hier quasi eine Zeitreise durch“, meinte Lorelai nur.

„Und wenn schon“, sagte Emily unberührt.

„Mom, ich bin dir für deine Entscheidung dankbar, auch wenn es nicht so rüberkommen sollte. Wirklich. Wirst du dich in Zukunft mehr für Rory und ihren Freund freuen?“, wollte Lorelai wissen. Sie fügte noch schnell hinzu: „Denn wenn ihr immer noch dagegen wärt, würde Rory sowieso zu ihm halten und euch eher meiden, aber das wisst ihr schon.“

“Genau das macht mir ja Kopfzerbrechen, aber dein Vater will das nicht hören. Genau deswegen will ich auf ihrer Seite sein und nicht gegen sie. Oder diesen Jess. Was wäre, wenn sie uns deswegen meiden sollte oder wir sie für immer deswegen verlieren sollten? Nein, das Risiko gehe ich nicht ein“, meinte Emily dann und war sich dessen bewusst.

„Danke, Mom. Du machst das Rory zuliebe. Mehr wollte ich nicht“, sagte Lorelai dann.

„Gern geschehen. Hat dir Rory schon erzählt, dass wir eine Europareise geplant haben? Rory, Jess und ich?“, fragte Emily.

„Nein, das hat sie mir noch nicht gesagt. Also lädst du auch Jess ein? Soll ich dir etwas Geld zukommen lassen? Wegen Jess‘ Reise, meine ich. Ich kann für ihn aufkommen“, schlug Lorelai vor.

„Ich habe ihn bereits eingeladen, Lorelai. Da wäre es nur unfair, wenn er den Flug selbst bezahlen sollte oder du dafür aufkommen müsstest“, sagte Emily.

„Ich bin schon dankbar dafür, dass du ihn überhaupt eingeladen hast. Soll ich wirklich nicht seine Kosten abdecken?“, wollte Lorelai wissen.

„Nein, überlasse es deinem Vater und mir. Wir werden die Kosten tragen. Tu mir nur einen Gefallen, Lorelai“, sagte Emily.

„Der da wäre?“, wollte sie es wissen.

„Komm dieses Weihnachten uns besuchen und bleib ruhig eine Stunde länger bei deinem Vater und mir. Wir haben da etwas Wundervolles geplant“, sagte Emily dann.

„Na klar doch, Mom. Ich muss jetzt dann auflegen. Wir hören uns bestimmt die Tage wieder“, verabschiedete sie sich.

„Alles klar. Hab noch einen schönen Abend, Lorelai“, sagte Emily.

„Danke, du und Dad ebenso“, sagte sie und legte auf. Sie ging auf ihr Zimmer und warf sich aufs Bett drauf, nur um in wenigen Sekunden einzuschlafen.

[Einfach mal Ja sagen - Rory Mariano]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt