Kapitel 9: Erneut in diesem Kaff

2 0 0
                                    

„Was glaubst du, wieso ich mit dir nach Stars Hollow gezogen bin? Erneut in dieses Kaff, Rory, obwohl ich es nicht ausstehen kann? Weil ich Gefühle für dich habe!“, wurde Jess wütend.

„Ich, nun–“, stotterte Rory weiter.

„Rede in vollständigen Sätzen, wenn du dich mir mitteilen möchtest, okay?“, schrie Jess, denn er war verletzt und wütend zugleich.

Aber Rory schwieg und wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Schon kapiert! Ich und meine Gefühle haben hier nichts verloren“, sagte Jess und stand auf, ging zur Tür und öffnete sie, trat heraus und verschwand. Rory sah ihm nach, noch immer Drang kein laut aus ihrer Kehle.

Als die Kellnerin erschien, fragte sie: „Wart ihr nicht mal zu zweit? Na, was soll’s.“ Sie stellte die beiden Teller ab und Rory starrte nach wie vor zur Tür, als sie dann aufgestanden war, um Jess zu suchen. Sie verließ das Café und sah sich umher. Es war keine große Stadt, weshalb er wahrscheinlich einfach nur kurz spazieren gegangen war, um seinen Kopf freizubekommen. Ja, so war es wahrscheinlich.

Sie sah über die Straße und lief hindurch auf die andere Seite. Dann steuerte sie Lukes Dinner an und als sie nach wenigen Minuten dort angekommen war, sah sie durch die Fensterscheibe hindurch, aber da war nur Caesar, der auf dem Tisch tanzte.

Sie öffnete trotzdem die Tür und lief in das Innere, sah sich umher.

„Caesar, hast du Jess gesehen?“, fragte sie den Koch. Dieser erschrak und fiel beinahe vom Tisch, als er seine Balance noch halten konnte. Er ging vom Tisch runter.

„Nein, bedaure, hier war Jess nicht“, sagte er.

„Bist du dir sicher? Denn du hast mich ja auch nicht gesehen, sondern erst, als ich dir eine Frage gestellt hatte“, sagte Rory.

„Nein, er ist hier wirklich nicht. Oben ist abgesperrt und nur Luke hat den Schlüssel“, sagte der Koch.

„Alles klar“, sie drehte sich weg, aber er hielt sie auf.

„Ähm, könntest du das für dich behalten? Du weißt schon. Sonst wirft Luke mich raus“, sagte Caesar.

„Ja, von mir aus“, sie drehte sich nochmals um und verließ das Dinner.

Der nächste Ort, wo sie nachsehen könnte, war ihr eigenes Zuhause, aber dafür hätte er auch keinen Schlüssel, sondern nur Lorelai und sie selbst. Wo könnte er nur Stecken? Er hasste diese Stadt, weshalb es nicht viele Orte geben könnte, wo er hingegangen sein könnte. Sie dachte nach, aber ihr fiel nichts ein, wo Jess sein könnte. Vielleicht ist er zum Teich gegangen? Das wäre ein Ort, wo er keine Stadtbewohner sehen müsste.

Sie lief eilig zum Teich und als sie ankam, sah sie sich überall um, sah ihn aber nirgends. Wo ist er bloß hin verschwunden? Wenn es doch nur ein Lebenszeichen von ihm gebe. Sie setzte sich an den Teich und sah sich immer wieder umher.

Als Lorelai das Hotel managte, kam ihr auf einmal Miss Patty über den Weg und sie sah aus, als hätte sie erneut Tratsch und Klatsch über Stars Hollow bei sich, den sie loswerden musste. Sie tänzelte um Lorelai herum, bis Lorelai es nicht mehr aushielt.

„Möchtest du mir was sagen, Miss Patty?“, fragte Lorelai und Miss Patty lächelte.

„Ja, denn allen Anschein nach haben sich Jess und Rory gestritten, als Jess ihr seine Gefühle gestanden hatte, die Rory nicht erwidern konnte, wieso auch immer“, sagte Miss Patty und Lorelai sah sie fassungslos an.

„Wo ist Rory jetzt?“, fragte sie die Quasselstrippe.

„Nun, sie ist jetzt am Teich. Sie hat ihn überall gesucht, aber Jess hat sein Auto geschnappt und hat die Stadt verlassen. So hieß es zumindest. Wenn du mich fragst, passt es genau zu Jess, sie einfach alleine zu lassen“, sagte Miss Patty.

„Alles klar, danke“, sagte Lorelai und machte sich auf den Weg zu ihrer Tochter.

Als sie ankam, saß Rory noch immer dort und weinte sich die Augen aus. Da setzte sich Lorelai dazu und nahm sie in die Arme.

„Jess ist weg, oder? Er hat die Stadt verlassen“, hatte sie schon so eine Vorahnung.

„Ja, Liebling“, sagte Lorelai und küsste sie auf die Stirn. Die beiden saßen da und niemand sagte etwas, bis Lorelai die Stille durchbrach. „Was ist passiert? Miss Patty hat mir zwar alles erzählt, aber ich will es von dir hören.“

„Was passiert ist? Er hat mir etwas über eine CD erzählt und das er mein Gesicht sah, was ihm sagte, dass er mich liebt, was auch immer das bedeuten soll, aber ich konnte es nicht erwidern. Das ist passiert! Oh Mom, was stimmt nicht mit mir?“, sagte sie und weinte umso mehr, als sie sich an die Schulter ihrer Mutter drückte.

„Mit dir ist alles in Ordnung, Liebling“, sprach Lorelai sanft aus.

„Nein, mit mir ist gar nichts in Ordnung. Überhaupt nichts!“, sagte Rory und schluchzte.

Lorelai schwieg und tröstete ihre Tochter wortlos, in dem sie über ihren Rücken strich.

Jess fuhr mit dem Bus und wusste nicht, wohin er fahren sollte. Er wollte nur raus aus Stars Hollow und den Kopf frei bekommen. Hätte er das mit den Gefühlen nie erzählt gehabt. Hätte er es bloß verschwiegen oder ihr mehr Zeit gegeben. Gefühle wachsen mit der Zeit, denn es gibt keine Liebe auf den ersten Blick. Zudem war er oft geflüchtet, ohne ihr ein Wort zu sagen. Genau wie jetzt.

Wie sollen da Gefühle wachsen, wenn er sie immer links liegen lässt? Wenn er nur mal einmal seinen Mund öffnen würde, mit ihr reden würde. Wäre das so verkehrt? Es muss nicht alles von jetzt auf gleich geschehen. Manches braucht auch Zeit, wie in etwa vertrauen. Er hatte ihr Vertrauen immer wieder gebrochen. Kein Wunder, wieso sie sich nicht einfach sagt, dass sie ihn liebt. Vielleicht ist es ihr Schutz, um nicht verletzt zu werden? Sie kann keine Gefühle zulassen, solange sie weiß, dass er gehen wird.

Verdammt, er hatte wieder alles falsch gemacht. Er stand auf und drückte auf den Knopf, damit der Fahrer anhielt. Bei der nächsten Haltestelle stieg er aus. Er lief zurück zur nächstgelegenen Haltestelle, die ihn zurück nach Stars Hollow bringen würde. Er durfte sie nicht wieder enttäuschen. Als der Bus neben ihm anhielt, stieg er ein und setzte sich. Er sah aus dem Autofenster.

[Einfach mal Ja sagen - Rory Mariano]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt