13. Nicht wirklich zusammen

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Song: Iris - The Goo Goo Dolls

Ich dehne mich und suche mit meinen Augen die Ränge der Turnhalle ab. Dann entdecke ich Ben. Er kommt zu vielen unserer Spiele.

Wir halten unseren Blickkontakt und Ben winkt mir zu. Lächelnd winke ich zurück. Ein warmes Gefühl macht sich in meiner Brust breit.

Das Spiel beginnt. Kurz vor der Halbzeit liegen wir zwei Punkte zurück. Also gebe ich mir besonders viel Mühe bei meinem nächsten Angriff. Ich springe hoch und lande ungünstig. Ich schreie auf, als Schmerz meinen Fußknöchel durchfährt. Und ich bleibe liegen.

Kurz darauf kümmern sich Sanitäter um mich. Ich sitze am Rand des Spielfelds und halte einen Kühlpack auf meinen Knöchel.

„Ist es schlimm?"

Ich blicke auf und sehe Ben.

„Nein, nur umgeknickt. Übermorgen ist es wieder gut.", antworte ich.

Er atmet aus. „Da bin ich erleichtert. Als du geschrien hast..."

Ich lächle ihn an. „Alles ist gut."

„Willst du nach Hause gehen?"

„Meine Mom wird sich nur übermäßig Sorgen machen.", sage ich.

„Du kannst auch mit zu mir kommen. Dich ein bisschen ausruhen."

Ich zögere. „Sicher?"

„Ja. Lass mich mich um dich kümmern. Bitte, Sunny."

Ich nicke. Ben stützt mich, als wir zusammen die Turnhalle verlassen. Claire zwinkert mir vom Spielfeld aus zu.

„Du musst dich hinten auf mein Fahrrad setzen.", sagt Ben.

„Ich kann auch selber fahren."

„Nein, Sonne. Das kannst du nicht. Komm." Er steigt auf sein Fahrrad.

Ich setze mich hinter ihn und halte mich an ihm fest. Während Ben durch die Straßen fährt, atme ich seinen gewohnten Duft ein. Dann lege ich meine Wange gegen seinen Rücken.

Bald halten wir schon. Es ist ein kleines Haus, das mit hellblauer Farbe gestrichen ist.

„Süß.", sage ich.

Ben stellt sein Fahrrad ab und stützt mich wieder beim Gehen. Dann schließt er die Haustür auf.

„Ben? Bist du schon wieder da?", ruft eine weibliche Stimme.

„Ja! Ich hab jemanden mitgebracht.", ruft Ben.

Eine Frau mittleren Alters tritt aus einer Tür. Sie ist blond, aber man sieht woher Ben sein gutes Aussehen hat. Vor allem die scharfen Wangenknochen.

„Hallo. Ich bin Lucy.", stelle ich mich vor.

„Hallo, ich bin Gina. Bens Mom. Ich weiß, dafür sehe ich zu jung aus.", lacht sie.

Ich lache mit. Sie ist mir sympathisch.

„Wir gehen nach oben.", sagt Ben und stützt mich beim Treppensteigen.

In seinem Zimmer setzt er mich auf dem Bett ab. Es ist gemacht.

„Ich hole dir Eis. Und was möchtest du trinken?", fragt er.

Er nimmt mein Bein und legt es auf dem Bett ab. Dann legt er ein Kissen darunter.

„Wasser passt. Danke.", sage ich.

Ben verlässt das Zimmer und ich schaue mich um. Es ist aufgeräumt und sieht sauber aus. Das Gegenteil von meinem Zimmer.

Nur auf seinem schwarzen Schreibtisch liegen ein paar offene Schulbücher. Neben seinem schwarzen Bett steht ein Nachttisch, auf dem ein Stephen King Roman liegt. Gegenüber steht ein Regal voller Bücher. Er liest also gern. Das wusste ich nicht. Ich habe seit Jahren kein Buch mehr gelesen, das kein Schulbuch war.

Ben kommt zurück. Er reicht mir ein Glas Wasser und legt ein Kühlpack auf meinen Knöchel.

Er setzt sich neben mich auf das Bett und streichelt sanft mein Bein.

„Tut es weh?", fragt er.

„Ein bisschen."

Er mustert mich. „Willst du was anderes anziehen? Du kannst was von mir haben."

Ich schaue an mir runter. Oh, ich trage noch mein Trikot, Shorts und Knieschoner.

„Ja.", sage ich.

Ben steht auf und tritt an seinen Kleiderschrank. Kurz darauf reicht er mir einen Kleiderstapel.

„Ich warte draußen.", sagt er.

Als die Tür sich hinter ihm schließt, stehe ich auf. Ich stöhne, als ich meinen Knöchel belaste.

„Alles okay?", ruft Ben durch die Tür.

„Ja!"

Ich ziehe meine Schuhe aus. Dann ziehe ich die schwarze Jogginghose an, die mir viel zu groß ist. Ich ziehe auch das grüne Tshirt an, in dem ich versinke. Hat er es extra ausgewählt, weil Grün meine Lieblingsfarbe ist?

„Fertig!", rufe ich und Ben kommt wieder rein.

Er mustert mich. Dann schleicht sich ein Grinsen auf seine Lippen.

„Was?", frage ich.

„Du siehst gut aus in meinen Klamotten."

Ich räuspere mich. „Du liest gern?"

„Ja. Fantasy, Horror und Thriller."

„Wow. Wieso wusste ich das nicht?"

„Wir sind ja nicht wirklich zusammen.", murmelt er.

Mich durchfährt ein Schmerz und er kommt nicht von meinem Knöchel.

„Ich weiß."

SunnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt