15. Echt

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Song: Everybody Talks - Neon Trees

„Ist das sein Shirt?", fragt Claire.

Ich schaue an mir runter. Ich trage Bens grünes Tshirt.

Ich schmunzle. „Ja..."

„Ist da etwa jemand...dare I say...verliebt?"

Meine rosa Seifenblase, in der ich seit Samstag schwebe, zerplatzt. Es ist nicht echt. Er hat nicht wirklich Gefühle für mich. Es ist alles nur gespielt. Also sollte ich auch keine Gefühle für ihn haben.

Ich melde mich.

„Ja, Lucy?", fragt Herr Wolf.

„Kann ich auf die Toilette?"

Claire schaut mich sichtlich verwirrt an.

„Natürlich.", antwortet Herr Wolf.

Ich flüchte aus dem Klassenzimmer. An meinem Spind bleibe ich stehen. Ich hole ein frisches Volleyball Trikot heraus. Dann gehe ich auf die Toilette und schließe mich in der Kabine ein.

Ich wechsle Bens Tshirt gegen mein Trikot. Er soll nicht sehen, wie sehr es mir gefällt, seine Sachen zu tragen. Was habe ich mir dabei gedacht, als ich das Shirt heute morgen angezogen habe?

Ich zupfe gerade das Trikot zurecht, als ich höre, wie die Tür sich öffnet.

„Wenn du mich fragst, ist Ben viel zu gut für Lucy. Klar sie ist beliebt, aber so hübsch ist sie auch nicht. Und Ben sieht so gut aus. Und er ist intelligent.", höre ich eine weibliche Stimme sagen.

„Du würdest viel besser zu ihm passen.", stimmt eine andere weibliche Stimme ihr zu.

Bin ich wirklich nicht gut genug für Ben? Bin ich zu dumm für ihn? Und nicht hübsch genug?

Ich bin es gewohnt, dass man auch mal schlecht über mich redet, aber irgendwie schneiden die Worte tiefer als sonst.

Ich öffne meine Kabine und gehe hoch erhobenen Hauptes an den beiden Mädchen vorbei. Es sind Jessica und Ina. Jessica war die erste Stimme. Das ist mir sofort klar.

Die beiden starren mich an. Ich lächle nur und verlasse die Toilette.

„Du hast dich umgezogen?", fragt Claire.

„Ja. Ich hatte heute Morgen eine Jacke an. Also hat Ben noch nicht gesehen, dass ich sein Tshirt anhatte. Und ich will ihm keine falschen Ideen geben."

„Wäre es denn falsch?"

„Was meinst du?", frage ich.

„Hast du wirklich keine Gefühle für ihn, Luce?"

Ich schüttle den Kopf. Ich bringe es nicht über die Lippen.

In der Pause sitze ich neben Claire, Emil und Ben auf einer Bank.

„Wieso hast du dein Trikot an?", fragt Ben.

„Warum nicht.", antworte ich. „Ben, ich muss mit dir reden."

„Wir laufen mal ein Stück." Claire zieht Emil mit sich.

„Was ist los, Sunny?", fragt er.

„Wir müssen das hier nicht weiter machen."

„Was?"

„Du willst bestimmt andere Mädchen daten...wirklich daten. Wie Jessica.", sage ich.

„Was hat das mit Jessica zu tun?"

„Sie ist hübsch. Findest du sie nicht hübsch?" Ich weiß, dass meine Unsicherheiten gerade sprechen, aber ich kann nicht aufhören.

„Warum sollte ich sie wollen, wenn auch nur die kleinste Möglichkeit besteht, dass ich dich haben kann?"

Ich starre ihn an. Ben will mich? Mich?

„Du...Du willst mich?", stammle ich.

„Du weißt gar nicht wie sehr, Sonne."

Ich weiß nicht was ich tue, als ich mein Bein über ihn schwinge und mich auf seinen Schoß setze. Ben lächelt mich an und ich fühle es in meinem Magen. Ich umfasse sein Gesicht mit beiden Händen und küsse ihn.

Küsse ihn wirklich. Kein schauspielern. Nichts ist fake. Es ist ein echter Kuss.

Ben gibt ein zufriedenes Geräusch von sich und umfasst meine Hüfte, während seine andere Hand in meine Haare gleitet.

Er bewegt seine Lippen fordernd gegen meine und ich erwidere den Kuss mit der gleichen Leidenschaft.

Ich lecke mit meiner Zunge über seine Unterlippe und er öffnet seinen Mund für mich. Meine Zunge gleitet in seinen Mund und er stöhnt.

Plötzlich höre ich die Pausenklingel und ich erinnere mich, wo wir sind.

Ich löse mich von Ben. „Das war ein bisschen unangebracht für einen Schulhof."

Er streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. „Scheiß drauf."

Ich kichere und stehe auf. Wir gehen Hand in Hand in das Schulhaus. Und es fühlt sich das erste mal echt an.

SunnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt