9. Lernen

591 15 0
                                    

Song: Kill the Director - TheWombats

„Lucille?", fragt Ben am nächsten Morgen am Fahrradständer.

„Ja, ich heiße Lucille. Findest du das witzig?", frage ich genervt.

„Nein. Ehrlich gesagt, passt er zu dir."

Ich strecke ihm meinen Mittelfinger entgegen.

„Das war mein Ernst. Er ist außergewöhnlich, wie du.", sagt er.

„Außergewöhnlich. Wow, danke."

„Scheiße. Das war gut gemeint. Kannst du bitte aufhören, mir meine Worte im Mund umzudrehen."

Ich zucke nur grinsend mit den Schultern.

„Frauen.", murmelt er.

Auf dem Weg ins Schulgebäude legt Ben seinen Arm um meine Taille. Wir halten wieder vor meinem Klassenzimmer, wo Aaron schon steht.

Ben lehnt sich zu mir nach unten und küsst mich kurz. Doch es reicht, dass Elektrizität durch mich fließt.

„Ciao, Babe.", raunt er.

„Ciao.", hauche ich.

Er geht und ich stehe unschlüssig vor Aaron. Soll ich ein Gespräch anfangen? Die Entscheidung wird mir abgenommen, als er anfängt, zu sprechen.

„Das mit dir und Ben ist das was Ernstes?"

Ich räuspere mich. „Ähm, ja. Aber es ist noch ganz frisch, also wer weiß."

Er lächelt mich an. „Ich dachte nicht, dass das überhaupt solang hält. Ben ist doch gar nicht in deiner Liga."

Wut durchfährt mich, bevor ich sie unterdrücke. Das soll Bens Freund sein und er redet so über ihn?

Statt etwas zu sagen, kichere ich nur.

Ich fühle mich den ganzen Tag schlecht, weil ich Ben nicht verteidigt habe.

Am nächsten Morgen fängt meine Mom mich ab, bevor ich zu meinem Fahrrad laufen kann.

„Will Ben nicht öfter zu Besuch kommen? Ihr zwei wollt doch bestimmt mehr Zeit miteinander verbringen."

„Er kommt heute. Hatte ich dir das nicht gesagt?", lüge ich.

„Das freut mich."

Am Fahrradständer erzähle ich Ben von der Interaktion.

„Klar, komm ich. Aber ich habe morgen eine Klassenarbeit. Also wenn du mir beim lernen helfen willst..."

„Mach ich.", lächle ich.

Ich habe ihm nichts von Aarons und meinem Gespräch erzählt. Es würde ihn nur verletzen. Auch wenn wir jetzt einen Schritt weiter sind.

Am Mittag sitzen wir auf meiner Terrasse und Ben lernt, während ich Hausaufgaben mache.

Meine Mom tritt nach draußen. „Ich hab euch Schoko Erdbeeren gemacht."

„Danke, Mom."

„Danke, Doris.", sagt Ben lächelnd.

Wir machen weiter und essen die Erdbeeren.

„Kannst du mich abfragen?", fragt er nach einer Weile.

„Klar."

So frage ich Ben in Geschichte ab. Er weiß fast alle Antworten. Er ist verdammt schlau.

„Was für ein Stipendium ist das eigentlich?", frage ich.

„Ein Stipendium, um in München Medizin zu studieren."

„Wow. Und was für einen Schnitt brauchst du dafür?"

„Einen Einser.", antwortet er.

„Und soziales Engagement."

„Genau."

„Das schaffst du.", sage ich und nehme seine Hand auf dem Tisch.

Er lächelt mich an.

SunnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt