Scherben

2.3K 95 13
                                    

Ich war schweißgebadet und musste mich echt anstrengen, dass mir Marks Handgelenk nicht wieder wegrutschte. Die ganze Zeit musste ICH hier bei allen den Puls messen. Als ob ich ne Ärtztin wär. Während ich Marks Handgelenk hielt und darauf wartete, die ersten Pulsschläge zu spüren, dachte ich ernsthaft darüber nach, ob ich später nicht Ärtztin, Artzthelferin oder sowas werden sollte. Bisher hatte ich noch keinen Plan gehabt, was ich später einmal machen könnte. Aber vielleicht war das mit der Ärtztin ja gar keine so schlechte Idee. Dann erinnerte ich mich daran, dass ich mich jetzt mal auf Mark konzentrieren musste. Ich drückte meine Finger noch fester auf seine Ader, weil ich davor nichts gespürt hatte. Ich merkte, wie mir schweiß die Stirn herunterlief und ich immer nervöser wurde. Doch dann endlich spürte ich seinen Puls.

"Ich spüre Puls!" sagte ich erleichtert und strahlte übers ganze Gesicht. Ja ich war eine super Ärtztin. Naja, das mit der Mund zu Mund beatmung vorhin hatte ich mir ja nicht zugetraut. 

"Okay und ist der Puls gleichmäßg?" fragte Lussy. Ja...ähhmmm...Ich hatte echt keine Ahnung. Das mit der Ärtztin sollte ich mir also schleunigst wieder aus dem Kopf schlagen. Vorhin bei Antonio aber hatte ich gemerkt, dass sein Puls unnormal langsam war, aber Marks war schneller als der von Antonio vorhin. Also ging ich mal davon aus, dass das bedeutete, dass er dann wohl einen gleichmäßigen Puls haben musste und ich konnte Lussy endlich erleichtern.

"Ja, er hat einen ganz normalen Puls." jetzt lächelte sie. Ich dachte nochmal über meine Gedanken von eben nach. Wegen der Ärtztin und so und dann konnte ich mir ein schmunzeln über meine eigenen Gedanken einfach nicht verkneifen. 

"Diego-Alejandro!" brüllte Lussy "Wir brauchen nochmal einen Becher voll kaltem Wasser."

Schnell sprang Diego auf um seinen neuen 'Job' zu erledigen. 

Diegp-Alejandro kam wieder mit dem Becher angerannt. Er schüttete das kalte Wasser mitten in Marks Gesicht und wir alle hingen unsere Gesichter über Mark's und warteten auf eine rührung.

Mark's Sicht:

Ich wachte auf und über mir sah ich vier mir bekannte Gesichter. Einmal Katy, dann Lussy, dann Lilly und wer war das? War das Diego-Alejandro? WAS? Das konnte nicht sein! Seit wann konnten Tote auferstehen? Offensichtlich litt ich an Haluzinationen und würde bald in die Irrenanstalt eingeliefert werden. Moment, wo war ich überhaupt? Immer noch in Umkleide? War die Nacht etwa schon vorbei?

Nein, warte. Wage erinnerte ich mich daran heute Morgen schon einmal aufgewacht zu sein. Ich war aufgestanden und hatte mich umgeshen. Antonio hatte ich nicht entdecken können und dann hatte ich mich wieder hingesetzt. Sofort schossen mir die Erinnerungen der letzten Tage zurück ins Gedächniss und ich bekam Panik. Dann hatte ich das Gefühl gehabt, eingesperrt zu sein. Die Wände schienen immer näher zu kommen. Ich griff mir mit meinen Händen in die Haare und lief in der Umkleide hin und her. Nun war es der 3. Tag, den wir hier gefangen waren. Beim hin und her laufen fiel mir wieder Steffen auf. An einem Springseil hatte er sich an der Decke aufgehängt. SCHEIßE, war das wirklich alles passiert? War das alles nicht nur ein schlechter Traum gewesen. Dann hatte ich das Fenster entdeckt, was ich ganz vergessen hatte. Es war auch an der Decke der Jungsumkleide. Nur leider war die Decke wo das Fenster war  viel höher als dort, wo Steffen sich dran gehängt hatte. Trotzdem war ich fest entschlossen irgenwie da raus zu kommen. Doch zuerst musste ich das Fenster einschlagen, weil man es garnicht öffnen konnte. Denn es war lediglich dazu da, damit mehr Licht in die Umkleide gelang. Ich zog meinen Schuh aus und warf ihn gegen das Glas-Fenster. Es blieb ganz. Dann wurde ich wütend und schnappte mir gleich zwei mit Büchern volgepackte Rucksäcke gleichzeitig. Mit all meiner Kraft donnerte ich sie in die höhe und tatsächlich schafften sie es, das Glas-Fenster zu zerbrechen. Doch an eins hatte ich nicht gedacht. Ich stand genau unter dem Fenster und all die Glasscherben prasselten wie Regen auf mich nieder. Dann schmerzte es, so ziemlich überall. Ich hatte Wunden am Körper und ich blutete heftig. Ich war total geschockt und stand zuerst nur wie gelähmt da. Dann wollte ich schnell zu den anderen in die Turnhalle gehen. Doch ich fiel in all die Scherben und bekam noch mehr schnittwunden. Diesmal noch größere. Einige der Scherben schoben sich tief unter meine Haut und es fühlte sich an wie tausend Messerstiche. Ich schaute an mir herab und auch meine Gleidung war zerissen, dann musste ich es anscheinend aber doch noch bis in die Sporthalle geschafft haben. 

Jetzt als ich hier so lag, schaute ich wieder an mir herab. Und tatsächlich waren meine Klamotten zerissen und mit Blutsprizern übersäht. Ich schaute wieder nach oben und bemerkte erst jetzt, dass die vier über mir, oder eher die drei und die eine Haluzination auf mich einredeten. Ich war zu geschafft, um ihnen zu antworten. Ich schloss meine Augen und hoffte, dass doch alles nur ein böser, böser Traum gewesen war. Dass meine große Liebe Lola auf den Boden aufgebrallt war und völlig kaputt dort lag, dass ich Ben einfach fallen gelassen hatte und er sich dabei ein Bei gebrochen. Dass die Sporthalle zu war, dass wir keinen Ausweg fanden und bei der Suche danach noch mehr meiner Freunde und Mitschüler ums Leben kamen. Und dass es dann noch diesen Knall gab und fast alle Tod waren. Achja und zuletzt, dass mit dem Fenster was heute Morgen passiert war. Ich dachte daran, wie schön es wär, wenn alles noch normal wär. Ich träumte davon, dass ich und Lola Hand in Hand über eine Blumenwiese maschierten. Ein warmes kribbeln war in meinem Bauch zu spüren. Alles war gut, diese schrecklichen Erlebnisse waren nur ein Traum. Ich lächelte. 

Lussy's Sicht:

Immernoch starrten wir alle aufMark. Eben hatte er seine Augen kurz geöffnet, er hatte sie aber schon ca. nach 5 Sekunden wieder geschlossen. War er wieder Ohnmächtig? Warte, jetzt lächelte er. Aber wieso? Katy, Lilly, Diego und Ich schauten uns verwundert an. Okay, er war slo nicht mehr Ohnmächtig, aber anscheinend auch nicht mehr so ganz normal. 

"Mark?" Katy wartete auf eine Antwort, vergeblich.

Er hörte auf zu lächeln, aber die Augen öffnete er trotzdem nicht.

"MARK!?" versuchte es jetzt Lilly etwas lauter.

Keine Regung.

"Los Diego, füll den Becher nochmal mit Wasser!" forderte ich ihn auf. Ich hoffte, dass wir ihn dann vollständig wachbekommen würden. Das mag jetzt vielleicht etwas komisch klingen, aber ich war furchtbar gespannt darauf, wie ihm diese Wunden zugefügt worden. 

Diego-Alejandro kam zum vierten mal mit einem Becherchen voll kaltem Wasser an. Wieder schüttete er das Wasser in Marks Gesicht. 

Jetzt blinzelte er. "MARK, du bist wach, was ist passiert?" Okay, anscheinend war Lilly auch schon furchtbar neugierig. Aber Mark antwortete nicht. Er schaute uns einfach nur seltsam an. Besonders Diego musterte er von oben bis unten. 

"Ich habe Haluzinationen." was faselte er da? Ich ignorierte es einfach.

"Was ist passiert?" hackte ich nach. 

"Da war dieses Fenster und mein Schuh und dann hat es nicht geklappt. Danach diese Zwei Ranzen und dann hat es geklappt und dann Schmerzen, überall. Tausend Scherben und Blut und..."

Das einzige, was ich an seinem geplapper verstand war Fenster, Schuh, Ranzen, Scherben..aber das hatte allles doch absolut keinen Zusammenhang.

"Ahh, ich weiß!" brüllte Lilly. Das Fenster in der Jungsumkleide. Er muss es irgendwie mit seinem Schuh oder einem Rucksack zerschlagen haben und dann sind die Scherben auf ihn gefallen oder so ähnlich." Ja, das machte Sinn. Plötzlich fiel mir mein Traum wieder ein, den Traum den ich gehabt hatte als ich Ohnmächtig gewesen war. Ich hatte geträumt, dass ich Flügel bekommen hatte und aus dem Fenster raus geflogen wäre. Danach waren auch die Toten wieder lebendig gewesen. Ach. wenn es doch in der Realität nur auch so einfach wär. 

Dann schaute ich nochmal rüber zu Antonio, er und Vivien lagen Arm in Arm auf dem Boden, beide sahen sehr schwach aus. Als ich die beiden so zusammen sah,  erinnerte ich mich wieder daran, dass ich ja mega Stress mit Lilly hatte, weil  Ich schuld an Jacobs Tod war, ihrem Freund. Ich musste wieder weinen. Ich wollte es nicht, aber ich war zu schwach, um die Tränen aufzuhalten. 

Sport ist MordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt