Leben und Tod

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Nachdem wir alle gefühlte  Stunden einfach nur geschockt auf Antonio starrten, bekam Diego-Alejandro seine Fassung zurück. Schnell rannte er in die Jungs-Toilette und füllte einen kleinen Becher, der auf dem Waschbeckenrand stand, komplett mit kaltem Wasser voll. Während er noch in der Toilette verschwunden war versuchte ich Antonios Puls zu spüren. Während ich sein Handgelenk abtastete, hielt ich den Atem an. Zu groß war die Angst, auch er könnte Tod sein. Ich würde das alles nicht mehr verkraften. Es wäre zu schlimm gleich zwei meiner besten Freunde verloren zu haben. Bei dem ganzen stress, der mich wie eine riesige Flut überkam, vergaß ich fast meine Schuldgefühle. Angespannt schauten die anderen mich an und hofften, dass ich seinen Puls spüren würde. Dann konnte auch ich aufatmen, ich spürte Puls. Ich konnte nicht reden, da ich noch zu geschockt war. Aber als zeichen, dass alles gut war, nickte ich den anderen zu. Auch die andere gaben ein erleichtertes schnaufen von sich. Dann sah ich wie Diego-Alejandro mit dem Becherchen voll Wasser angerannt kam. Kurz bevor er bei der Kletterwand ankam, rutschte er aus, ließ den Becher fallen und alles Spritzte in mein Gesicht anstadt in Antonios. Die anderen mussten sich das lachen verkneifen, obwohl das hier echt keine witzige Situation war! Wütent und mit hochroten Gesicht schaute ich in die Runde.

"DAS IST NICHT WITZIG! WIR MÜSSEN ANTONIO WACH BEKOMMEN!" Ich spürte wie meine Wangen glühten. 

Dann wendeten auch die anderen sich wieder Antonio zu. Lilly rüttelte ihn heftig.

"ANTONIO, WACH AUF!" der schrille schrei halte durch die ganze Turnhalle.

"Hör auf!" fuhr Vivien sie an "So wird er auch nicht wieder wach!" sie schaute Lilly böse an.

Dann nahm ich nocheinmal Antonios Arm um sicher zu gehen, das er immer noch Puls hatte. 

"Der Puls schlag ist langsamer geworden!" sagte ich erschrocken.

"Scheiße, Scheiße, Scheiße!" Lussy lief aufgewühlt hin und her. Mit ihren Händen hielt sie ihre Schultern fest.

Zum zweiten mal nahm Diego-Alejandro schwung und rannte in die Jungs-Toilette. Er brauchte ca. 2 Minuten, bis er wieder mit einem Randvollen Becher ankam. Diesmal lief er langsamer. Er gab mir den Becher und ich schüttete das Eiskalte Wasser über Antonios Gesicht. Keine Regung. Wir starrten ihn wieder alle an und sagten nichts. Dann ein zucken in seinen Mundwinkeln. 

"ANTONIO?" brüllte Vivien ihn an. "Antonio, bist du wach? Hörst du mich? Schatz?" Er anzwortete nicht, er bewegte sich auch nicht. Seine Augen blieben geschlossen, auch sei Mund machte  keine anstalten wieder zu zucken. 

Niedergeschlagen ließ Vivien sich neben ihm Sinken. Sie schluchtzte. "Antonio.." wieder ein schluchzen "Sag doch was!" Die Tränen kullerten ihr die Wange herunter. 

Ungeduldig holte ich zum dritten mal zum Puls spüren aus. Seine Hand fühlte sich kälter an, vorhin war er noch glühend heiß. War das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Ich wartete auf die ersten Puls schläge, aber ich spürte keinen Puls. Fassungslos ließ ich sein Handgelenk los. 

"Ich spüre nichts!" sagte ich entgeistert.

"LASS MICH MAL!" Vivien schubste mich zur Seite und nahm Antonios Handgelenk. Sie zitterte. Angsterfüllt schaute sie mir in die Augen.

"Ich spüre auch nichts." sagte sie. Naja, eher gesagt wollte sie das wahrscheinlich sagen, denn ihre Stimme blieb ihr weg und ich verstand nur ein "Ihh 'üre a nich."

Wir schauten uns alle entsetzt an. 

"Mund zu Mund beatmung!" schlug Ben hektisch vor.

Wieder schauten wir uns alle an.

Unsere ganze Klasse hatten in der Schule schon einmal einen 'ErsteHilfeKurs' gemacht. Aber ich hätte mir nicht zugetraut, irgend eine Maßnahme mal in der realität zu machen.

"MARK!" schrie Lussy und schaute mit offenen Mundwinkeln zur Tür. 

Er stand dort, mit völlig zerissener Kleidung, er hatte schrammen im Gesicht und eigentlich überall am Körper offene Wunden. Seine Kleidung war Blut überströmt.

"WAS IST PASSIERT?" schrie Lilly perplex.

Doch Mark antwortete nicht, erst stand er nur da, dann wackelte er hin und her. Er versuchte sich am Türramen festzuhalten, aber es gelang ihm nicht. Er fiel auf den Boden.

Wir alle starrten ihn immer noch geschockt an, bis Ben uns an Antonio erinnerte.

"ANTONIO!" brüllte er und wollte uns damit wieder darauf hinweisen, das wir ihm gerade sein Leben retten mussten. 

Während es immer noch keiner wagte Mund zu Mund beatmung zu machen, rannte Lussy auf Mark zu und stellte fest, das auch dieser Ohnmächtig war.  

Vivien versuchte es schließlich mit Mund zu Mund beatmung. 

1,2,3 sie drückte Antonios Brustkorb nach unten. Dann Mund zu Mund. 1,2,3 und so weiter. Das ganze dauerte ca. 3 Minuten, dann fing er an zu husten.

"ER LEBT!" brüllten Ben, Lilly und Ich im Chor. Vivien war völlig entkräftet. 

Dann standen Lilly und ich auf und rannten rüber zu Mark. Ben konnte wegen seinem Bein immer noch nicht aufstehen und Vivien war noch total erschöpft. Auch Antonio sah noch benommen aus. 

Lilly humpelte stark und ihr Bein sah langsam abgestorben aus. Wir hatten es nämlich immer noch nicht geschafft, den Nagel aus ihrem Fuß zu ziehen. 

Lussy hockte neben Mark und tupfte mit ihrem Oberteil verzweifelt in seinen Wunden herum. 

"Wir müssen ihn erstam wieder zum Bewusstsein bringen!" sagte ich zuversichtlich "Dann können wir ihn immer noch verartzten!" 

"Was ist überhaupt mit ihm passiert?" fragte Lilly und schaute entgeistert auf seine vielen Wunden.

"Keine ahnung, aber wir müssen ihn jetzt erst mal aus seiner Ohnmacht bekommen!" sagte ich nocheinmal und versuchte auch Marks Puls zu spüren.

"Und spürst du was?" Lilly schaute mich fragend an. 

"Warte, ich muss erst die richtige Stelle am Handgelenk finden!" erwiderte ich hecktisch.

Wieder spannte mein ganzer Körper sich an und ich hatte schreckliche Angst, keinen Puls zu spüren.

Sport ist MordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt