Noch zwei Kapitel + der Epilog.
Metatron
Die vor ihm sitzende Dämonin studierte aufmerksam das Blatt Papier, das er ihr zuvor gereicht hatte. Sie saßen in einem Café irgendwo in Kanada und vor ihnen standen zwei dampfende Tassen. „Du weißt, was dir bevorsteht, wenn du mit irgendeinem Wesen über unser Treffen oder den Inhalt dieses Papieres kommunizierst?" Scheinbar gelassen nahm sie einen Schluck von ihrem Kaffee.
„Was für ein Treffen, was für ein Brief? Soweit es mich betrifft hat mich lediglich ein freundlicher, älterer Herr auf einen Kaffee eingeladen, weil ich so nett war, ihm über die Straße zu helfen." Selbstverständlich hatte er seine Reaktion sorgfältig im Griff. Ansonsten hätte er dieses unverschämte Ding am liebsten sofort aus dem Buch des Lebens getilgt. So aber lächelte er nur wohlwollend und wartete darauf, dass sie ihre Tasse endlich geleert hatte und sich von ihm verabschiedete.
Klugerweise verzichtete sie darauf ihm zum Abschied die Hand zu reichen. Ansonsten hätte er sie zum Schein annehmen und anschließend in Weihwasser reinigen müssen. Zumindest war die Luft sofort besser.
Er würde sich nicht mehr lange mit dem Gestank von Dämonen umgeben müssen. Fast all seine Schachfiguren befanden sich auf dem Spielfeld. Zwischenzeitlich hatte er überlegt Maßnahmen in Bezug auf Erziraphael und diesen überaus nervigen Dämon Crowley zu ergreifen. Doch was sollten die beiden schon ausrichten? Sollten sie doch noch ein wenig in dem Glauben verweilen, ihn aufhalten zu können. Es fehlte nur noch ein Kontinent, dann würde er den beiden klarmachen, wie groß das Machtgefälle zwischen ihnen war.
Erziraphael
Die folgenden vier Wochen vergingen wie im Flug. Zwischen Crowley und ihm hatte sich eine gewisse Routine eingespielt: Er stattete regelmäßig dem Himmel Besuche ab, kontrollierte die Vorschlagsbox und sprach mit jedem Engel, den er antreffen konnte und Crowley wurde Stammgast in der Dämonenbar, wo er seinerseits mit den dort herumhängenden Dämonen sprach.
Es fühlte sich an wie Sisyphusarbeit und nach nahezu jedem dieser Ausflüge fanden sie sich abends entweder im Buchladen oder auf dem Sofa vorm Fernseher wieder, wo sie Wein tranken und sich über die engstirnigen Engel und Dämonen echauffierten.
Dennoch gab es sie. Die kleinen Erfolge, wenn ein echter Vorschlag in der Vorschlagsbox landete oder ein freundlicher Kommentar. Oder, wenn einer der Dämonen mit Crowley über den Bentley sprach und den Wunsch äußerte, eine Autowerkstatt speziell für Oldtimer zu eröffnen.
Zudem hielt sie Adam über seine Treffen mit Lucifer auf dem Laufenden. Zweimal hatten sie sich bereits getroffen und scheinbar machte Adam gute Fortschritte darin, seine Kräfte unter Kontrolle zu bekommen und zum Teil sogar gezielt einzusetzen. Und auch Muriel, Leo und Eric schien es in Tadfield den Umständen entsprechend gut zu gehen. Inzwischen hatte sie sich zu dritt in ein leerstehendes Häuschen eingemietet und bekamen regelmäßig Besuch von Adam und seiner Gang sowie von Anathema und Newton.
Darüber hinaus hatten sie natürlich noch sich. Ohne die jahrtausendealten Barrieren, die sie zwischen sich errichtet hatten, konnten sie endlich eine gewisse Zweisamkeit genießen. Was meist nicht viel mehr war, als eine kurze Berührung, wenn einer von ihnen an dem anderen vorbeiging. Oder die Tatsache, dass Crowley seinen Kopf auf Erziraphaels Schoß bettete, während dieser ein Buch las und zwischendurch sanft durch die Haare des Rothaarigen fuhr.
Natürlich gab es auch den Abend, nachdem Maggie und Nina ihnen als Dank für ihr Zweifach-Date neben einer Flasche Rotwein noch eine Schallplatte vorbeibrachten. Was darin endete, dass die beiden im Buchladen eng umschlungen zu den Klängen von „A Nightingale sang in Berkeley Square" tanzten, sich küssten und später aneinander gekuschelt einschliefen. Es war eine friedliche Zeit, die darauf hoffen ließ, dass alles irgendwie gut werden würden. Die einen Ausblick auf die Zukunft erlaubte.
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Die Grautöne unserer Seite
Fanfic„Wir nennen es ... die zweite Wiederkunft." Man hätte es passenderweise auch den erneuten Versuch die Welt untergehen lassen nennen können, doch dies würde keinen himmlischen Standard erfüllen. Und so werden der Dämon Crowley und der nun oberste Erz...