Kapitel 29: Süß wie Zuckerwatte

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Crowley

Als sie dank seines rasanten Fahrstils noch recht früh am Morgen an Anathemas Cottage ankamen, fiel Eric mehr aus dem Auto als alles andere. „Geht es dir gut?", fragte Erziraphael ihn überflüssigerweise. Natürlich ging es dem Dämon nicht gut. Spätestens während der letzten Meter war er fast schon weiß um die Nase geworden. Und bei seinem eher dunklen Hautton kam dies einem Wunder nahe. „Es ... es geht gleich bestimmt wieder", antwortete Eric während er deutlich hörbar ein- und ausatmete.

Crowley schlug die Autotür zu und wollte gerade zu einem nicht im Ansatz netten Kommentar ansetzen, als auch schon die Tür des Cottages aufflog und eine sichtbar wütende Anathema ihnen entgegengestapft kam. „Habe ich mich doch nicht vertan. Das Aufflackern komplett verängstigter Auren im Zusammenspiel mit quietschenden Reifen konnte ja auch nichts anderes bedeuten, als das ein ganz bestimmter Dämon mit seinem Bentley die Gegend unsicher macht."

Inzwischen hatte sie die wenigen Meter bis zu Crowley überwunden und presste ihm nun anklagend einen Zeigefinger auf die Brust. „Ein Dämon, der uns eine Erklärung schuldet." „Crowley? Ich dachte du hättest die beiden vorgewarnt?", fragte Erziraphael irritiert. „Ach, vorgewarnt hat er uns? Meinst du diese SMS, die er mir schickte, Sekunden nachdem plötzlich zwei mir vollkommen Fremde in meinem Gemüsebeet gelandet sind?"

Mit diesen Worten zog sie ihr eigenes Handy hervor und las die SMS vor: „Die zwei Engel gehören zu uns. Passt auf sie auf." Nun schaute auch Erziraphael anklagend in Crowleys Richtung. Jener hob nur entschuldigend die Schultern. „Es war ziemlich stressig da oben. Nicht unbedingt der ideale Zeitpunkt, um einen Roman zu schreiben. Ich habe mich eben auf das Wesentliche konzentriert."

„Wasser", unterbrach da die schwache Stimme von Eric ihre Auseinandersetzung. Anathema, die ihn bis jetzt scheinbar noch gar nicht wahrgenommen hatte, warf ihm einen schnellen Blick zu, bei dem sich ein tiefes Mitgefühl auf ihren Zügen ausbreitete. „Ein weiteres Opfer von Crowleys Fahrstil. Du bekommst natürlich ein Wasser. Ein weiterer Engelsfreund von euch?" „Nicht ganz, meine Liebe. Aber vielleicht sollten wir das ganze drinnen besprechen?", schlug Erziraphael vor.

Anathema nickte und so folgten sie ihr ins Cottage. Eric schwankte noch ein wenig, aber er schien sich schnell zu erholen. Drinnen nahmen sie am Küchentisch Platz und Anathema stellte Eric ein Glas Wasser hin, dass er dankbar annahm. Danach platzierte sie eine Kanne mit frisch gebrühtem Kaffee, ein Kännchen mit Milch, eine Schale mit Zucker, sowie drei Tassen auf dem Tisch. Nachdem sich alle eingegossen hatten - Crowley trank seinen Kaffee schwarz, Erziraphael mit Milch und Anathema mit Milch und Zucker - griff Anathema ihr vorheriges Gespräch wieder auf.

„Also: Was ist passiert? Und wieso habt ihr den hier mitgebracht." Bei den letzten Worten zeigte sie auf Eric, der inzwischen wieder seine normale Hautfarbe angenommen hatte. „Meine Liebe es tut mir wirklich leid, dass wir dich nicht besser vorwarnen konnten, insbesondere in deinem Zustand, aber wie Crowley schon sagte, war alles etwas ... gehetzt und wir hatten kaum Zeit uns einen Plan zu überlegen, geschweige denn euch eher zu informieren. Und auch jetzt gestaltet sich das Ganze eher schwierig, weil ... weil ..."

„Was der Engel sagen will ist: Wir mussten die beiden in Sicherheit bringen und der einzig halbwegs sichere Ort der uns einfiel war Tadfield. Sie waren und sind immer noch in Gefahr, weil sie zu viel wissen. Deshalb können wir dir auch nicht viel mehr sagen. Um dich und unser zukünftiges Patenkind zu schützen, verstehst du?" Anathema seufzte. „Wieso habe ich das ungute Gefühl, dass wir schon wieder kurz vor einer Apokalypse stehen? Aber gut, ich werde nicht weiter nachfragen. Vorerst. Aber was hat es mit eurem Begleiter auf sich?"

„Ich bin Eric und ein Freund von Muriel", ergriff jener selbst das Wort. „Wir wohnen zusammen und als sie sich nicht meldete und nicht wieder zuhause auftauchte habe ich mir Sorgen gemacht. Da sie in Erziraphaels Buchladen arbeitet habe ich sie dort gesucht und die beiden gebeten mich zu ihr zu bringen." „Nach einer freundlichen Bitte klang das gestern Abend aber nicht", stichelte Crowley, was mit einem leichten Tritt gegen sein Schienbein belohnt wurde.

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